Um den Eindruck vorzubeugen, ich würde nur meine Freizeit genießen und gar nicht zur Uni gehen, schreibe ich auch mal was von meinem Unialltag.
Heute stand "Geography of Empire" auf dem Stundenplan. Das ist eigentlich keine wirkliche Geographie, sondern vielmehr Geschichte. Nämlich Geschichte des britischen Empire. Ist auch interessant. Von einer geographisch wissenschaftlichen Perspektive, habe ich an dem Kurs dennoch einiges auszusetzen (anders als bei anderen Kursen).
Unser Dozent (ruhiger älterer Herr, der gerne Geschichten erzählt) hat die etwas schlechte Angewohnheit vom Empire in der ersten Person Plural zu reden. Also: "Wir haben da verloren", oder "da hatten wir keinen Wolfe". Besonders schön waren seinen Ausführen über die Kriege gegen die Franzosen, weil neben mir immer meine französischen Kollegen sitzen, die ihr Gesicht dann immer ein wenig verziehen. Die Franzosen verlieren nämlich immer.
Besonders kritisch fand ich heute allerdings die populärwissenschaftliche Fernsehsendung, die wir heute sehen durften. Es handelte sich um "Empire" von Niall Ferguson, dessen Thesen nicht nur ich bedenklich finde. Die Sendung errinnerte mich an "Die Deutschen", die vor einiger Zeit mal im ZDF lief. Interessant und gut gemacht, aber mit einer merkwürdigen Grundintension von National- oder Völkerbewusstsein.
So heißt es am Anfang von "Empire", dass das britische Empire bei der Allgemeinheit kein sehr guten Ruf hat und mit Ausbeutung, Krieg und Machtgier zu tun hat. Ferguson setzt dagegen, dass das Empire die modere Welt geprägt hat (soweit stimme ich zu). Es hätte die englische Sprache, den Kapitalismus, das Staatswesen und die christliche Religion verbreitet. Das alle heute englisch sprechen, kommt nur den Briten (und US-Amerikanern) entgegen. Was ist so toll daran, dass wir alle dem Geld hinterher rennen? Und in Afrika und Indien funktioniert auch das Staatswesen super? Und ich dachte von der missionieren im großen Stil hätten wir uns auch verabschiedet. Übrings kann man sowohl von der positiven, wie auch von der negativen Seite entgegen halten, dass die Briten nicht die einzigen waren, die dies erreicht haben.
Nachdem ich meinen Unmut durch meinen Gesichtsausdruck wohl auch zum Ausdruck gebracht habe, wurde ich am Ende gefragt ob wir (ich und die Franzosen) denn internationaler Student seien. Wir haben bejaht und auch erklärt, dass wir ein paar Standpunkte "very british" finden. Darauf meinte der Dozent in seiner sehr freundlich Art, er würde sich freuen unsere länderspezifische Perspektive in unseren Arbeiten wiederzufinden. Ein deutsche Perspektive auf das britische Empire? Bin mal gespannt wie die aussehen könnte.
Damit es auch nicht so langweilig wird, hier wieder eine Frage:
Auf Wegweiser in Plymouth findet sich öfters der Ort "Kingsbridge". Welcher historische Roman spielt zum großen Teil in einem Ort gleichen Namens?
Nachdem ich das gelesen habe, kommmt leider mal wieder mein "Neid" durch - in einem solchen Kurs hätte ich auch gern gesessen und evtl. meine Meinung geäußert. Nun werde ich am Wochenende versuchen, was über "Empire" und Niall Ferguson herauszubekommen bzw. zu studieren.
AntwortenLöschenKingsbridge verbinde ich mit Ken Follett und "Die Säulen der Erde".
Ist also unbedingt einen Ausflug wert!
Schönes Wochenende
Vollkommen richtig! Das Kingsbridge hier in der Nähe ist nicht dasselbe wie auch aus dem Buch. Das aus dem Buch ist fiktiv und kann man folglich auch nicht besuchen.
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