Donnerstag, 23. Dezember 2010

Was lange wärt...

Eigentlich wollte ich diesen Blog schon am Sonntag für dieses Jahr beenden, aber daraus wurde ja nichts. Deswegen hole ich das jetzt nach.
Ich bin gestern am späten Abend erfolgreich in Frankfurt gelandet. Die Reise verlief ohne große Probleme auch wenn man sich dieser Tage in Heathrow eher wie Vieh, das durchgeschleust wird, vorkommt und nicht wie zahlende Passagiere. Ich durfe immer regelmäßig in irgendwelchen provisorischen Wartebereichen warten bis ich endlich weiter gehen durfte. Ganz stressfrei war dies nicht.
Aber das ist jetzt auch egal. Ich wünsche allen Lesern (und allen anderen auch) schöne Feiertage und einen guten Rutsch. Der Blog wird wieder "eröffnet" wenn ich zurück nach England reise. Dies sollte (ich bin mal vorsichtig mit genauen Angaben) am 7.1. passieren. Also haltet die Augen offen...

Mittwoch, 22. Dezember 2010

Wieder in Heathrow...

Heute musste ich leider darauf verzichten mir noch einmal London anzuschauen. Wenn man mit einer ca. 15kg schweren Tasche unterwegs ist, macht das Sightseeing leider keinen so großen Spaß. Und ich sehe einfach nicht ein für ca. 4 Stunden 8 Pfund zu bezahlen. Da habe ich es mir doch lieber in einem Starbucks gemütlich (so sehr das halt geht) und warte darauf, dass die Zeit vergeht.
Mein Flug ist bestätigt und steht auf der Liste für Abfertigungen am heutigen Tag. Ich habe heute morgen auch in meinem Dachkammer-Hotelzimmer Nachrichten geschaut. Der Winter hält das Land weiter im Griff. Heute sollen laut Plan zwei Drittel der geplanten Flüge gehen weil die BAA, der Betreiber von Heathrow, es endlich geschafft hat, den Schnee von der zweiten Startbahn wegzuräumen. Gestern und am Montag gingen, weil nur eine Bahn frei war, ca. ein Drittel der Flüge.
Der Winter ist weiter das Haupttheme, auch wenn es gerade mal wieder eine kleine Regierungskrise gibt. Ein paar LibDems haben wohl keine Lust mehr auf eine Zusammenarbeit mit den Tories. Der wichtigeste Minister der LibDems, neben Nick Clegg, hat "Undercover"-Jounalisten erzählt, was er nicht hätte erzählen sollen. Er erkläre Rupert Murdoch (der australisceh Medienmogul) den Krieg (harte Worte), weil dieser einen englischen Fernsehsender übernehmen will. Außerdem meinte er, er könne die Coalition durch sein Weggehen zu Fall bringen, wenn er wolle. Das hörte die besten Freunde David Cameron and Nick Clegg gar nicht gerne und nun ist besagter Minister für nicht mehr so viel zuständig. Aber er ist noch in Dienst.
Aber zurück zum Winter. Es ist schon faszinierend wie ein paar Grad unter null und ca. 5cm Schnee vom Sonntag eine Industrienation derart lähmen kann. In der Victoriastation durfte ich zwei Tage in Folge sehen wie Menschen Anzeigetafeln bewundert haben, auf denen zu lesen war, das ihr Pendlerzug nach Hause heute mal ausfällt oder sehr viel später abfährt. Die Northeast Coast Line, eine der wichtigsten britischen Eisenbahnlinien war zwischenzeitlich völlig zusammengebrochen und hinterlies Zehntausende in King's Cross bis heute morgen. Die Eurostar-Züge, die Alternative zum Fliegen nach Europa, hatte auch Probleme und vor St. Pangranz frohren sich viele Menschen ihre Geduld ab. Viele dieser Leute haben die Eurostar gebucht nachdem ihr Flug ausgefallen war. Man könnte drüber lachen, wenn es nicht so kalt wäre...
Neben diesen schlechten Nachrichten wird im Fernsehen mit Klimaexperten, Ingenieuren und Politikern darüber debattiert, warum es so chaotisch ist. Sie waren sich darüber einig, dass man in Britannien ja nicht solche Winter gewohnt sind und deswegen anders als in Russland (?) man darauf nicht vorbereitet ist. Aber Schnee und Eis gibt es hier ja auch. Es ist zwar tatsächlich nicht so extrem wie auf dem Kontinent, aber das heißt doch wohl nicht, dass man nicht noch ein paar Schneeräumer und Enteisungsmaschine mehr anschaffen könnte. Damit man nicht so völlig anfällig ist. Warum nimmt man eigentlich auch Russland als ziemlich extremes Beispiel und nicht Frankreich oder Deutschland. Dort ist der Winter meist nur ein wenig stärker als in Großbritannien und da geht das doch auch? Bei aller berechtigter Kritik am Frankfurter Flughafen und an der Deutschen Bahn, nach meinen Infos sind in Deutschland erst nach wesentlich mehr Schnee als in Deutschland Probleme aufgetreten.
Und bei aller Liebe zu England: Was hier in den letzten Tagen passiert ist, zeigt doch eigentlich genau das gleiche was ich schon vorher erlebt habe. Transportsysteme und Infrastrukturen sind alles andere als Leistungsfähig. Das ist alles andere als ein Standart, den man in einem "entwickelten" Land erwarten kann und das sollten die Briten auch endlich mal sehen. Vielleicht verstehen sie dann auch warum in so viele andere Länder (nicht nur Deutschland) sie wirtschaftlich immer mehr abhängen. Bei allen Problemen, die der Euroraum gerade hat, in Großbritannien sieht es irgendwie düsterer aus...

Dienstag, 21. Dezember 2010

The global city of London

SoHo
Ich habe ungefähr zwei Monate gebraucht, bevor mir in diesem Blog, ein wenig die Ideen für tägliche Themen ausgegangen sind. Das hat mich natürlich nicht davon abgehalten dennoch was zu schreiben, aber wenn ich ehrlich bin, fand ich selbst die meisten Sachen am Ende nicht mehr so wahnsinnig gut wie am Anfang. Das ist so ein wenig der Kampf gegen die Wiederholung und Eintönigkeit. Gut das ich nicht für das Fernsehprogramm verantwortlich bin...
Würde ich allerdings in London wohnen, würde mir wohl niemals (eigentlich mag ich keine Superlative verwenden) die interessanten Themen ausgehen. Hier gibt es einfach soviel über das ich berichten könnte. Alleine die einzelnen Exponate in der Tate Modern oder in der National Gallery (und wahrscheinlich auch in den meisten anderen Museen) würden ausreichen um ca. 500 Worte darüber zu schreiben. Auch wenn das vielleicht dann doch wieder eintönig wäre...
Das führt allerdings dann eher zu dem Problem worüber man dann eigentlich berichten soll. Was ist sozusagen das beste Thema? Was ist am beeindruckensten? Tatsächlich ist das schwer zu sagen und eigentlich will ich da auch keine Festlegung machen.
Piccadilly Circus
Deswegen vielleicht eher allgemein was ich persönlich an London besonders interessant finde. Ich denke das lässt sich am einfachsten über meine Profession als geschulter Stadtgeograph erläutern. Dazu sollte man sich mal einfach überlegen, was eine Stadt eigentlic ist? Zwei Merkmale sind da wichtig, die mit der Größe überhaupt nichts zu tun hat. Ich halte nichts davon zu sagen eine Stadt ist eine Stadt wenn sie X Einwohner hat. Was eine Stadt ausmacht ist die Eigenschaft der Zentralität. Jede Stadt ist für ein bestimmtes Gebiet immer das Zentrum und alles was 'so passiert', passiert eben in der Regel in der Stadt. Ich muss zur Arbeit, ich muss Einkaufen, ich muss zum Amt, ich muss zum Arzt, etc. pp. Im Normalfall (Ausnahmen gibt es immer) finden eben diese Sachen in der Stadt statt. Und desto größer das Gebiet ist, was diese Stadt 'bedient', desto größer ist auch die Stadt. London ist eine der wenigen Städte der Erde, in dem man dieses Gebiet ohne große Diskussion auf die ganze Welt ausdehnen kann. Deswegen spricht man ja auch von Weltstadt.
Tower Bridge
Und desto bedeutender eine Stadt ist, desto dichter und heterogener ist sie. Und ich spreche hier nicht nur von Einwohnern oder Ethnien (aber auch). Deswegen ist es kein Zufall, dass man hier sowas wie Multikulti findet, jedes Essen essen kann oder alles ereichen könnte was man will ("If you can do it there, you can do it anywhere" - ups, das war eine andere Weltstadt). Deswegen sind hier (unter anderem) die größten Kirchen, die höchsten Gebäude und der größte Flughafen (Ha Ha...) die man auf der Welt finden kann.
Und alles andere was man hier sieht und erlebt, wenn man durch die Straßen geht, positiv wie negativ, kann man schlussendlich darauf zurückführen. Und genau das macht die Faszination aus. Nicht nur für einen Stadtgeographen.
The Tower links, The Gherkin rechts
Es ist schon beeindruckend, dass es von eher ärmlichen Vierteln zum Beispiel in Brixton bis zum der nobelen Einkaufsstraße Regent Street sind es nur wenige Kilometer. Und was sozial gilt, gilt auch geschichtlich. Der Tower von London und St. Pauls. als "alte" Wahrzeichen sind sehr nahe an der "Gurke", einem modernen Wolkenkratzer und "neuem" Wahrzeichen der Stadt. All dies liegt in der "City of London", dem Innenstadtbezirk, welcher zugleich touristisches und geschäftliches Zentrum ist.
Es ist einfach so vieles was man erzählen kann...
Und wenn mir in zukunft nichts mehr einfällt, über das ich aus Plymouth berichten kann, dann wechsele ich einfach mal die Stadt. Genug Material habe ich jedenfalls!

Update zur Reisesituation:
Mein Flug ist zur Zeit nicht gecancelt und das Wetter scheint sich zu bessern! Ich hoffe weiter auf morgen Abend!

Und eine Frage habe ich auch:
Eines der interessantesten Erlebnisse hatte ich gestern. Es ist mit etwas verbunden, dass sich "Westminster Quarters" oder "Westminster Sound" genannt wird. Worum handelt es sich dabei?

