Freitag, 12. November 2010

Ein Glück das wir die Hausnummer haben...

...die Beschreibung des Hauses hätte wahrscheinlich nicht ausgereicht.

Für die Leute die mich kennen, mag das folgende Geschichte vielleicht überraschend sein. Mir ist es bereits zweimal passiert, dass ich mich ein wenig verirrt habe als ich nach Hause ging. Ich bin aus versehen eine Straße zu früh abgebogen und habe erst gemerkt, dass ich falsch bin, als ich mich meiner Hausnummer näherte und die Häuse direkt daneben irgendwie anders aussahen. (Was das Haus schon immer rot gestrichen? Hatte dieses Haus nicht eine Satellitenschüssel?)
Das mir das passiert ist, könnte damit zusammenhängen, dass hier alle Häuser irgendwie gleich aussehen, wenn man von kleinen Details absieht. Jetzt fragt sich natürlich der interessierte Humangeograph: Warum ist das so? Hat das irgendjemand so geplant? Ist das 'kulturelle' Veranlagung von britischen Häuslebauer?
Im ersten Moment erinnert diese manchmal endlosen Reihen von Reihenhäusern an die sozialistischen "Paläste der Arbeiterschaft" in Ostdeutschland, oder den Wohn-Utopien der Moderne in Westdeutschland. (Man kann auch Plattenbau sagen). Nun ist aber Großbritannien nie ein sozialistisches Land gewesen und die Reihenhäuser sind ein wenig älter als die modernen Utopien.
Der geschulte Humangeographie sollte natürlich selbst eine Antwort finden und das Phänomen untersuchen. Inzwischen habe ich auch eine Theorie, die sich mit den mir bekannten Fakten deckt. Tatsächlich hat das wohl niemand geplant oder beabsichtigt, sondern dies ist wohl mehr das Ergebnis verschiedener Faktoren.
Tatsächlich werden diese Art von Häuser schon seit über 200 Jahren hier gebaut, auch wenn der Standard sich im Laufe der Zeit stark verbessert hat. In der Hochzeit der viktorianischen Industrialisierung waren die englischen Industriestädte von Slums geprägt, die sich auch durch diese Reihenbauweise ausgezeichnet hat. Diese sind allerdings nicht das Ergebniss einer strikten Planung, sondern eigentlich genau das Gegenteil. Britannien im 19. Jahrhundert war eine Epoche in der der Kapitalismus "frei" und unreguliert wirken konnte. Es überrascht daher auch nicht, dass Friedrich Engels Frühwerk aus diesen Beobachtungen stammt. Diese Bauweise ist schlicht und ergreifend billigste der Zeit gewesen. Sie ist einfach zu bauen und einfach zu planen. Warum sollte man sich die Mühe machen individualisische oder auch schöne Häuser zu bauen? Das ist nicht effektiv. Diese Art der Planung (private nicht staatliche) war zweckmäßiger als das völlig planlosen Bauen, was es vorher auch gab. Damit sind die typisch britischen Reihenhäuser eigentlich nur Vorgänger der Mietskasernen, wie wir sie aus Deutschland kennen, oder von den Plattenbauten der Moderne.
Das diese in England immer noch stehen und heutezutage sogar eine Art von Aufwertung erleben (so wie Altbauten in Deutschland), sagt viel die Geschichte des Landes aus. Der Kapitalismus und daher auch die Industrialisierung ist hier einfach deutlich älter als in jedem anderen Land.
Übrings hoffe ich in Zukunft immer gleich den richtigen Weg zu finden. Aber manchmal bin ich einfach so in meinen Überlegungen versunken, das ich sicherlich auch in Zukunft mal die falsche Straße nehme.

Um das Quizspiel mal wieder in Fahrt zu bringen:
"Aus welchem Film habe ich in der Überschrift zitiert?"

5 Kommentare:

  1. Ohne tiefere Kenntnis der Materie behaupte ich jetzt mal "Postal" *g*

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  2. Es muss ein Film sein, bei dem jemand nach GB kommt und ein bestimmtes Haus sucht.
    Leider kenne ich keinen solchen Film, aber solche Reihenhauszeilen in England. Hinten dann der kleine Garten, aber mit hohen Mauern abgegrenzt zum Nachbarn.
    Danke für den BLOG!
    Liebe Grüße

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  3. Heute Nacht hatte ich eine Idee - Asterix bei den Briten???

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  4. im vorletzten absatz fehlt sicher ein "über"
    aber sonst eine interessante ausführung =)

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  5. Grundregel: Wer Rechtschreibfehler findet, der darf sie behalten ;-)
    Ich habe immer Viele versteckt.

    Und manchmal kommen die guten Idee wohl Nachts.
    "Asterix bei den Briten" ist die richtige Antwort. In den Film werden schön viele Eigenheiten der Briten aufs Korn genommen. Oberlix macht die Aussage, die ich zitierte, als sie in einer britischen Wohnsiedlung ein Haus suchen und alle Häuser, typisch britisch, einfach gleich aussahen.

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