Als ich am Sonntag nach Hause kam, hörte ich in der Nähe von Daheim einen lauten Knall. Ich habe mir erstmal dabei nicht so viel gedacht, wenn nicht gleich wieder ein zweiter ungleich lauterer Knall zu hören war. Da gleichzeitig auch ein Geruch von Schießpulver und heller Qualm aufkam, dachte ich mir, da wird wohl jemand mit Explosivstoffen spielen. Nun war es aber für die Bonfire Night zu spät und für Silvester ein wenig zu früh. Ich schloss auch mal aus, dass die deutsche Luftwaffe ihr Werk von vor 70 Jahren beenden wollte. Das würde unserem Verteidigungsminister nicht gut stehen.
Als ich weiter ging und mich dem Freedom Field, dem Park bei mir um die Ecke, näherte sah ich was vor sich ging. Ein Haufen kostümierter Plymouther haben sich in Mitten von Schaulustigen eine kleine Schlachtreihe im Stil des 17. Jahrhundert gebildet. Der Krach, Gestank und der Qualm kam von zwei kleinen Kanonen vor der Reihe, die munter beladen und abgefeuert wurden. Im Sinne der Bewohner von St. Judes (und meines eigenen Hauses), auf die diese Kanonen gerichtet waren, ging ich mal davon aus, dass sie nicht mit Kugeln geladen wurden.
Messerscharf habe ich kombiniert, dass die vornehmlich älteren Herren auf dem Freedom Field an die Schlacht erinnern die dort am 3.12.1643 stattfand. Der "Sabbath Day Fight" gehört auch in England nicht zu den großen bekannten Schlachten, da der Krieg zu dem sie gehörte, nicht zu den großen der englischen Geschichte zählt. Dieser Krieg wurde nicht in zahlreichen Filmen oder Romanen thematisiert und findet auch in Geschichtbüchern meist wenig Platz. Das kann vielleicht damit zusammenhängen, dass in diesem Krieg Engländer gegen Engländer kämpften (genau wie im Rosenkrieg, aber jener ist deutlich bekannter).
Dabei ist der englischen Bürgerkrieg von 1642 bis 1649 durchaus interessant. Und in diesem graniosen Bildungsblock haben wir tatsächlich schon ein wenig von den Ursachen gehört. Wir wissen von der Gunpowder Treason und den unzufriedenen Puritaniern. Als Charles I. (Charles ist generell kein glücklicher Name für einen britischen König) König wurde, kam ein Mensch an die Macht der Katholiken und Puritanier genauso wenig mochte wie eine Begrenzung seiner Macht. Zu der Zeit war die absolute Monarchie gerade schwer in Mode ("L’État c'est moi"). Dummerweise hatte das Parlament in England zu dieser Zeit schon ein wenig mehr zu sagen, als in Frankreich, und das fand die Idee eines absoluten Charles nicht so toll.
Und so kam es schlussendlich zum Krieg in dem nach 7 Jahren blutiger Kämpfe den die Parlamentarier gewonnen haben. Charles wurde geköpft (wohl gemerkt 140 Jahre vor der französischen Revolution) und Britannien wurde tatsächlich eine Republik, welches Commonwealth genannt wurde. Plymouth war in diesem Konflikt auf Seiten des Parlaments wurde aber von den Adligen aus Cornwall schnell angegriffen. In der besagten Schlacht allerdings verteidigten sie ihre Stadt und blieben bis zum Ende des Krieges als so eine Art letzte Festung im Südwesten umgeben von Royalisten beim Parlament. Gewonnen wurde der Krieg woanders.
In diesem neuen Commonwealth (nicht zu verwechseln mit dem modernen Commonwealth) herrschten nun plötzlich die Puritaner unter Oliver Cromwell. Allerdings war dieser ein ähnlich radikaler religöser Fanatiker wie der König vor ihm. Er führte Krieg gegen Schottland und Holland. Er unterwarf das katholische Irland mit einer Brutalität, die irische Historiker als Völkermord beschreiben. Wahrscheinlich verlor er deswegen den Rückhalt des Parlaments und löste es schon 1653 auf und errichtete eine sowas wie eine Militärdiktatur. Diese führte er als Lordprotektor bis zu seinem Tod 1658. Sein Sohn Richard sollte ihm nachfolgen, aber der konnte sich durchsetzen und die Engländer haben 1660 Charles' Sohn, der auch Charles hieß, wieder zum König gemacht. Damit war England und Großbritannien für knapp 10 Jahre (das dunkle Zeitalter?) keine Monarchie.
Charles II. lies übrings die Festung in Plymouth errichten, die heute immer noch zwischen Hoe und Barbican steht. Diese verteidigte aber nicht die Stadt, sondern überwachte sie mehr. Die Kanonen waren nicht auf das Meer gerichtet sondern auf die Stadt.
Charles II. (the merry king) war selbst auch nicht sonderlich beliebt. Er hatte keine eheliche Kinder, aber eine riesen Haufen unehelicher, die er aber adelte. Von diesen Nachkommen stammt sowohl Diana, wie auch Camilla ab, die ja beide mit dem jetzigen Prince Charles verheiratet waren oder sind.
Charles II. folgte sein Bruder Jakob nach, der auch nicht sehr erfolgreich war. In der "Glorious Revolution" von 1688 wurde er durch Wilhem III. (ein Holländer) ersetzt. Gleichzeitig wurde die Macht von dem Monarchen auf das Parlament verschoben. Darauf begründen die Briten bis heute ihre moderne Demokratie. In den folgenden 300 Jahren wurde die Könige und Königinnen immer mehr zu Symbolen anstelle von Machtträgern. Damit haben die Briten in einem langsamen Prozess das erreicht was ihnen in einem radikalen Prozess 1649 misslungen ist. Und daran erinnert das Freedom Field und die Veranstaltung vom Sonntag.
Einfache Geschichtsfrage:
"Was bedeutet das französiche Zitat im Text und wem wird es zugeschrieben?"
Der Staat bin ich. (wörtlich: Der Staat, das ist mich)
AntwortenLöschenDem sogenannten Sonnenkönig.
Ludwig der ich weiß die Nr leider nicht mehr, es war XIV oder XVI), Geschichte war ja nie so meins.
Liebe Grüße
Genau. Ludwig der XIV.
AntwortenLöschenLeider war Janna schneller.
Liebe Grüße
Anja
Sogar ich hab das gewusst!!
AntwortenLöschenDer Blog ist insgesamt große Klasse!!
Es war Ludwig (Louis) XIV.
AntwortenLöschenIch teile den Punkt für die beiden sich ergänzenden Antworten.
Und danke für das Lob! :-)