Montag, 20. Dezember 2010

London im Winter

Manchmal muss man aus einer schlechten Situation das beste machen was man kann. Ich hoffe im Augenblick auf zwei Sachen. Erstens das mein neuer Flug, der Mittwochabend gehen soll, wirklich fliegt. Unter der tatkräftigen Hilfe von Heike, habe ich nun zumindest wieder wenig Hoffnung in Form eines gebuchten Fluges. Zweitens hoffe ich, dass die Lufthansa, wie sie es angekündigt hat, wirklich mir alle aufkommenden Kosten erstattet. Denn leider ist so ein spontan Urlaub von zwei Tagen in London nicht so günstig. Aber immerhin kann ich mir nun London anschauen, was irgendwo mal ein Traum von mir war. Nur die Umstände hätten besser sein können.
Jetzt jedenfalls sitze ich in London in einem Cafe in Victoria nahe am Bahnhof und sehe die leuchtende Werbung für das Musical "Billy Elliot". Nachdem ich den Flug bestätigt bekommen habe, habe ich mich gleich, bei der Flughafen Hotelagentur um eine Unterkunft bemüht. Auf meine Anfrage, nach einer güstigen Unterkunft in London für zwei Nächte, meinte die Frau nur ganz trocken, sie tue ihr bestes. Und tatsächlich hatte sie nach 15 Anrufen für mich ein kleines Hotel in London Victoria. Für den stolzen Preis von 60 Pfund habe ich da so eine Art Dachkammer bekommen mit einem Bett, welches von einem Leopardmuster verziert wird. Aber ich will mich nicht beschweren. Es ist um ein vielfaches besser als unter einer Termodecke auf einem Steinfussboden im Terminal 1 zu schlafen (was sowieso ein Ding der Unmöglichkeit ist).
So werde ich jetzt die mehr oder weniger drei Tage nutzen um mir London ein wenig näher anzuschauen. Dies habe ich wie gesagt mir schon lange gewünscht. Leider ist es (was ja bekannt ist) saumäßig kalt und ich war zumindest heute alles andere als fit. Dennoch habe ich Westminsterpalace, das London Eye und Westminster Abbey gesehen (war aber nicht drin - zu teuer). Ich war in der Downing Street und in Scotland Yard (der Straße). Okay in der Downing Street war ich nicht direkt, da ist ein großer Zaun davor. Da kommt man nur rein wenn man David Camoran heißt oder ihn persönlich kennt. Ich war auch am Trafelgar Square und bin die Fleet Street runtergelaufen. Ich habe Temple gesehen und war in der City of London und stand vor St. Pauls (war aber nicht drin - zu teuer). Ich bin über die Milleniumsbridge gelaufen und habe Tower und Tower Bridge von weitem gesehen. Ich stand vor der Tate Modern (war drin - kostenlos), welche mir sehr gut gefallen hat.
Am Abend habe ich noch Maria und Caroline getroffen und mit ihnen asiatisch gegessen, die beide auch auf ihren Abflug warten. Der soll morgen früh gehen (Daumen drücken!). Sie gehören zu dieser sehr großen Schicksalsgemeinschaft von Gestrandeten. Überall sieht, hört oder liest man von Bekannten die das gleiche Schicksal teilen. Auch wenn man dies natürlich niemanden wünscht, so fühlt man sich selbst dann doch nicht ganz so einsam mit diesem Problem. Man hilft sich mit Informationen und ähnlichem aus. Sonst wünsche ich nur allen, dass sie es vielleicht doch alle bin Weihnachten rechtzeitig nach Hause schaffen.
 Morgen werde ich mir erstmal mehr von London anschauen...

Ich habe sogar eine Frage:
Auf dem einen Bild ist eine Statur ganz oben auf einer Säule zu sehen. Wo ist das und wer ist das?

Live from Heathrow

Ich mag Flughäfen nicht. Und ich mag es nicht auf Flughäfen lange Zeit zu verbringen oder gar zu schlafen. Aber was ich am allerwenigsten mag, ist auf einem Flughafen zu warten, ohne zu wissen wann es weitergeht. Ich bin aktuell gerade in Heathrow, Terminal 1 untere Ebene, neben einem Weihnachtsbaum, der nicht mehr erleuchtet ist (ich brauchte Strom). Um mich herum sind viele Menschen denen es genauso geht wie mir.
Wir wollen alle Weihnachten nach Hause oder vielleicht in den Urlaub, aber das Wetter hat uns einen gehörigen Strich durch die Rechnung gemacht. Heute sind alle bis auf extrem wenige Flüge vom größten Flughafen Europas ausgefallen. Weniger als ein Dutzend von geplanten fast 1.000 Abflügen fanden statt. Ein paar mehr sind gelandet.
Die Leute liegen überall im Terminal verteilt und versuchen zu schlafen, was allerdings sehr schwer ist. Es wurden zwar Decken und ein paar Isomatten verteilet, aber die bieten nur wenig Bequemlichkeit auf kalten Steinfussböden. Die Müdigkeit und auch die Verzweifelung steht den Menschen ins Gesicht geschrieben.
Das schlimmste ist aber, dass wir kaum Informationen bekommen. Keiner sagt uns was eigentlich genau los ist und wann es vielleicht weitergeht. Auf der einen Seite sind viele Flüge für morgen angekündigt, aber desto mehr Stunden es werden, desto mehr von diesen Flügen werden auch gestrichen. Britisch Airways hat wohl pauschal alle Flüge wieder abgesagt, die Lufthansa noch nicht.
Aber selbst wenn die Flüge stattfinden wird es schwierig einen Platz zu bekommen, weil ja eben so viele fliegen wollen und auch die anderen Flüge sind weitesgehend schon ausgebucht. Einige haben Flüge für Dienstag bekommen, ich erreiche allerdings niemanden bei der Lufthansa und schwebe völlig in der Luft. Zu allem Überfuss soll das Wetter nicht besser werden die nächsten Tage.
Was sich allerdings die Meisten hier fragen, ist warum ausgerechnet Heathrow so überhaupt nicht mit dem Wetter klar kommt, wären alle anderen Londoner Flughäfen scheinbar das Problem besser handhaben können. Zudem heute auch gar kein Schnee gefallen ist und "nur" Eis das Problem zu sein scheint.
Eigentlich will ich positive Stimmung verbreiten, aber es fällt mir gerade schwer einen Grund dafür zu finden...

Samstag, 18. Dezember 2010

Britische Weihnachten VI

Wenn man sich in den britischen Gefilden des World Wide Webs bewegt, der kommt nicht darum festzustellen, dass die Musik für die Briten zu Weihnachten sehr wichtig. Und zwar nicht um irgendeine Musik, sondern um die beliebteste. Wer in Großbritannien einen Nummer-Eins-Hit in den Charts plaziert, dem wird auch international einen großen Erfolg bescheinigt. Man sagt, dass eine hohe Chartplazierung in England, anders als in anderen Ländern, viel mehr ein Ausdruck von Geschmack und Anspruch sei. Das kann (und sollte) man natürlich in Frage stellen, aber Fakt ist, dass deswegen die britischen Charts in der Weihnachtswoche, besondere Aufmerksamkeit zuteil wird. So ist dies Thema in den Nachrichten und man findet auch einen Countdown für den Zeitpunkt der Verkündung (morgen um 19 Uhr GMT/ 20 Uhr MEZ). Viele bekannte Musikstücke der letzten Jahrzehnte wurden durch den ersten Platz an Weihnachten in Britannien "geadelt". Die Beatles, Queen oder auch die Spice Girls (zum Thema anspruchsvoll) haben dies sogar mehrfach erreicht.
Anders als ich es in Deutschland gelesen habe, gehört übrings Wham!'s "Last Christmas" nicht dazu. Es unterlag 1984 Bob Geldofs "Do they know it's christmas?". Dieses "geschmackvolle" Stück hat es sogar dreimal mit unterschiedlichen "Band Aids" an Weihnachten auf Platz eins geschafft. Neben 1984 auch 1989 und 2004.
Nach 2004 hat es übrings viermal in Folge der jeweilige Sieger von der "X-Factor"-Castingshow rund um Simon Cowell, der Dieter Bohlen Englands, geschafft.
Daran wird deutlich, dass es hier um mehr geht als nur um die reine Geschmacksfrage, welches Lied das beste sei. Es geht wie so oft ums Geschäft. X-Factor hat dies nur auf die Spitze getrieben.
Der britische Weihnachtsfilm "Tatsächlich ... Liebe - Love Actually" hat 2003 da schon eine kleine Kritik formuliert. So hat ein Charakter aus dem Episodenfilm, ein altender Rockstar (herrlich gespielt von Bill Nighy), eine mittelprächtige Coverversion von "Love is All Around" eingespielt, um doch noch ein wenig Geld zu verdienen. Er ist allerdings so ehrlich und gibt zu, dass das Lied Schrott sei, man es aber dennoch kaufen sollte. Weil er selbst nicht an seinen Erfolg glaubt, verspricht er im Falle eines Nummer-Eins-Hits an Weihnachten, in der Sendung von Elton John einen Strip hinzulegen. Und wie durch ein (Weihnachts-)Wunder hat er an Weihnachten seinen Nummer-Eins-Hit und so lässt er die Hose runter im Live-Fernsehen.
Etwas deutlichere Kritik hatte im letzten Jahr Erfolg. Über Facebook und Twitter hat sich ein Protest gegen X-Factor formiert. Eine große Anzahl von Menschen wollte nicht wieder einen Hit von den Castingsshows zulassen und haben sich stattdessen verständigt gezielt im Internet (zählt auch für die Charts) ein anderes Lied zu kaufen. Passenderweise war es das Stück "Killing in the Name" von "Rage against the Machine". Das Stück ist eine Kritik an dem blinden Gehorsam gegenüber der Obrigkeit und dem Kapitalismus. Passt also! Und es wurde tatsächlich 2009 17 Jahre nach der ursprünglichen Veröffentlichung ein Nummer-Eins-Hit. Und zwar an Weihnachten.
Dieses Jahr hat sich wieder eine Internetgemeinde gefunden, um diesen Erfolg zu wiederholen. Unter dem Motto "Cage against the Machine" wurde das Stück "4:33" des Komponisten John Cage gewählt. Cage ging es wohl weniger um direkte Gesellschaftkritik, sondern primär eher um eine Kritik der normaleb Musik an sich. In dem Stück wird nämlich 4 Minuten und 33 Sekunden lang einfach gar nicht gespielt. Man soll die Stille wieder entdecken oder es zumindest versuchen.
Ob wir Weihnachten deswegen eine "Stille Nacht" haben werden, wird morgen um 19/ 20 Uhr rauskommen...

