Donnerstag, 14. Oktober 2010

Charles Church

Charles Church - 'blitzed'
Plymouth hat sowas wie eine Gedächtniskirche. Sie wurde in Nacht vom 20. auf den 21. März 1941 im "Plymouth Blitz" zerstört. Dieser Luftangriff war auch gleichzeitig der heftigste auf Plymouth. Um den 1.200 Toten aus Plymouth der Angriffe zu gedenken, wurde kurz nach dem Krieg entschieden die Kirche in ihrem Zustand zu lassen. Als Mahnmal. Mich persönlich erinnert sie an die furchtbar hässliche Seite der deutschen Geschichte, den die Kirche ist nicht weit weg von der Uni und meinem zuhause und ich sehe sie fast täglich.
Daneben find ich allerdings auch ihren Standort sehr interessant, denn die Stadtgeschichte von Plymouth vereinigt sich an diesem Punkt gewissermaßen. Die Kirche bildet heute das Zentrum des "Charles Cross" eines großen Kreisverkehrs (Roundabout). Wenn am richtigen Punkt steht kann man von hier auf die "Barbican", sozusagen die Altstadt mit ihrem Hafen blicken. Da ist nur der Busbahnhof dazwischen. An genau diesen Hafen stachen die Mayflower oder Francis Drake (und andere) in See. Die Kirche selbst ist im Spätmittelalter entstanden.
Aber auch die Neuzeit ist an diesem Fleck vertreten. Wenn man den Roundabout nach Westen hin verlässt kommt man nach St. Judes. St. Judes ist eines der vielen innenstadtnahen Viertel, die zu Zeiten der Industrialisierung entstanden sind, um das Wachstum der Bevölkerung aufzunehmen. Es ist übrings gleichzeitig das Viertel in dem ich wohne.
Drake Circus
Was allerdings am Charles Cross am meisten auffällt ist natürlich der Verkehr. Und damit sind wir beim modernen Plymouth. Nach dem Krieg wurde bekanntermaßen die Innenstadt neu erbaut. Genau wie in Deutschland war damals das Paradigma der "Autofreundlichen" Stadt das Leitbild. Entsprechend bildet Charles Cross den Knotenpunkt zwischen der Innenstadtumgebung und der Hauptausfahrtstraße. In der Rush-Hour hat man hier keinen Spaß.
Am östlichen Ende des Platzes ist übrings der "Drake Circus", das größte Einkaufszentrum der Stadt. Man kann es stellvertretend für die großen (eher hässlichen) Gebäude der Plymouther Innenstadt sehen. Allerdings ist gerade dieses Gebäude architektonisch kreativ, weil es dem Aussehen eines Segelschiffes nachempfunden ist. Der Name "Drake Circus" weißt auch wieder auf die Geschichte der Stadt hin.
So kann man an einem Ort viel über die Geschichte einer Stadt lernen. Man muss nur mit offenen Augen durch die Stadt gehen.

1 Kommentar:

  1. tja die Frauenkirche wurde wieder aufgebaut - da brauchte man wohl kein entsprechendes Mahnmal.

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