Montag, 31. Januar 2011

Der gefährliche Blick über den Tellerrand

Heute will ich etwas zum Thema machen, was mit mehr oder weniger gar nichts zu tun, was mich aber dennoch gerade ein wenig beschäftigt. Wie der ein oder andere weiß war ich vor genau einem Jahr in Kairo. Vielleicht war der ein oder andere von den Lesern damals mit mir dort.
Wenn man die Nachrichten schaut, dann schaut man oft abgestumpft auf die Nachrichten aus fernen Ländern und Umbrüchen die sich dort vollziehen. Wir haben vielleicht alle von den Vorgängen in Tunesien gehört ohne das sie uns besonders nahe gegangen sind oder vielleicht sogar ohne das sie uns interessiert haben. Wahrscheinlich geht es den meisten jetzt bei Ägypten ähnlich. Das Land ist fremd islamisch und auch weit weg. Ich möchte an der Stelle nicht falsch verstanden werden. Ich denke es eine natürliche Abwehrreaktion, dass man nicht alle Dinge so nah an sich heranslässt, weil man ansonsten schwer durch den Tag kommen würde. Es ist irgendwie logisch, dass den Regionalbahnfahrer ein Zugunglück in einer vertrauten Umgebung wesentlich mehr schockt als wenn hunderte völlig Fremde irgendwo außerhalb Europas von ihrer Regierung umgebracht werden.
Für mich persönlich existiert allerdings ein Bezug zu genau diesen Menschen. Ich sehe im Internet Bilder von Straßen und Plätzen, die ich kenne und auf denen ich selbst spaziert bin. Ich weiß zum Beispiel noch wie ich über den Tahrir-Platz in der Innenstadt gelaufen bin. Ich kam damals aus dem Ägyptischen Nationalmuseum (wo die Tutanchamun-Sammlung ist) und habe mich unter einer ziemlich drückenden Sonne durch den Verkehr gewühlt, welcher in Kairo eine besondere Art der chaotischen Ordnung darstellt und bin laufend von Geschäftleuten und Taxifahrern angesprochen wurden, weil ich etwas kaufen sollte. Ich erinnere mich an eine Mann der mir tolle Geschichten erzählte nur damit ich eine echt orginale alt-ägyptische Statur (mit Hieroglyphen!!) kaufe. Ein Sonderangebot was ich dankend ablehnte.
Heute ist der Tahrir-Platz an dem auch das Zentrum der ägyptischen Bürokratie steht (das Mugamma) ein Zentrum für die Proteste. Das ägyptische Nationalmuseum ist von den eigenen Wache geplüdert wurden, weil die Regierung wohl zeigen wollte wie chaotisch es ohne sie sein würde. Der Verkäufe könnte gerade in diesem Moment skandierend durch die Straßen ziehen.
In den Medien und vorallem von Seiten der westlichen Politik wird nun zurückhaltet reagiert, weil man befürchtet, dass in diesem Land wirklich das Chaos oder der Bürgerkrieg ausbricht an deren Ende vielleicht eine neue Taliban steht. Ich persönlich halte das für völlig unrealistisch weil Ägypten mehr mit Spanien oder Griechenland in den 1970er Ähnlichkeit besitzt als denn mit Afghanistan, Parkistan oder der Iran. Natürlich gibt es verschiedene Gruppen und es gibt islamistische Tendenzen, besonders auf dem Land. Es gibt und gab islamistischen Terrorismus in Ägypten. Aber es gibt auch bis heute eine autokratische Diktatur, die gerade diesen Terrorismus nutzt um im Inneren zu Überwachen und im Äußeren Verbündete findet. Die Angst, dass nach Mubarak radikale Islamisten das Land beherrschen ist vorallem von Mubarak selbst geschürt wurden.
Die Ägypter die ich kennengelernt habe, hatten selten den Eindruck gemacht als das sie eine Theokratie besser finden als eine Diktator. Sie haben ganz andere Erfahrungen gemacht. Die ägyptische Oberschicht und die kleine Mittelschicht ist in Europa und Amerika an den Universitäten ausgebildet wurden. Ich habe aber auch mit Leute geredet, die auf anderen Schichten kamen und zum Beispiel als Bauarbeiter oder ähnlichem in Deutschland oder in Europa für ein paar Jahre gearbeitet haben. Schätzungsweise mehr als die Hälfte der ägyptischen Bevölkerung war schonmal im westlichen Ausland. Daher ist es überhaupt nicht überraschend, dass die Forderungen der Demostranten von Freiheit und Demokratie beherrscht sind als von irgendetwas anderem.
Die Leute ist unzufrieden und das war schon letztes Jahr merklich. Sie sind es leid eine egoistische Regierung und eine Präsidenten zu haben der seit 30 Jahren herrscht und nun auch anstalten macht einfach das Präsidialamt an seinen Sohn "weiterzugeben". Sie wollen eine Regierung die für sie herrscht und nicht über sie.
Ich persönlich kann das gut verstehen und hoffe sehr, dass bald und unblutig Ägypten einen neuen Weg finden wird. Ein Weg der, meiner Meinung nach, auch in eine Demokratie führen kann. Mit El-Baradei wäre sogar ein Friedensnobelpreisträger und Diplomat verfügbar, der (mir völlig unverständlich) immer ein wenig belächelt wird.
Ich habe die Hoffnung das Ägypten neben der Türkei vielleicht die zweite Demokratie in der Islamischen Welt werden könnte, wenn die Menschen den gleichen Weg gehen wie alle europäischen Staaten, zuletzt die in Osteuropa 1989 oder die Südeuropäer in den 1970ern. Ich finde das ist durchaus realistisch...