Freitag, 17. Dezember 2010

Britische Weihnachten V

Seymour Av. heute Mittag
Heute fiel das erste mal in Plymouth so richtig Schnee. Genug um so ein bisschen Winter-Wunderland-Stimmung zu verbreiten. Die Dächer sind weiß, Kinder spielen im Schnee und der öffentliche Personennahverkehr, steht kurz vor dem Kollabs. Mal sehen wie es am Sonntag aussieht...
Ich habe auch mal den ein oder anderen Menschen gefragt wie hier oder im entsprechenden Heimatland Weihnachten normalerweise gefeiert wird, um zu schauen wo da eigentlich die Unterschiede liegen. So habe ich festgestellt das Muslime oder Chinesen Weihnachten gar nicht feiern und sich einfach über ein paar freie Tage freuen. Ist ja auch nett.
Im großen und ganzen habe ich aber den Eindruck, dass die Unterschiede nicht so groß sind und durch die Globalisierung noch mehr verschwimmen. In England feiert man wie bei uns am 25. und 26. Weihnachten, wobei Bescherung wohl am 25. morgens ist. Auch ein traditionelles Familienessen und ein Besuch in der Kirche gibt es bei vielen. Welches Essen das ist, hängt scheinbar von der Familie und nicht von dem Land ab. So gibt es tatsächlich einige Briten, die den merkwürdigen Christmas Pudding tatsächlich zu Weihnachten essen. Einige mir bekannte Franzosen essen zu Weihnachten auch so graniose Dinge wie Schnecke oder Froschschenkel. Irgendwoher muss ja das Klischee auch stammen.
Der Weihnachtsmann heißt in England übrings "Father Christmas", während er in den Staaten "Santa Claus" heißt. Allerdings findet sich in den letzten Jahren auch "Santa Claus" in England. Das reiht sich in eine ganze Kette von eher amerikanischen Bezeichnungen und Bräuchen ein, welche inzwischen auch in England verwendet werden. Viele Engländer stören sich allerdings daran und setzen sich für "englisches" Englisch in England ein. Man kann das vielleicht am ehesten mit der Debatte in Deutschland über Anglizismen vergleichen.
Aber hier sind Weihnachtsbäume oder Adventskalender auch bekannt. Nur Kerzen scheinen hier nicht so verbreitet zu sein und werden wohl nicht so mit Weihnachten in Verbindung gebracht. Wäre auch schwierig, weil in jedem Haus ein Rauchmelder ist. Einen Adventskranz scheint es hier nicht zu geben, zumindest habe ich keinen gefunden.
Innerhalb von Europa scheinen also die Unterschiede generell nicht größer zu sein als innerhalb von Deutschland. Ich freue mich dennoch auf Weihnachten in Deutschland.

Donnerstag, 16. Dezember 2010

Britische Weihnachten IV

In Plymouth auf der Armada Street im Herzen der Innenstadt gibt es einen Weihnachtsmarkt. Oder zumindest so etwas in der Art. Wenn man aus Deutschland kommt, ist man schon ein wenig was anderes gewohnt, nehme ich an.
Eigentlich gibt es dort alles was man so auf einem Weihnachtsmarkt finden sollte. Man kann Glühwein trinken, Würste essen, Plätzchen kaufen oder auch Mützen anprobieren. Es gibt sogar ein Riesenrad, ein Karussell und eine Eisbahn. Auch gibt es jede Menge Weihnachtsdeko und man sieht auch den ein oder anderen Weihnachtsmann rumlaufen.
Aber irgendwie ist es doch nicht so wirklich dasselbe wie in Deutschland. Das fängt mit der Deko an. Während in Deutschland eher auf eine besinnliche und angenehme Beleutung in hellen, aber nicht aufdringlichen Farben wert gelegt wird, schimmert hier so eine komische neon-blaue Farbe überall durch die Straßen.
Auf der anderen Seite vermisse ich ein wenig den Zauber (oder wie man das auch beschreiben will), denn ein Besuch auf dem Weihnachtsmarkt ausmacht. Vielleicht sind die Buden zu zweckmäßig, das Grün zu dezent oder die Deko zu kitschig. Ich denke der Kitsch ist das was mich vor allem stört.
Das mag eine gewisse Ironie haben, da schon in Deutschland Weihnachtsmärkte immer schnell in Kitsch verfallen, aber hier finde ich es noch extremer. Aber gerade Kitsch ist immer eine Geschmackssache. Ich finde es gibt kaum etwas was weniger klar zu definieren ist, wie Kitsch.
Was ich auch unpassend fand war das eine große Fahrgeschäft mit Überschlag und allem. Auch das passt nicht so richtig auf den Weihnachtsmarkt. Da kann auch der Kölner Bratwurststand nicht ändern. Warum ausgerechnet eine Firma aus Köln für deutsches Wurstflair in England sorft ist mir nicht klar. Würste und Weihnachtsmarkt sind nicht unbedingt Dinge, die ich mit Köln verbinde.
Mit ein wenig Sorge sehe ich übrings gerade den Wetterbericht aus Deutschland. Hier hat es heute gestürmt und geregnet was in der Regel bedeutet, dass es auf dem Kontinent böse schneit. Drückt mir mal bitte alle die Daumen für Sonntag. Dann soll nämlich mein Bus fahren, mein Flieger fliegen und mein Zug rollen...


Mittwoch, 15. Dezember 2010

Britische Weihnachten III

Wie auch in Deutschland, haben in England Vereine oder ähnliche Institutionen (wie Uni-Societies) ein gemeinsames Weihnachtsessen. Von vielen angebotenen Möglichkeiten habe ich jede der ESN, der Erasmus-Society, genutzt.
Wir waren in der Barbican in einem Restaurant was sich Piermasters nannte. Wir haben für unsere ca. 30 Teilnehmer eine ganze Etage für uns alleine bekommen und konnten aus verschiedenen Gerichten ein drei Gängemenü auswählen. Aber bevor das große Fressen began, gab es ersteinmal keine Überraschung. Auf jedem Teller war eine Knallbonbon. So waren die ersten Minuten eine laute Angelegenheit. Meine Überraschung war ein kleines Rätselspiel, was aber nicht sehr schwer war. Deswegen habe ich keinen Flaschenöffner oder Buntstifte bekommen. Schade eigentlich...
Zudem gab es noch kleine Zettel mit einer Quizfrage und einem Witz, sowie einer netten Papierkrone. Als ich meine aufsetzte wurde ich als "King of Germany" bezeichnet. Da musste ich schmunzeln...
Die Frage konnte ich beantworten (welche vier Präsidenten sind auf dem Mount Rushmore abgebildet?), den Witz habe ich allerdings nicht verstanden. Kein Internationaler hatte dies, denn es war ein sehr dezentes Wortspiel. "Why runs a chicken on the football pitch, when the ref whistles for a foul?" Wer hat es verstanden?
Dann wurde irgendwann auch der erste Gang serviert. Ich habe die Suppe des Tages bestellt, ohne zu wissen, dass es sich um eine Tomatensuppe handelte (und zwar ein ziemlich Gute!).
Der zweite Gang war Truthahn. Truthahn ist zwar mehr ein amerikanisches Weihnachtsgericht, aber ich dachte ich könnte es mal probieren, da ich in Deutschland glaube ich noch nie irgendwo einmal Truthahn gesehen habe. Nur in Ägypten konnte ich es einmal probieren, was allerdings auch nicht gerade landestypisch war. Der Truthahn war gut und auch über die Beilagen konnte ich mich freuen.


Nur das Dessert war nicht so ganz mein Fall. Aus irgendeinem Grund hatte ich den traditionellen Christmas Pudding bestellt. Dieses Gericht hatte mir schon bei einer früheren Gelegenheit nicht gut geschmeckt und auch diesmal war es doch nicht so mein Fall. Bei "pudding" handelt es sich übrings nicht um Pudding wie man irgendwie denken könnte, sondern um eine sehr süße variante von gebackenen (?) und getrockneten Obst. Da ich allerdings kein Koch oder Gastronom bin und auch sonst nicht unbedingt viel von Essen verstehe, weiß ich nicht hundertprozentig was ich da eigentlich gegessen habe. Aber ihr habt ja die Fotos um es zu beurteilen.
Die Mengen auf den Tellern zeigen übrings, frei nach Monsieur Ibrahim, dass es sich um eine bessere Gaststätte handelte, da ja bei Luxus die Menge umgekehrt proportional zu dem Preis steht. Denn Luxus heißt vor allem Platz. In dem Fall, Platz auf dem Teller...

3 Frage:
Auf welches Lied findet sich eine Andeutung im Text?
und:
Welche vier US-Präsidenten findet man beim Mount Rushmore?
und:
Wer erklärt den Witz?

Dienstag, 14. Dezember 2010

Britische Weihnachten II

Weihnachten ist das Fest der Liebe. Das ist bekannt. Es ist aber auch die Zeit des Konsums. Auch das ist bekannt. England macht da keine Ausnahme. Dieser Tage gibt es kaum eine Möglichkeit den verschiedenen Angeboten zum Kaufen von Geschenken zu entgehen. Es gibt spezielle Märkte, Straßenverkäufe und nicht zu letzt auch Geschäfte, die zur Weihnachtszeit ein wenig anders aussehen als sonst.
So gab es zum Beispiel in der letzten Woche einen speziellen Weihnachtsmarkt in der Uni. Dort gab es allerlei einheimische Güter (sprich cornisch oder aus Devon), wie Seife, Marmelade oder eine Menge Alkohol (vor allem Cider). Auch die ein oder andere Handarbeit war zu sehen. Ich muss allerdings sagen, dass die Auswahl und Art der Produkte generell etwas zu wünschen übring lies.
An solchen Tagen merkt man auch wie sehr viele kleine Betriebe von Weihnachten abhängig sind. Ein nicht unwesentlicher Teil der Produkte werden für Weihnachten gelagert um sie in diesen Tagen an den Menschen zu bringen.
Ich will das allerdings nicht so sehr anprangern, weil von irgendwas muss man ja leben. Und manchmal will man doch auch einfach eine Ausrede um viel Geld auszugeben. Man will ja auch anderen eine Freude machen. Zumindest sollte das die Motivation sein. Da ist es nur (markt)natürlich, dass es ein riesen Angebot gibt.
Ich persönlich gebe mir Mühe Geschenke zu finden, die vielleicht auch gefallen. Nichts ist unangenehmer als ein Verlegenheitsgeschenk. Und zwar für Schenker und Beschenkten. Dann doch lieber gar nichts. Oder zumindest etwas, was nicht im Keller oder im Schrank vor sich hin gammelt. Da sind Süßigkeiten oder andere Genussmittel doch mein persönlicher Tipp. Die verschwinden nämlich früher oder später. So oder so...
Ich gehe übrings jetzt auf ein britisches Weihnachtsessen. Bin mal gespannt wie das schmeckt...

