Heute musste ich leider darauf verzichten mir noch einmal London anzuschauen. Wenn man mit einer ca. 15kg schweren Tasche unterwegs ist, macht das Sightseeing leider keinen so großen Spaß. Und ich sehe einfach nicht ein für ca. 4 Stunden 8 Pfund zu bezahlen. Da habe ich es mir doch lieber in einem Starbucks gemütlich (so sehr das halt geht) und warte darauf, dass die Zeit vergeht.
Mein Flug ist bestätigt und steht auf der Liste für Abfertigungen am heutigen Tag. Ich habe heute morgen auch in meinem Dachkammer-Hotelzimmer Nachrichten geschaut. Der Winter hält das Land weiter im Griff. Heute sollen laut Plan zwei Drittel der geplanten Flüge gehen weil die BAA, der Betreiber von Heathrow, es endlich geschafft hat, den Schnee von der zweiten Startbahn wegzuräumen. Gestern und am Montag gingen, weil nur eine Bahn frei war, ca. ein Drittel der Flüge.
Der Winter ist weiter das Haupttheme, auch wenn es gerade mal wieder eine kleine Regierungskrise gibt. Ein paar LibDems haben wohl keine Lust mehr auf eine Zusammenarbeit mit den Tories. Der wichtigeste Minister der LibDems, neben Nick Clegg, hat "Undercover"-Jounalisten erzählt, was er nicht hätte erzählen sollen. Er erkläre Rupert Murdoch (der australisceh Medienmogul) den Krieg (harte Worte), weil dieser einen englischen Fernsehsender übernehmen will. Außerdem meinte er, er könne die Coalition durch sein Weggehen zu Fall bringen, wenn er wolle. Das hörte die besten Freunde David Cameron and Nick Clegg gar nicht gerne und nun ist besagter Minister für nicht mehr so viel zuständig. Aber er ist noch in Dienst.
Aber zurück zum Winter. Es ist schon faszinierend wie ein paar Grad unter null und ca. 5cm Schnee vom Sonntag eine Industrienation derart lähmen kann. In der Victoriastation durfte ich zwei Tage in Folge sehen wie Menschen Anzeigetafeln bewundert haben, auf denen zu lesen war, das ihr Pendlerzug nach Hause heute mal ausfällt oder sehr viel später abfährt. Die Northeast Coast Line, eine der wichtigsten britischen Eisenbahnlinien war zwischenzeitlich völlig zusammengebrochen und hinterlies Zehntausende in King's Cross bis heute morgen. Die Eurostar-Züge, die Alternative zum Fliegen nach Europa, hatte auch Probleme und vor St. Pangranz frohren sich viele Menschen ihre Geduld ab. Viele dieser Leute haben die Eurostar gebucht nachdem ihr Flug ausgefallen war. Man könnte drüber lachen, wenn es nicht so kalt wäre...
Neben diesen schlechten Nachrichten wird im Fernsehen mit Klimaexperten, Ingenieuren und Politikern darüber debattiert, warum es so chaotisch ist. Sie waren sich darüber einig, dass man in Britannien ja nicht solche Winter gewohnt sind und deswegen anders als in Russland (?) man darauf nicht vorbereitet ist. Aber Schnee und Eis gibt es hier ja auch. Es ist zwar tatsächlich nicht so extrem wie auf dem Kontinent, aber das heißt doch wohl nicht, dass man nicht noch ein paar Schneeräumer und Enteisungsmaschine mehr anschaffen könnte. Damit man nicht so völlig anfällig ist. Warum nimmt man eigentlich auch Russland als ziemlich extremes Beispiel und nicht Frankreich oder Deutschland. Dort ist der Winter meist nur ein wenig stärker als in Großbritannien und da geht das doch auch? Bei aller berechtigter Kritik am Frankfurter Flughafen und an der Deutschen Bahn, nach meinen Infos sind in Deutschland erst nach wesentlich mehr Schnee als in Deutschland Probleme aufgetreten.
Und bei aller Liebe zu England: Was hier in den letzten Tagen passiert ist, zeigt doch eigentlich genau das gleiche was ich schon vorher erlebt habe. Transportsysteme und Infrastrukturen sind alles andere als Leistungsfähig. Das ist alles andere als ein Standart, den man in einem "entwickelten" Land erwarten kann und das sollten die Briten auch endlich mal sehen. Vielleicht verstehen sie dann auch warum in so viele andere Länder (nicht nur Deutschland) sie wirtschaftlich immer mehr abhängen. Bei allen Problemen, die der Euroraum gerade hat, in Großbritannien sieht es irgendwie düsterer aus...
Wir drücken soooo die Daumen - guten Flug und gute Weiterfahrt! Hier schneits zur Zeit mal wieder...
AntwortenLöschenLiebe Grüße