Donnerstag, 27. Januar 2011

Plymouther Persönlichkeiten VII - Jill Craigie

In meinen Bestrebungen alles korrekt zu machen, ist mir mal aufgefallen, dass hier bisher Frauen erschreckend unterrepräsentiert sind. Mal abgesehen von Lady Astor ist es tatsächlich auch schwierig wirklich bekannte Frauen zu finden, die irgendwas geleistet haben, dass sie in Plymouth mit irgendwas geehrt werden. Aber ich habe mal ein wenig geforscht und habe dennoch jemanden gefunden. Die Frau ist zugegebnermaßen weder besonders bekannt noch hat sie besonders viel mit Plymouth zu tun. Aber gerade für mein Anliegen Frauen im Blog zu ehren scheint sie irgendwie prädestiniert zu sein.
Im Roland Lewinsky Buliding ist das "Peninsula Art Center" integriert. Dieses umfasst neben einer Galerie auch immer Regelmäßige Veranstalltungen wie Ausstellungen oder Vorträge über kulturelle Themen. Ist also so eine Art Magnet für das liberale Bürgertum und deswegen im Kunstgebäude der Uni irgendwie passend. Auch werden in diesem Rahmen regelmäßig Filmreihen gezeigt. Ich war bisher nur einmal dort um mir "Taxi Driver" (aus dem Jahr 1973) mit Robert de Niro anzuschauen. Wer Gewaltdarstellungen nicht scheut, den erwartet neben einem Klassiker des amerikanischen Kinos und einer der bekanntesten Filmszenen aller Zeiten, auch eine interessante Analyse einer Großstadtgesellschaft und eine Verwischung von Gut und Böse. Ich kann den Film empfehlen.
Aber was hat das mit Jill Craigie zu tun? Nach ihr ist der Kinosaal in der Uni benannt. Es handelt sich dabei übrings nicht wie sonst üblich einfach um einen umfunktionierten Vorlesungssaal. Es ist ein richtiger, wenn auch kleiner Kinosaal.
Jill Craigie wurde 1911 in London geboren und war eine Feministen durch und durch. Als die Suffragettenbewegung (Bewegung für Frauenwahlrecht in den USA und UK) fast ihr Ziel erreicht hatte wurde Craigie gerade politisch Aktiv und etablierte sich schnell in der Bewegung. Erst 1928 wurde in Großbritannien das vollständige Frauenwahlrecht durchgesetzt. Ab 1919 war es faktisch nur der weiblichen Oberschicht möglich zu wählen, wärend bei den Männern alle Volljährigen wählen durfte. In dieser Zeit begann Craigie Filme zu machen, wärend sie vorher als Schauspielerin aktiv war. Da sie neben der Fraubewegung auch überzeugte Sozialistin war, waren ihre Dokumentationen über die britische Gesellschaft entsprechend geprägt. In linken Kreisen war sie dafür durchaus anerkannt, wärend sie vom Rest der Gesellschaft tendentiel ignoriert wurde. Sie hat allerdings auch Drehbücher für erfolgreicht Komödien geschrieben, die vielleicht am ehesten mit Heinz Rühmann Filmen aus Deutschland vergleichbar sind.
Es beinhaltet schon eine gewisse Ironie, dass Craigie als Frauenrechtlerin allgemein als Ehefrau ihres Mannes bekannt war. Ihr Mann war nämlich Michael Foot, der in Deutschland glaube ich nicht so bekannt war. Foot war als "linkes Gewissen" seiner Partei von 1980 bis 1983 Vorsitzender der Labour Partei und führte sie 1983 in den Wahlkampf gegen die eiserne Lady Theatcher. Zum letzten Mal ging die Partei damals mit einem progressiv-sozialistischen Programm in die Wahl und verlor haushoch gegen Theatcher, die gerade den Falkland-Krieg gewonnen hatte. Labour reformierte sich danach langsam zu "New Labour" und Craigie stand ihrem Mann im Ruhestand bei.
Wer übrings nach der Verbindung mit Plymouth sucht, dem sei gesagt, dass Foot aus Plymouth stammte und für Plymouth auch im Parlament saß. Der Lebensmittelpunkt, vor allem später war allerdings eindeutig in London.