Montag, 13. Dezember 2010

Britische Weihnachten I

Heute haben wir in unserem Haus eine kleine Weihnachtsfeier veranstaltet. Und zwar eine "typisch" deutsche. Es gab Lebkuchen, Stollen, Glühwein und Weihnachtskekse. So ein wenig Weihnachtsmarkt. Es kamen einige Leute, von denen die meisten allerdings selber Deutsche waren und entsprechend nicht so eine "Kulturschock" erlebten.
Die nicht Deutschen mussten aber zum Teil erst überzeugt werden, doch mal mutig zu sein und Sachen zu probieren. Unser Mitbewohner Ross war zwar so mutig, machte allerdings keinen Hehl daraus, dass er Lebkuchen nicht mag. Die anderen Gäste waren da nicht so.
Im allgemeinen gefiel ihnen wohl das Angebot und sie freuten sich über das Zusammensein. Leider musste ich feststellen, dass bei Weihnachten mein sonst so breites Allgemeinwissen doch ein wenig versagt hat. Ich weiß es gibt zum Beispiel eine Geschichte zum Weihnachtsstollen. Aber sie ist mir einfach nicht eingefallen. Auch konnte ich nicht genau sagen was Lebkuchen eigentlich sind (besonders nicht auf Englisch). Oder wisst ihr was da drinnen ist?
Vielleicht bin ich einfach nicht so der Weihnachtstyp. Ich habe zwar einen Adventskalender, in dem Bilder von dem kleinen Maulwurf sind (danke Heike!). Heute war ein Bild drin, indem der Maulwurf fröhlich im Schnee hüpft. Hier liegt zwar noch kein Schnee, aber das ist für Plymouth eher ungewöhnlich. Schließlich gibt es in Cornwall Palmen (oder sowas ähnliches) und die würde es nicht geben, wenn es hier im Winter viel Frost gibt.
Das Kind in mir (was in der Regel raus kommt, wenn ich Ska oder ähnliches höre), wünscht sich Schnee. Der über-Weihnachten-nach-Hause-fahrende-Student hat allerdings ein wenig Angst davor...

Weil Weihnachten vor der Tür steht, habe ich mir folgendes Überlegt:
Ich würde mich freuen wenn jeder eine kleine Geschichte (historisch oder märchenhaft) erzählt, die von ihm oder ihr besonders mit Weihnachten in Verbindung gebracht wird. An welche Geschichte erinnert ihr euch gerne? Was drückt aus, was ihr mit Weihnachten in Verbindung bringt? Es ist alles erlaubt! Von einem Gedicht bis zu einer ausführlichen Version der Weihnachtsgeschichte. Ein einfacher Kommentar geht auch.

Und wenn ihr euch Punkte wünscht, dann schreibt dazu wie viele Punkte ihr vom Weihnachtsmensch haben wollt. Auch hier sind den Wünschen keine Grenzen gesetzt...

Sonntag, 12. Dezember 2010

Princetown - finally!

Der letzte Ausflug des Jahres ging wieder in das Dartmoor. Und diesmal haben wir es bis nach Princetown geschafft. Princetown ist, zur Errinnerung, ein Ort mitten im Dartmoor, in dem eines der berühmtesten Gefängisse. Dieses wurde von amerikanischen und französischen Kriegsgefangenen für amerikanischen und französischen Kriegsgefangenen gebaut. Viele der Arbeiter starben beim Bau in der abgelegenden Landschaft. Später wurde es für Schwerverbrecher benutzt.
Noch heute gehen Personen öfters im Moor verloren. Das liegt vor allem daran, dass es, wie gestern, teilweise sehr nebelig ist und man sich deshalb verirren kann.
Aber ich lasse mal wieder einfach die Bilder für sich sprechen:
Das älteste Haus von Princetown

Habe ich nicht einen Hund gehört?



Wer findet die drei Schafe im Bild?



Dieser "mutige" Hund ist fast im Eis ertrunken. Aber er wurde von einem irren Franzosen (das Eis war dünn!) gerettet...

Samstag, 11. Dezember 2010

Time to say good bye I

Weihnachten und damit auch die Weihnachtsferien kommen immer näher. Und das heißt auch Zeit zum Abschiednehmen. Ich werde zwar nach Weihnachten wiederkommen, aber nicht jeder kommt zurück nach Plymouth. Das bedeutet man muss sich nun von einigen netten Menschen schon wieder verabschieden. Irgendwie ist es immer ein komisches Gefühl, wenn man "Auf Wiedersehen" zu Leuten sagt, die man wahrscheinlich nie wieder sehen wird. Wenn man sich bemüht kann man dies sicherlich ändern, aber wenn man ehrlich zu sich selbst ist, so weiß man, dass man es kaum erreicht.
Aber ist das schlimm? Vielleicht, denn man hat irgendwie das Gefühl man sollte Kontakte aufrecht halten. Weil es sich gehört. Und es fällt einem schwer zu aktzeptieren, dass Leute die man mag bald nicht mehr Teil des eigenen Lebens sind. Davon geht sicherlich nicht die Welt unter. Aber es macht einen doch ein wenig schwermütig. Vielleicht weil man tief im inneren weiß, dass viele Abschiede entgültig sind. Und wer hat nicht ein wenig Angst vor Entgültigkeit?
Aber sollte man sich davon einschüchtern lassen? Warum? Sollte man nicht viel mehr einfach versuchen die Restzeit zu genießen. Die guten Zeiten so lange weiterleben zu lassen um dann weiter zu machen. Um neuen guten Zeiten mit anderen Menschen entgegenzublicken. Weil diese kommen werden. Sie kommen nämlich immer...

Freitag, 10. Dezember 2010

Der Studentenprotest geht immer noch weiter

Gestern konnte man bei der BBC sowas wie einen Politkrimi verfolgen. Gestern sollten nämlich die seit Wochen und Monaten diskutierten Erhöhungen von Studiengebühren in Westminster im Parlament verabschiedet werden. Wer noch nie eine Debatte im englischen Parlament gesehen hat, ist wahrscheinlich überrascht wie wenig konstruktiv dort debattiert wird. Es ist noch extremer als in Deutschland, denn in Großbritannien wurde das Redeparlament erfunden. Im House of Commens wird geschimpft, gejohlt und dazwischen geredet, wärend ein paar Herren mit weißen Perücken versuchen sehr britisch alles zu leiten. Hat manchmal ein wenig was von Improvisation-Comedy.
Spannend war es vor allem deshalb, weil man sich nicht sicher war wie viele Abgeordnete der Regierung den deutlich erhöhten Studiengebühren zustimmen würden. Für den kleine Koalitionspartner die LibDems (Liberale), die, zur Erinnerung, zum ersten mal in der Regierung sind und zusammen mit den Tories (Konservativen) die erste Koalition seit dem zweiten Weltkrieg bilden, ging es um viel. Die LibDems haben nämlich im Wahlkampf immer gesagt, dass sie keine Erhöhung mittragen würden. Und gerade weil sie als so progressiv und als realistische Alternative neben Labour und Tories gesehen wurden, hatten sie bei den Wahlen verhältnismäßig großen Erfolg. Vor allem junge Menschen und Studenten haben sie gewählt. Sie wollten damals eine andere Politik.
Tatsächlich haben weniger als die Hälfte der LibDems für die Erhöhung gestimmt. Auch ein paar Konservative haben dagegen gestimmt und im Vorfeld sind 2 LibDems und ein Tory aus der Regierung zurückgetreten. Die britische Regierung ist ein wenig größer als die deutsche und besteht aus fast 100 Personen, von denen 25 bis 30 Minister sind. Es gibt zum Beispiel auch einen Olympia-Minister. Allerdings sind keine wichtigen Personen zurückgetreten und die Erhöhung kam dennoch durch, auch wenn es eine kleine Blamage für die Regierung war.
Viele Studenten die parallel vor Westminster auf der Straße waren haben lautstark und teilweise gewaltätig ihrem Ärger Luft gemacht. Sie sind verständlicherweise besonders auf die LibDems und ihrem Chef Nick Clegg sauer, weil sie ihnen ja zur Macht verholfen haben und jetzt sehr enttäucht von denen sind.
Und in den Medien konnte man auch lesen, dass sie auch vor dem Prince of Wales und der Polizei teilweise nicht halt gemacht haben. Die Britische Gesellschaft ist daran nicht gewöhnt und an vielen Reaktionen und Statements lässt sich das ablesen.
So sehen konservative Politiker, allen voran der Premier Cameron gerade Tendenzen die mit "aller Macht" gestoppt werden müssen. Ein Reporter fragt einen demonstrierenden Studenten warum er noch auf die Straße geht. Der Beschluss sei ja durch und kann wird wohl auch nicht zurückgenommen. Der Student ging ohne ein Wort. Außerdem lobt der Polizeichef von London die Personenschützer von Prince Charles für ihre Zurückhaltung. Sie seien ja immerhin bewaffnet gewesen.
Ich frage mich da doch ein wenig was die Leute von den Studenten so erwarten. Junge Menschen, werden von ihrer Regierung, die sie zum Teil selbst gewählt haben, im Stich gelassen und sagen das auch. Einige reagieren etwas über und wenden Gewalt an. Das ist sicherlich problematisch und ich bin auch immer sauer wenn sowas passiert, aber ich kann es sehr gut verstehen. Sollen sie das einfach alles kommentarlos hinnehmen? Was heißt mit "aller Macht" stoppen? Wen genau überhaupt? Und warum ist es löblich, dass bewaffenete Bodyguards Studenten, die Farbbeutel werfen und gegen Autos treten nicht gleich erschießen. Das sollte doch völlig normal sein.
Ich habe wirklich das Gefühl, dass die britische Öffentlichkeit viel zu sehr daran gewöhnt ist alles hinzunehmen was ihnen von ihrer Elite aufgedrückt wird, dass sie völlig verstört reagieren wenn junge Menschen das mal nicht machen. Anstatt zu fragen warum Radalierer das Auto des Prinzen erreichen konnten, sollte man sich vielleicht ein wenig mehr um alternative Lösungen für die Probleme dieser Radalierer kümmern. Aber darüber redet man kaum in den britischen Medien. Oder in den Deutschen.

