Die Sporthallen der Uni sind nach einer Frau names Nancy Astor benannt. Da es sich dabei über eine stinknormale Sporthalle handelt und nicht um eine architektonische Meisterleistung, verzichte ich heute mal auf ein Foto. Dafür ist ihre Persönlichkeit um so schillender, denn in Britanien ist sie schon sowas wie eine Berühmtheit.
Dabei war sie nicht einmal eine Britin. Sie war gebürtige Amerikanerin (*1879) und eine reiche noch dazu. Ihr Vater hatte durch ein Eisenbahnunternehmen, viel Geld verdient und seine Tochter damit zu einer "guten Partie" gemacht, auch wenn es in seinem Leben wechselhaft zuging. Sie heiratete mit 18 einen Mann, der sich als Alkoholtrinkender Ehebrecher herausstellte, von dem sie sich auch bald wieder trennte. Angeblich wollte sie sich schon während der Flitterwochen scheiden lassen. Sie waren allerdings für vier Jahre verheiratet.
Genug von Amerika und seinen Männern entschloss sie sich am Anfang des 20. Jahrhunderts nach England zu gehen. Dort heiratete sie ein zweites Mal, diesmal einen Mann namens Waldorf Astor, unter dessen Namen sie auch bekannt ist. Er war übrings eigentlich auch Amerikaner, mit deutschen Wurzeln, der aber als Aristokrat in England aufwuchs, da sein Vater auch eine sehr reicher Mann geworden ist. Das reicht manchmal auch um adlig zu werden.
Nachdem sie der Bewegung der "christian science" beigetreten ist, eine christliche Freikirche, die besonders was gegen Alkohol und Medizin hat, versuchte sie in die Politik zu kommen. Ihr Ehemann war bereits Mitglied der House of Commens (Unterhaus), des britischen Parlament. Er wurde 1918 gewählt. 1919 allerdings wurde er zum Graf (Viscount) ernannt und damit Mitglied des House of Lords (Oberhaus). Dieses ist so eine Art Parlament der Fürsten, hat aber heute (und 1919) nicht wirklich was zu sagen. Als Mitglied des House of Lords kann man allerdings nicht gleichzeitig auch Vertreter für die "commons", die "Gewöhnlichen" sein. Deswegen wurde sein Platz im Parlament frei. Seine Frau Nancy dachte sich wohl: "Den kann ich doch einnehmen. So schwer kann das doch nicht sein"
Besagter Parlamentsplatz is übrings einer der beiden Plätze von Plymouth wo wir dann auch schon den Bezug zu der Sporthalle hier haben. Lady Astor hatte allerdings ein paar Probleme gewählt zu werden, weil sie eine komische Relgion angehörte, radikal gegen Alkohol ist (Plymouth war auch damals schon ein Marinestützpunkt) und auch sonst nicht unbedingt Volksnah war. Auch war sie überhaupt nicht in die Frauenbewegung eingebunden, die erst 1 Jahr zuvor aktives und passives Wahlrecht für Frauen erkämpft hatte. Allerdings hatte sie wohl eine ganz sympathische Art und so wurde sie für die Tories tatsächlich die erste weibliche Parlamentsabgeordnete.
Sie war allerdings nicht die erste, die als solche gewählt wurde. Eine Frau namens Constance Markiewicz hatte im Vorjahr für Sinn Féin einen Sitz gewonnen. Weil Sinn Féin nordirische Seperatisten sind (oder vielmehr waren), hat sie, wie alle anderen aus dieser Partei, ihren Sitz nicht angetreten.
Lady Astor war stolze 26 Jahre Mitglied des Unterhauses und ist auch für das ein oder andere verantwortlich. Ihre größte Leistung war es wohl, dass das Alter zum Alkoholgenuss auf 18 Jahre festgesetzt wurde, was noch heute gilt. Es war übrings eine Verschärfung der Regelung und nicht wie ich erst dachte eine Erleichterung.
Sie war in Hinsicht eine radikale Verfechterin ihrer Positionen. Sie war radikal konservativ, radikal für Frauenrechte, radikal gegen den zweiten Weltkrieg und eben radikal gegen den Alkohol.
Das Nancy Astor heute noch recht bekannt und populär ist (sie starb 1964), liegt an den zahlreichen Annekdoten über sie. Die beste ist wie ich finde eine über einen Disput mit Winston Churchill:
Astor zu Churchill: "If you were my husband, I'd poison your tea."
Churchill darauf zu Astor: "Madam, if you were my wife, I'd drink it!"
(zu deutsch: "Wenn sie mein Ehemann wären, würde ich ihren Tee vergiften - Meine Dame, wenn sie meine Frau wären, würde ich ihn trinken!" )
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