Samstag, 27. November 2010

Die Geschichte einer Reise

Am Donnerstag war in den Vereinigten Staaten ein Feiertag. Thanksgiving ist das große Familienfest der Amerikaner. Dieses Fest ist für die Amerikaner ziemlich wichtig und geht auf ihren Gründungsmythos zurück. Da es entfernt auch mit Plymouth zu tun hat und letztens sogar Thema an der Uni war (bei einem Professor den ich als Märchenonkel bezeichne - und das ist leider nicht positiv gemeint).
Es war einmal, so um 1600, ein paar Christen. Und zwar ziemlich radikale Christen, die Puritaner genannt wurden. Die lebten im Nordosten von England und waren mit der anglikanischen Kirche nicht so zufrieden. Diese wurde zwar selbst erst 70 Jahre zuvor von der katholischen Kirche getrennt (da war so ein König mit 6 Frauen, aber ich glaube das kennen wir schon). Aber diese Gruppe von Menschen wollte überhaupt gar kein religöses Oberhaupt haben und wollte lieder ihr eigenen Weg zu Gott finden.
Da dies aber nicht so ganz Staatraison war, zogen sie erstmal aus England weg. Sie gingen nach Holland und suchte dich dort ein kleines Fleckchen. Aber dort waren sie auch nicht so glücklich. Die Menschen dort sprachen eine andere Sprache, waren nicht so religös wie die Puritaner und außerdem waren es Holländer. Und England war auch nicht so weit weg und der Englische König hatte immer nochwas gegen sie und versuchte sie in Holland festzunehmen. Das kann damit zusammenhängen, dass ein paar Puritaner Pamphlete geschrieben haben, in denen sinngemäß festgestellt wurde wie schlimm der König ist und dass alle gläubigen Christen England verlassen sollen oder etwas gegen den König unternehmen müssen.
Also verließen sie Holland 1620 und gingen zurück nach England, aber nur um mit noch ein paar mehr wahren Gläubingen von Southampten ein Schiff zu besteigen und nach Westen zu segeln. Übrings nutzte die englische Krone die Gelegenheit und schickte gleich noch ein paar Sträflinge und wahnsinnige Abenteuerer mit. Die wollte man genau wie die Gläubingen nicht so gerne in England haben. Das Schiff hieß Mayflower.
Wenn Gläubige eine Reise tun, dann vertrauen sie in allem Gott. Der wird sie schon vor allem beschützen. Aus diesem Grund kamen die Puritanier nicht so weit. Sie kehrten um und segelten Plymouth an und mussten für drei Monate ihr Schiff wieder seetauglich machen. Das zweite Schiff, was sie mit hatten, wurde aufgegeben. Aber dann ging es los in Richtung Westen zur englischen Kolonie Virgina. Die Stelle von der die Mayflower in Plymouth ablegte wird heute durch die Mayflower Steps, einer Plakette mit dem Namen aller (männlichen) Siedler und einer US-Amerikanischen Fahne markiert.
Gottesfürchtige Menschen brauchen natürlich keinen Navigator und deswegen kamen sie ca. 200 km nördlich von Virgina im heutigen Massachusetts an. Weil es bereits Winter wurde entschlossen sie sich dort zu bleiben und gründeten eine Ort den sie, warum auch immer, New Plymouth nannten. Das da bereit Menschen wohnten wurde von ihnen mehr oder weniger ignoriert. Waren ja auch nur Wilde. Diese Wilden allerdings gaben ein Jahr später den Pilgerväter, wie sie auch genannt wurden, Nahrung, weil ihre Ernte nicht so wirklich aufging. Sie waren ja gläubig. Das wird schon, dachte die sich wohl. Auch wurde ihnen von den Einheimischen beigebracht, wie man in der Gegend Ackerbau betreibt.
Der Legende nach feierten die Siedler und die Ureinwohner dann im Herbst des ersten Jahres ein Fest, das erste Thanksgiving, welches aber sicherlich ganz anders war als es heute gefeiert wird.
Es ist übrings schon eine gewisse Ironie, dass die Wampanoag-Indianer, so hießen die Ureinwohner dort, den Siedlern in den ersten Jahren geholfen haben. Ohne diese Hilfe hätten diese sicherlich nicht überlebt. Tatsächlich gerieten die Siedler mitten in Indianische Konflikte hinein und ihnen wurde wahrscheinlich nur deshalb geholfen, weil die Wamponag im Gegenzug auf militärische Unterstützung hoffte. In der Gegend waren Europäer zwar neu, aber man kannte wohl deren verherrende Macht von Geschichten aus dem Süden des Kontinents. Immerhin besuchten und eroberten Europäer schon seit über hundert Jahren Amerika.
In den nächsten 50 Jahren wurden für die Indianier an der Ostküste ihre eigenen Konflikte bedeutungslos. Immer mehr Europäer kamen und brachten aggressive Missionare, Kriminelle und vor allem auch Krankheiten mit. Zudem vermehrten sie sich wie es die Kanickel.
Die Indianer wurden getötet, assimiliert oder schlussendlich nach Westen vertrieben. Heute gibt es keine Indianer mehr an der Ostküste. Aber beim traditionellen Thanksgiving ist das alles mehr oder weniger bedeutungslos.

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