Donnerstag, 9. Dezember 2010

Pot Luck

Bevor ich nach England gegangen bin, bevor ich überhaupt genau wusste wo Plymouth überhaupt liegt, hatten wir in Frankfurt eine Informationsveranstaltung über Austauschprogramme und Möglichkeiten. Vor dem "technischen" Teil, wurde kurz darüber geredet wieso man überhaupt ins Ausland gehen sollte. Als Erfahrungsbericht wurde dabei auf den Film "L’auberge espagnole" verwiesen, welche genau diese Erfahrung wiedergeben soll.
Und genau dieser Film wurde gestern in der SU passenderweise von der Erasmus-Society gezeigt. Den dieser Film hat einen, und ich glaube da gehe ich nicht zu weit, Kultstatus unter Erasmus-Studenten. Erasmus-Studenten sind ganz allgemein, für die Leute die gerade gar nichts verstehen, internationale Austauschstudenten. Konkret sind es eben solche Studenten, die mit dem Erasmus-Austauschprogramm der europäischen Union (gilt aber nicht nur für die EU) in ganz Europa an den Uni rumhängen und versuchen Sprachen zu lernen (und theoretisch auch noch mehr). Genau wie ich. Der Name geht übrings auf Erasmus von Rotterdam zurück, der so eine Art früher Verfechter einer geeinten Welt (was damals Europa umfasste) war.
Warum ist der Film eigentlich so beliebt bei uns aktuellen oder ehemaligen Erasmus-Studenten und solchen die es gerne sein wollen? Der Film schafft es hervorrangend das Gefühl einzufangen, wie es ist genau diese Erfahrung zu machen. Die Handlung selbst ist dabei nicht das Zentrale. Es geht um einen französischen Wirtschaftsstudent der ein Jahr in Barcelona verbringt. Aber das ist austauschbar. Es könnte auch um einen deutschen Geographiestudenten gehen der (nicht ganz) ein Jahr in Plymouth verbringt (okay nur mein Leben ist nicht ganz so extrem wie in dem Film...).
Das entscheidende sind wie gesagt, mehr die vielsichtigen Gefühle die man erlebt, wenn man im Ausland lebt. Das Gefühl in ein Flugzeug zu steigen und sein ganzen normales Leben zumindest für eine Zeitlang hinter sich zu lassen um in ein Land zu reisen, wo unbekannte Menschen leben, eine andere Sprache gesprochen wird und vor allem wo man schlicht Niemanden kennt. Zumindest noch nicht. Man weiß nicht was auf einen zu kommt. Das ist natürlich auf der einen Seite sehr aufregend, aber für die meisten ist es wohl eher erschreckend und beängstigend. Und dann die unglaublichen ersten Wochen, in denen man soviele Eindrücke auf einmal bekommt, dass man wie auf einer Wolke schwebt. Bevor dann nach ein zwei Monaten sich auch wieder ein Gefühl der Ernüchterung einstellt. Auf der einen Seite hat man Heimatweh und auf der anderen Seite Angst davor ins alte Leben zurückzukehren. Und man hat Angst vor dem Abschied. Weil man weiß, dass da wo man ist, wahrscheinlich nie wieder hinkommt.
Dennoch weiß man aber nicht wo man eigentlich genau hin will. Man ist hin und her gerissen zwischen einer rationalen Lebensplanung und den utopischen und manchmal ideotischen Träumen über das eigene Lebens. Und sowieso erscheint das ganze Leben oft wie ein großer unorganisierter Haufen von Dingen, die man noch machen wollte. Irgendwann einmal. Wenn man Zeit hat...
Man steckt in kleinen und großen Konflikten fest. Mit den Menschen die einem nahe stehen und denjenigen die nicht wichtig sind. Jenen die man sein ganzes Leben lang kennt und jenen die man gerade erst kennengelernt hat.
Man findet den Mut neue Sachen auszuprobieren und ärgert sich wenn man nicht mutig genug war. Wenn man das Gefühl das Leben von anderen geht weiter. Nur ohne das man mitgenommen wird. Und manchmal ist man erschrocken von der eigenen Courage. Von Seiten an sich selbst die man vielleich gar nicht kannte. Gute wie schlechte.
Was das alles für einen bedeutet ist individuell, aber ein Erasmusjahr (auch wenn es gar kein Jahr ist) gehört sicherlich zu den Erfahrungen im Leben die einen erkennen lassen sollte wer man eigentlich ist und was man eigentlich will. Man muss nicht Erasmus machen und auch nicht studieren um dies zu erfahren, aber es ist eine gute Möglichkeit.
Ich jedenfall habe das Gefühl nach zwei Monaten im Ausland ein wenig besser zu verstehen wer ich eigentlich bin und was ich eigentlich will. Auch wenn ich vielleicht noch nicht den Mut habe all dies zu verwirklichen. Aber dazu habe ich ja noch ein paar weitere Monate im neuen Jahr.
Ich weiß gar nicht genau ob man versteht was ich sagen will. Wie so oft denke ich, dass es mir schwer fällt wirklich auszudrücken was ich meine. Aber ich mache das mal wie in der Uni:
Wer mehr wissen will, der sollte sich "L’auberge espagnole" anschauen oder sich vom offiziellen Soundtrack Lied 8 aufmerksam anhören. Auf das es im Leben noch viele Überraschungen gibt...

Mittwoch, 8. Dezember 2010

Archery Competition

Am Sonntag hatte wir beim Bogenschießen einen kleinen internen Wettbewerb. Ich dachte vielleicht interessiert dies den ein oder die andere. Wenn es nicht interessiert, der sollte hier aufhören zu lesen.
Bogenschießen ist schon ein sehr interessanter Sport. Anders als bei vielen (Mannschafts-)Sportarten kämpft man nicht direkt gegen einen Gegner auf den man sich einstellen muss oder so. Man kämpft eher mit sich selbst. Im Grunde geht es beim (Hallen-)Bogenschießen genau darum immer wieder genau dasselbe zu machen. Nämlich einen Pfeil in die Mitte eines Ziels zu befördern. Man geht auf die Linie, legt den Pfeil an, stellt sich richtig hin, hebt den Bogen, zieht zurück, spannt den Bogen, hält ihn ganz ruhig, zielt und lässt im rechten Moment los. Und das immer und immer wieder.
Im Prinzip nicht schwer. Man muss dabei aber viel Konzentration und Körperbeherrschung besitzen. Und das ist im Wettbewerb eben nicht ganz so einfach. Schließlich zählen die Pfeile und man wird beobachtet.
Der Wettbewerb vom Wochenende lief in etwa so ab. Man bekommt ein Ziel zugewiesen (in meinem Fall die Nummer 1), welches man sich mit einem anderen Schützen teilt. Man schießt immer hintereinander 3 Pfeile ab. Dann geht man zum Ziel und schaut gemeinsam nach den Punkten. Eine Zielscheibe besteht aus 10 Ringen die von innen nach außen 10 bis 1 Punkte geben. Sie sind auch nach Farben geordnet. Gold (10,9), Rot (8,7), Blau (6,5), Schwarz (4,3) und Weiß (2,1). Wenn man also Gold trifft, dann ist das was sehr gutes.
Nachdem man gemeinsam die Punkte gezählt und eingetragen hat nimmt man die Pfeile und geht zurück hinter die Linie. Generell darf niemand schießen wenn jemand vor der Linie ist. Man darf nur schießen wenn das Kommando ("Clear") gegeben wurden ist.
Insgesamt wurden 20 solcher Runden geschossen, was bedeutet es wurden 60 Pfeile verschossen. Die Blitzrechner können also wissen, dass man wärend des Wettbewerbs so 600 Punkte erreichen konnte.
Der Sieger (ein langjähriger Schütze) hat 538 Punkte erreicht, was ausgezeichnet ist. Er hat letztens auch einen Wettbewerb gegen andere Unis gewonnen. Ich habe 321 erreicht und bin damit 9. von 25 geworden, was ich persönlich sehr schön finde. Ich habe nur 4 mal verfehlt (0 Punkte oder "miss") was ich total okay finde. Etwas ärgerlich waren nur die zwei Treffer in der goldenen Mitte, bei denen der Pfeil nicht stecken geblieben ist und deshalb nicht zählten. Der Schiedsrichter hat es allerdings einmal gesegen und mir einmal eine 9 zugesprochen. Der Zielkasten ("Boss"), auf den ich schießen durfte, war so alt, dass er in der Mitte sehr abgenutzt ist. Dann passiert sowas. Pech, aber da kann man nichts machen...
Ich bin dennoch sehr zufrieden mit meiner Leistung!

Dienstag, 7. Dezember 2010

Bang, Bang, Bumm, Bumm

Als ich am Sonntag nach Hause kam, hörte ich in der Nähe von Daheim einen lauten Knall. Ich habe mir erstmal dabei nicht so viel gedacht, wenn nicht gleich wieder ein zweiter ungleich lauterer Knall zu hören war. Da gleichzeitig auch ein Geruch von Schießpulver und heller Qualm aufkam, dachte ich mir, da wird wohl jemand mit Explosivstoffen spielen. Nun war es aber für die Bonfire Night zu spät und für Silvester ein wenig zu früh. Ich schloss auch mal aus, dass die deutsche Luftwaffe ihr Werk von vor 70 Jahren beenden wollte. Das würde unserem Verteidigungsminister nicht gut stehen.
Als ich weiter ging und mich dem Freedom Field, dem Park bei mir um die Ecke, näherte sah ich was vor sich ging. Ein Haufen kostümierter Plymouther haben sich in Mitten von Schaulustigen eine kleine Schlachtreihe im Stil des 17. Jahrhundert gebildet. Der Krach, Gestank und der Qualm kam von zwei kleinen Kanonen vor der Reihe, die munter beladen und abgefeuert wurden. Im Sinne der Bewohner von St. Judes (und meines eigenen Hauses), auf die diese Kanonen gerichtet waren, ging ich mal davon aus, dass sie nicht mit Kugeln geladen wurden.
Messerscharf habe ich kombiniert, dass die vornehmlich älteren Herren auf dem Freedom Field an die Schlacht erinnern die dort am 3.12.1643 stattfand. Der "Sabbath Day Fight" gehört auch in England nicht zu den großen bekannten Schlachten, da der Krieg zu dem sie gehörte, nicht zu den großen der englischen Geschichte zählt. Dieser Krieg wurde nicht in zahlreichen Filmen oder Romanen thematisiert und findet auch in Geschichtbüchern meist wenig Platz. Das kann vielleicht damit zusammenhängen, dass in diesem Krieg Engländer gegen Engländer kämpften (genau wie im Rosenkrieg, aber jener ist deutlich bekannter).
Dabei ist der englischen Bürgerkrieg von 1642 bis 1649 durchaus interessant. Und in diesem graniosen Bildungsblock haben wir tatsächlich schon ein wenig von den Ursachen gehört. Wir wissen von der Gunpowder Treason und den unzufriedenen Puritaniern. Als Charles I. (Charles ist generell kein glücklicher Name für einen britischen König) König wurde, kam ein Mensch an die Macht der Katholiken und Puritanier genauso wenig mochte wie eine Begrenzung seiner Macht. Zu der Zeit war die absolute Monarchie gerade schwer in Mode ("L’État c'est moi"). Dummerweise hatte das Parlament in England zu dieser Zeit schon ein wenig mehr zu sagen, als in Frankreich, und das fand die Idee eines absoluten Charles nicht so toll.
Und so kam es schlussendlich zum Krieg in dem nach 7 Jahren blutiger Kämpfe den die Parlamentarier gewonnen haben. Charles wurde geköpft (wohl gemerkt 140 Jahre vor der französischen Revolution) und Britannien wurde tatsächlich eine Republik, welches Commonwealth genannt wurde. Plymouth war in diesem Konflikt auf Seiten des Parlaments wurde aber von den Adligen aus Cornwall schnell angegriffen. In der besagten Schlacht allerdings verteidigten sie ihre Stadt und blieben bis zum Ende des Krieges als so eine Art letzte Festung im Südwesten umgeben von Royalisten beim Parlament. Gewonnen wurde der Krieg woanders.
In diesem neuen Commonwealth (nicht zu verwechseln mit dem modernen Commonwealth) herrschten nun plötzlich die Puritaner unter Oliver Cromwell. Allerdings war dieser ein ähnlich radikaler religöser Fanatiker wie der König vor ihm. Er führte Krieg gegen Schottland und Holland. Er unterwarf das katholische Irland mit einer Brutalität, die irische Historiker als Völkermord beschreiben. Wahrscheinlich verlor er deswegen den Rückhalt des Parlaments und löste es schon 1653 auf und errichtete eine sowas wie eine Militärdiktatur. Diese führte er als Lordprotektor bis zu seinem Tod 1658. Sein Sohn Richard sollte ihm nachfolgen, aber der konnte sich durchsetzen und die Engländer haben 1660 Charles' Sohn, der auch Charles hieß, wieder zum König gemacht. Damit war England und Großbritannien für knapp 10 Jahre (das dunkle Zeitalter?) keine Monarchie.
Charles II. lies übrings die Festung in Plymouth errichten, die heute immer noch zwischen Hoe und Barbican steht. Diese verteidigte aber nicht die Stadt, sondern überwachte sie mehr. Die Kanonen waren nicht auf das Meer gerichtet sondern auf die Stadt.
Charles II. (the merry king) war selbst auch nicht sonderlich beliebt. Er hatte keine eheliche Kinder, aber eine riesen Haufen unehelicher, die er aber adelte. Von diesen Nachkommen stammt sowohl Diana, wie auch Camilla ab, die ja beide mit dem jetzigen Prince Charles verheiratet waren oder sind.
Charles II. folgte sein Bruder Jakob nach, der auch nicht sehr erfolgreich war. In der "Glorious Revolution" von 1688 wurde er durch Wilhem III. (ein Holländer) ersetzt. Gleichzeitig wurde die Macht von dem Monarchen auf das Parlament verschoben. Darauf begründen die Briten bis heute ihre moderne Demokratie. In den folgenden 300 Jahren wurde die Könige und Königinnen immer mehr zu Symbolen anstelle von Machtträgern. Damit haben die Briten in einem langsamen Prozess das erreicht was ihnen in einem radikalen Prozess 1649 misslungen ist. Und daran erinnert das Freedom Field und die Veranstaltung vom Sonntag.

Einfache Geschichtsfrage:
"Was bedeutet das französiche Zitat im Text und wem wird es zugeschrieben?"

Sonntag, 5. Dezember 2010

One day in paradise

Gestern stand mal wieder ein Ausflug auf dem Programm. Es ging in das cornische Paradies, dem "Eden Project". Im Grunde ist das Eden Project eigentlich nur ein botanischer Garten, aber wie ich finde ist es ein sehr schöner (sorry Palmengarten). Die Idee hinter dem Projekt ist die Erziehung und zur Schaustellung von nachhaltigen Techniken in Agartechniken, Konsumverhalten und auch Architektur. Neben der wunderbaren Fauna der Tropen und der mediterranen Zone, werden einem die Zusammenhänge zwischen Klimawandel, Landwirtschaft und zwischen sozialen und wirtschaftlichen Handeln erläutert. Insofern ein wunderbares Terrain für einen Allround-Geographen.
Interessant dabei ist, dass das Gelände ein ehemaliger Tagebau ist, der, im Sinne von Recycling, umgewandelt wurde. Das augenscheinlichste sind dabei wohl die futuristischen Kuppelbauten, die so ein bisschen was von Schlauchboot, bzw. Mondbasis haben. Sie dienten daher sogar schon als Kulisse für einen James Bond Film ("Stirb an einem anderen Tag"). Aber dadurch, dass die Bauten so groß und stützfrei sind, bieten sie eine perfekte Umgebung für diesen kleinen Garten Eden.
Die zwei Kuppel simulieren jeweils die Klimazonen der Tropen (18°C bis 35°C, auch im Winter!) und des Mittelmeeres. Die Außenbereiche ergänzen dabei durch eine Auswahl aus gemäßigten Breiten. Der Teil ist allerdings im Winter nicht so spannend. Bilder versprechen aber, dass im Sommer hier eine bunte Welt entsteht. Daneben gab es noch ein Souvenier-Shop, der an einen "Weltladen" erinnerte. Nur ist es ein ziemlich großer, der ganz im Sinne der nachhaltigen Wirtschaft betrieben wird. Viele glückliche alternative Menschen liefen da rum. Putzig...
In einem "Aktivitätszentrum", was auch noch mal, vor allem für Kinder, spielerische Lehrinhalte geliefert hat, gab es ein sehr spaßige Installation. Da durfte man kurbeln bis man eine große Metalkugel an die Spitze von einer großen Murmelbahn befördert hat. Besagte Kugel ging dann diese Bahn mit einem gewaltigen Getöse runter. Das hat soviel Spaß gemacht, dass ich es gleich dreimal gemacht habe!
Das wir übrings nicht, wie geplant, schon vor zwei Wochen hier waren, hatten wir einer kleinen Katastrophe zu verdanken. Es hat nämlich so stark geregnet, dass das "Eden Project" voller Wasser lief. Ein ehemaliger Tagebau ist nämlich dummerweise auch nicht viel mehr als ein ziemlich großes Loch in der Erde. Deswegen sind große Teile der Anlage voller Wasser gelaufen und sind teilweise bis heute noch nicht wieder aufgeräumt. Das war aber das ersten Mal in zehn Jahren Bestehen. Vielleicht sollte man dennoch einfach mal eine große Pumpe anschaffen. Man weiß nie, ob es nicht doch noch einmal wieder in England regnet.

Wieder eine Schätzfrage:
In dem tropischen Biodom, stand ein Schild in welchem regelmäßigen Zeitraum eine Fläche von der Größe der Anlage an tropischen Regenwald vernichtet wird. Wie lang ist dieser Zeitraum? Oder anders gefragt; Ergänze: "All XX XXXXX wird eine Fläche so groß wie diese Anlage vernichtet."





Wie im Sci-Fi-Film:"Riesenbienen fressen die Welt"


Grichischer Wein...

Donnerstag, 2. Dezember 2010

This is a Neighbourhood Watch Area

Wie man vielleicht schon mal gemerkt hat, zumindest wenn man diesen Blog öfters ließt, bin ich Sozialwissenschaftler (und offensichtlich kein Germanist). Das führt dazu, dass meine Beobachtungen und in der Folge meine Berichte einen Inhalt haben, die vielleicht nicht jeden interessieren. Aber das Schöne an diesem Blog ist, dass ich ihn schreibe und das mich das deshalb gar nicht interessieren braucht.
Vielleicht wären die meisten Menschen an dem Schild rechts, einfach vorbeigelaufen, ohne sich weiter darüber Gedanken zu machen. Aber dieses Schild, was ca. 100 Meter von meinem Haus steht und damit meine Nachbarschaft unter einen besonderen Schutz stellt (?), sorgte dafür, dass ich mich mehr damit beschäftige. Gleichzeitig studiere ich etwas, was mir sogar tatsächlich dabei hilft dies zu verstehen (habe ich jemals erwähnt, dass ich mein Studienfach mag?).
Hinter dem Schild steht nämlich sehr viel und vielleicht interessiert es außer mir auch andere Menschen. 1979 war England ein Land, was irgendwo zwischen alten Glanz und modernen Zeiten steckengeblieben war und als kranker Mann Europas bekannt war. In diesen Zeiten wurde in Großbritannien, als erste Frau überhaupt, Margaret, die eiserne Lady, Thatcher Premierministerin. Es gab viele Dinge die sie nicht mochte: Argentinien, Deutschland oder Europa gehörten dazu. Ein starker Staat auch. Sie und ihre neoliberalen Kollegen sahen darin den Grund für die schlechte Wirtschaftslage. Deswegen hatte sie die größten Kürzungen in der britischen Nachkriegsgeschichte durchgesetzt (genau wie die jetzige Regierung). Und genau wie die jetztige Regierung wollte sie dies durch viel freiwilligen Arbeit und Ehrenämter ersetzten.
Und an der Stelle wird dieses Schild interessant. Freiwillige Tätigkeit ist in Englang sehr viel wichtiger als in Deutschland. Viel "Volunteering", das wird einem hier oft gesagt, ist zum Beispiel wichtig bei der Jobsuche. Wenn man einen guten "CV" (curriculum vitae - Lebenslauf) vorweisen kann, dann hebt man sich von dem "normalen" Bewerber ab. Dies wird im Diskurs auch in Deutschland immer wichtiger, aber ist sicherlich noch nicht so ausgeprägt wie hier. Diese "freiwillige" Bereitschaft bildet ein Reservoir für Arbeitskräfte, die man nicht bezahlen muss und normale Arbeitskräfte ersetzen können. Im konkreten Fall Polizisten. Tatsächlich wurde in den 80ern viele Polizeistellen gestrichen und im Gegenzug Nachbarschaftswachen geschaffen, in denen Bürger auf Bürger aufpassen (oder eher überwachen?).
In der Theorie eigentlich eine nette Idee, aber dummerweise will und kann nicht jeder das Leisten, was Polizeiarbeit ausmacht. Außerdem ist das durchschnittliche Nachbarschaftswache-Mitglied ein männlicher älterer Mensch aus der Mittelschicht. Das bedeutet in den Problembezirken innerstädtischer Quartiere fehlen genau solche Wachen, obwohl sie am ehesten genau dort brauchen würden.
Gleiches gilt auch für die Bereiche Gesundheit, Bildung oder Sozialdienste. Staatliche Dienste durch Freiwilligenarbeit zu ersetzten funktioniert einfach nicht so wirklich. Auch wenn liberale Politiker das gerne so hätten.
Den älteren Herren, den ich öfters immer um den Block laufen sehe, grüße ich übrings immer sehr freundlich...

Mittwoch, 1. Dezember 2010

Und plötzlich ist der Winter da...

Heute ist der 1. Dezember. Winterzeit. Weihnachtszeit. Und das merkt man inzwischen auch. In der Stadt ist sowas ähnliches wie ein Weihnachtsmarkt und in den Geschäften hört man Weihnachtsmusik. Gewhamt wurde ich dieses ja allerdings noch nicht. Darauf kann ich auch verzichten. Bald werde ich sicherlich auch mal auf den Weihnachtsmarkt gehen und dann davon berichten.
Zur Zeit kämpfe ich allerdings ein wenig mit der Kälte. Besonders deswegen, weil meine Heizung nur so suboptimal läuft und die Isolierung von englischen Häusern seit Victorias Zeit nicht so wahnsinnig verbessert wurden ist. Ich habe heute sogar Schnee gesehen. Auf dem Dach eines fahrenden Vans. Ich dachte mir, dass der wohl heute eine weite Strecke gefahren sein muss, weil es hier in der Gegend noch gar nicht geschneit hat.
Anders als auf dem Kontinet. Aus persönlichen Berichten, aus deutschen Medien und vor allem von Facebook weiß ich, dass in Deutschland und anderen Ländern mehr oder weniger das Schneeparadies ausgebrochen ist. Scheint sehr schön zu sein. Zumindest wenn man nicht von A nach B will.
Bevor jetzt jemand nachforscht und feststellt, dass es hier auch "nur" knapp unter null Grad ist und nicht wie in Deutschland so um die -5°C bis -8°C ist, so will ich nur eines fragen: Habt ihr auch so einen starken Wind? Der Wind verdreifacht die Kälte nämlich (für die Nerds: Was ist an dieser Aussage falsch?).
Jedenfalls ist es auch für Plymouth ziemlich kalt, denn hier gehen die Temperaturen äußerst selten unter null Grad. Vielleicht sehe ich ja dieses Jahr Schnee hier. Aber ich weiß nicht ob ich das will. Ich habe mal gehört, dass die Briten normalerweise keine praktische Verwendung für Streusalz haben und im Winter durchaus mal auch das ein oder andere Verkehrschaos ausbricht. Ich laufe zwar zur Uni, muss dabei aber den ein oder anderen Berg überwinden. Ob die britische Kinder Schlittenfahren kennen...

Dienstag, 30. November 2010

You got mail

Als ich vor inzwischen über zwei Monaten das erste mal durch den Drake Circus gelaufen bin (das lokale Einkaufszentrum) ist mir auf der unteren Ebene ein Laden aufgefallen. Dieser Laden, "Clinton Cards", ist wie so viele Geschäfte in Großbritannien eine Kette. Gleich vor dem Drake Circus ist ein weiteres Geschäft von "Clinton Cards" in ca. 50 Meter Entfernung. Auch das ist für Ladenketten nicht so ungewöhnlich. Kennt einer Starbucks?
Was ich allerdings sehr faszinierend fand, war der Artikel auf den sich diese Kette spezialisiert hat. In diesen Läden gibt es mehr oder minder nämlich nur Grußkarten. Und es sind auch immer eine großere Anzahl von Menschen in dem Geschäft sodass ich annehmen muss, dass hier in England sehr viele Leute noch Briefe und Grußkarten versenden. Es gibt dort Grußkarten für jeden erdenklichen Zweck. Geburtstage, Verlobungen, Führerscheinerwerb oder einfach auch nur so. Es ist schon erschreckend wie lange man sich in einem solchen Geschäft aufhalten kann. Nur um zu sehen was es alles gibt.
In Deutschland gibt es natürlich auch diese Karten, aber in einer solchen Vielfalt und auch Kreativität, das ist schon nett. Ich habe auch dann mal spontan eine Karte versendet. Einfach nur so. Ohne besonderen Anlass. Eigentlich sollte man das öfters machen, findet ihr nicht? Eine Grußkarte die sagt: "Hey! Mich gibt es noch! Und schön das es dich auch gibt!"
Fiese Grußkarten habe ich übrings nicht gesehen. Wäre vielleicht eine neue Geschäftsidee: "Devil's Cards"

Schätzfrage:
"Wie viele p. (Pence) habe ich bezahlen müssen damit besagte Grußkarte in Deutschland ankommt?"

Montag, 29. November 2010

Von Imperien, Kapitalismus und Tee

Geld regiert die Welt; Briten trinken Tee. Diese beiden, weit verbreiteten, Weißheiten hängen vielleicht mehr zusammen als man gemeinhin denken mag. Man macht sich das vielleicht nicht so bewusst, aber die, in Europa weit verbreitete Konsumgüter, wie Tee, Kaffee oder Kakao wachsen allesamt nicht in Europa. Und das Bild des Tee trinkenden Briten, des Kaffee trinkenden Franzosen oder von Schoki essenden Deutschen gibt es schon länger. Da ist es doch irgendwie überraschend das alle diese Dinge eigentlich impotiert sind. Oder auch nicht wenn man die Geschichte betrachtet.
Warum hat eigentlich das britische Überseeimperium, das Empire, eigentlich mehr die heutige Welt geprägt als die Imperien anderer europäischer Nationen? Warum ist in Britannien die Industriealisierung ausgebrochen? Und warum trinken die Briten überhaupt Tee? Viele Historiker sehen dazwischen enge Verknüpfungen.
Hier spricht man oft davon, dass das Empire ein zufälliges Konstrukt ist. Als es angefangen hat, wollte eigentlich niemand ein weltumspannedes Reich aufbauen. Das kam "von alleine". So waren die ersten Briten in Indien Händler. Die dachten ganz bestimmt nicht daran dieses Land zu unterwerfen. Das wäre auch ein wahnsinniger Plan gewesen. Die wollten nur Geld verdienen.
Der moderne Kapitalismus mit Anlagensystemen und Krediten ist mehr oder minder in England gereift und hat sich von hier in der ganzen Welt verbreitet. Erfunden wurde es allerdings eher in Holland. Die britischen Händler (Kapitalisten) haben schon früh im Mittelalter viel Macht und Freiheiten bekommen, auch weil einige clevere Könige (Edward III. oder Elizabeth zum Beispiel) erkannt haben wie man das zum eigenen Vorteil nutzen kann. Und wie das im Kapitalismus nötig ist, sucht man nach immer neuen Märkten. Im 16. Jahrhundert lagen diese Märkte in Übersee. Tee war deshalb ja so ein gutes Produkt dafür, gerade weil es nicht in Großbritannien wächst. Die große Distanz, der erhöhte Aufwand garantiert ja den Profit. Und mit dem Erfolg wuchsen die Kolonien, die in vielen Fällen am Anfang nur Handelsposten waren. Erst im 18./19. Jahrhundert ging es eher um Macht und Einfluss direkt als nur um Handel.
Und das (Imperium und Kapitalismus - Rohstoffe und Kapital) waren dann auch die Dinge die man für eine Industrialisierung braucht.
Kaffee, Tee und Schokolade sind also die Autos und Flachbildschirme von vor 200 Jahren. Produkte des Kapitalismus die entwickelt wurden sind damit das Geld weiter zirkuliert. Und soll man deswegen jetzt keinen Tee mehr trinken? Keine Sorge! Keiner von uns muss sich für das verantwortlich fühlen was unsere Gesellschaft ausmacht, lange bevor wir geboren sind. Wir können höchstens versuchen es in Zukunft besser zu machen. Oder um es mit der besten Band der Welt zu sagen: "Es ist nicht deine Schuld das die Welt ist wie sie ist. Es wäre nur deine Schuld wenn sie so bleibt?" Wie das geht? Daran arbeite ich noch...

Samstag, 27. November 2010

Die Geschichte einer Reise

Am Donnerstag war in den Vereinigten Staaten ein Feiertag. Thanksgiving ist das große Familienfest der Amerikaner. Dieses Fest ist für die Amerikaner ziemlich wichtig und geht auf ihren Gründungsmythos zurück. Da es entfernt auch mit Plymouth zu tun hat und letztens sogar Thema an der Uni war (bei einem Professor den ich als Märchenonkel bezeichne - und das ist leider nicht positiv gemeint).
Es war einmal, so um 1600, ein paar Christen. Und zwar ziemlich radikale Christen, die Puritaner genannt wurden. Die lebten im Nordosten von England und waren mit der anglikanischen Kirche nicht so zufrieden. Diese wurde zwar selbst erst 70 Jahre zuvor von der katholischen Kirche getrennt (da war so ein König mit 6 Frauen, aber ich glaube das kennen wir schon). Aber diese Gruppe von Menschen wollte überhaupt gar kein religöses Oberhaupt haben und wollte lieder ihr eigenen Weg zu Gott finden.
Da dies aber nicht so ganz Staatraison war, zogen sie erstmal aus England weg. Sie gingen nach Holland und suchte dich dort ein kleines Fleckchen. Aber dort waren sie auch nicht so glücklich. Die Menschen dort sprachen eine andere Sprache, waren nicht so religös wie die Puritaner und außerdem waren es Holländer. Und England war auch nicht so weit weg und der Englische König hatte immer nochwas gegen sie und versuchte sie in Holland festzunehmen. Das kann damit zusammenhängen, dass ein paar Puritaner Pamphlete geschrieben haben, in denen sinngemäß festgestellt wurde wie schlimm der König ist und dass alle gläubigen Christen England verlassen sollen oder etwas gegen den König unternehmen müssen.
Also verließen sie Holland 1620 und gingen zurück nach England, aber nur um mit noch ein paar mehr wahren Gläubingen von Southampten ein Schiff zu besteigen und nach Westen zu segeln. Übrings nutzte die englische Krone die Gelegenheit und schickte gleich noch ein paar Sträflinge und wahnsinnige Abenteuerer mit. Die wollte man genau wie die Gläubingen nicht so gerne in England haben. Das Schiff hieß Mayflower.
Wenn Gläubige eine Reise tun, dann vertrauen sie in allem Gott. Der wird sie schon vor allem beschützen. Aus diesem Grund kamen die Puritanier nicht so weit. Sie kehrten um und segelten Plymouth an und mussten für drei Monate ihr Schiff wieder seetauglich machen. Das zweite Schiff, was sie mit hatten, wurde aufgegeben. Aber dann ging es los in Richtung Westen zur englischen Kolonie Virgina. Die Stelle von der die Mayflower in Plymouth ablegte wird heute durch die Mayflower Steps, einer Plakette mit dem Namen aller (männlichen) Siedler und einer US-Amerikanischen Fahne markiert.
Gottesfürchtige Menschen brauchen natürlich keinen Navigator und deswegen kamen sie ca. 200 km nördlich von Virgina im heutigen Massachusetts an. Weil es bereits Winter wurde entschlossen sie sich dort zu bleiben und gründeten eine Ort den sie, warum auch immer, New Plymouth nannten. Das da bereit Menschen wohnten wurde von ihnen mehr oder weniger ignoriert. Waren ja auch nur Wilde. Diese Wilden allerdings gaben ein Jahr später den Pilgerväter, wie sie auch genannt wurden, Nahrung, weil ihre Ernte nicht so wirklich aufging. Sie waren ja gläubig. Das wird schon, dachte die sich wohl. Auch wurde ihnen von den Einheimischen beigebracht, wie man in der Gegend Ackerbau betreibt.
Der Legende nach feierten die Siedler und die Ureinwohner dann im Herbst des ersten Jahres ein Fest, das erste Thanksgiving, welches aber sicherlich ganz anders war als es heute gefeiert wird.
Es ist übrings schon eine gewisse Ironie, dass die Wampanoag-Indianer, so hießen die Ureinwohner dort, den Siedlern in den ersten Jahren geholfen haben. Ohne diese Hilfe hätten diese sicherlich nicht überlebt. Tatsächlich gerieten die Siedler mitten in Indianische Konflikte hinein und ihnen wurde wahrscheinlich nur deshalb geholfen, weil die Wamponag im Gegenzug auf militärische Unterstützung hoffte. In der Gegend waren Europäer zwar neu, aber man kannte wohl deren verherrende Macht von Geschichten aus dem Süden des Kontinents. Immerhin besuchten und eroberten Europäer schon seit über hundert Jahren Amerika.
In den nächsten 50 Jahren wurden für die Indianier an der Ostküste ihre eigenen Konflikte bedeutungslos. Immer mehr Europäer kamen und brachten aggressive Missionare, Kriminelle und vor allem auch Krankheiten mit. Zudem vermehrten sie sich wie es die Kanickel.
Die Indianer wurden getötet, assimiliert oder schlussendlich nach Westen vertrieben. Heute gibt es keine Indianer mehr an der Ostküste. Aber beim traditionellen Thanksgiving ist das alles mehr oder weniger bedeutungslos.

Freitag, 26. November 2010

Der größte Feind der britischen Gesellschaft

Gestern in der Vorlesung haben wir uns mit dem, zumindest im Diskurs, größten Feind des guten britischen Alltagsleben auseinandergesetzt. Das sind keine Terroristen und auch keine Migranten. Es scheint vielmehr so, als hätten die Briten vor allem Angst vor dem eigenen Nachwuchs.
Das Thema war das noch relativ neue Forschungsfeld der Kindheitgeographien. Wie geht eine Gesellschaft mit Kindern und Kindheit um und wie wird das "Kindsein" gesellschaftlich erzeugt? Die zentrale Frage, lautet also, wie sollten Kinden oder Jugendliche leben und welchen Normen und Regeln sind sie unterworfen? Tatsächlich sind diese nicht unwichtigen Fragen in den Gesellschaftswissenschaften bisher vernachlässigt wurden. Kinder haben ja auch eine Daseinsberechtigung. Zumindest theoretisch.
Der Einstieg in die Vorlesung war, ob man bei Kindern oder Jugentlichen in der Stadt ein eher positives oder eher negatives Bild hat, welches zum Beispiel von Medien verbreitet wird. Ich selbst meinte, als ich mich an meine Kindheit und Jugend erinnerte (so lange ist das ja nicht her), dass Minderjährige allgemein nicht so ein negatives Image haben. Schließlich gibt es viele Regelungen und Maßnahmen die dazu dienen die schutzlosen Kinder zu beschützen. Der urbane Raum hat eine Reihe von Gefahren (Verkehr oder Kriminalität) denen besonders Kinder und Jugendliche ausgesetzt sind.
Mir wurde da aber klar von vielen Seiten widersprochen, was mich ziemlich überrascht hat. In Großbritannien werden Kinder und Jungendliche eher mit dem Bild des lauten, störenden bis vandalierenden und betrunkenen jungen Menschen assoziiert. Ein Bild was im deutschen Diskurs eher mit Migration in Verbindung gebracht wird, also nicht für alle Minderjährige gilt, sondern "nur" für jene von Randgruppen. Die ganze Sarazin-Debatte zeigt dies ja, wobei dem Nachwuchs selbst da wenig Schuld zugesprochen wird. Das ist natürlich ähnlich problematisch, aber leider nicht so neu. Das wiederrum eine Gesellschaft auch die eigenen Kinder (da wird offenbar wenig zwischen "britischen" und "nicht-britischen" Kindern und Jugentlichen unterschieden) ist allerdings schon ein Schritt weiter.
Und das dieser Diskurs auch ein paar Auswirkungen habt steht außer Frage. Den Wahnsinn beim Bier kaufen habe ich ja schon erwähnt. Ein Nachtrag dazu. Sainsbury aktzeptiert seit zwei Wochen keine nicht-britischen Ausweise oder Führerscheine, sondern allerhöchstens Pässe. Da fühlt man sich als ausländischer Mitzwanziger schon diskriminiert. Ich brauche keinen Pass zum Einreisen nach UK, aber zum kaufen von Bier? Auch habe ich von Fällen gehört in dem eine Mutter bei ihrem wöchentlichen Familieneinkauf keine Flasche Wein kaufen konnte, weil sie ihren jugendlichen Sohn dabei hatte. Sie könnte ihm ja was abgeben.
In manchen Städte gilt eine Ausgangssperre für Minderjährige an Abend, Nachts oder auch zu Schulzeiten. Die Polizei darf dann junge Menschen im öffentlichen Raum einfach mitnehmen und nach Hause bringen.
Das diese diskrimnierenden Verallgemeinerungen allerdings nicht auf Jugendliche begrenzt ist, sondern auch für jüngere Kinder gilt, sieht man an anderer Stelle. So haben viele kleinere Geschäfte (der Kiosk um die Ecke) Verbote die es nicht erlauben, dass mehr als ein oder zwei Kinder sich gleichzeitig im Laden aufhalten dürfen. Ein oder zwei Kinder kann man ja im Auge behalten, falls sie was klauen wollen, aber bei mehr wird es schwierig. Jedes Schulkind ist in den Augen von manchen Ladenbesitzern also ein potenzieller Ladendieb.
Das übelste wovon ich gehört habe ist das "Mosquito device". Dieses Gerät wird vor Läden oder auf öffentlichen Plätzen angebracht um Kinder und Jugendliche daran zu hindern "herumzulungern". Es sendet einen hochfrequenten Ton aus, der in der Regel nur von Menschen unter 25 Jahren gehört werden kann. Dieser Ton bereitet zwar keine Schmerzen, aber er nervt wohl unglaublich, sodass man schnell einen anderen Ort aufsuchen will.
In Plymouth ist mir kein Ort bekannt wo es das gibt, aber vielleicht bin ich auch zu alt um es zu bemerken. Ich persönlich finde allerdings eine solche Konzeption mehr als Grenzwertig, weil es einfach gegen jeden jungen Menschen pauschal gerichtet ist. Auch gegen Kleinkinder und Babies, die vielleicht gar keine Möglichkeit haben wegzugehen, weil ihre Eltern das störende Geräuch ja nicht hören können. Ich finde die Briten müssen sich schon selbst mal fragen, wie sie ihren eigenen Nachwuchs behandeln. Was sagt denn das über eine Gesellschaft aus?