Quizfrage:
Wer kann mir eine berühmte nicht deutsche (sonst wäre zu einfach) Frauenrechtlerin nennen?

Dienstag, 25. Januar 2011

London revisited II - Das muss wohl jemand was kompensieren...

Mit dem größten irgendwas hatten wir es ja schon das letzte Mal. Überall in London finden sich Superlative oder solche, die es gerne sein würden. Eine ziemlich augenscheinliche wird gerade im Southwalk unweit der London Bridge gebaut. Sie heißt Shard London Bridge und soll einmal das höchste Gebäude der Stadt werden. Ziemlich hoch ist das Gebäude auf jeden Fall schon, denn der Kern ist bereits fertig. Mit 310 Meter wäre er zum Zeitpunkt seiner Fertigstellung das zweithöchste Gebäude Europas. Nur in Moskau stehen höhere Sachen. Dort werden auch noch höhere gebaut und noch viel höhere geplant. Die russische Hauptstadt will nämlich insgesamt noch viel toller sein als die britische und selbst die größte X und das größte Y besitzen. Auch wenn Moskau gestern auf grausame Weise einen Dämpfer bekommen hat.
Frankfurt hat übrings mit dem Commerzbank Tower, den ich sehen könnte wenn ich in Frankfurt in meiner Wohnung wäre, noch das höchste Gebäude Europas außerhalb von Moskau. Aber die ambitionierten Londoner wollen zumindest dabei die Nase vorn haben.
Begeistert sind davon bei weitem nicht alle Bewohner der Stadt. Wie eigentlich immer wenn in Europa ein Wolkenkratzer gebaut werden soll, beschweren sich jene, die darin eine Verschandung des traditionellen Stadtbild sehen. So hat "The Gherkin" durch aus die Ansicht auf den Tower verändert. Ob man das nun als Verunstaltung sieht oder als positive Erweiterung, bleibt jedem selbst zu beurteilen. Im Nachhinein wirkt es vielleicht komisch, das auch in Frankfurt früher (teilweise auch heute) sehr intensiv gegen Wolkenkratzer mobil gemacht wurden ist. Ich denke inzwischen werden die meisten Bewohner die Wolkenkratzer als das wahrnehmen, was Frankfurt am ehesten von anderen deutschen (und europäischen) Städten unterscheidet.
Ein anderes Problem was der Shard London Bridge Tower hat, ist das ihm durch eine Finanzkrise ein paar Investoren abhanden gegangen sind, weswegen er immer noch nicht (wie ursprünglich geplant) fertig ist. An Wolkenkratzern kann man übrings mit ein paar Jahren Verspätung Wirtschaftsleistungen einer Region oder Weltweit ablesen. In Boomphasen wird ein hohes Gebäude nach dem anderen gebaut, bis der Markt zusammenbricht. Die höchsten bleiben dann gerne auch mal leerstehend und sind selbst oft durch ihre Misswirtschaft ein Symbol für die Rezession. Das Empire State Building wurde auf dem Höhepunkt der großen Depression 1931 gebaut und war bis 1972 auch das höchste Gebäude der Welt. 1974 wurde der Chicagoer Sears Tower fertig gestellt. Auch wärend einer Wirtschaftkrise errichtet hielt er den Titel bis 1998. In der Weltweiten Boomphase seit den 90ern wurde der Titel alle paar Jahre weitergegeben und wird nun von diesem Unding in Dubai gehalten. Und dieser wurde auch inmitten einer Krise fertig. Ich bin mir ziemlich sicher (nicht nur wegen der größe) wird der so schnell diesen Titel nicht abgeben.
Naja in London freut man sich wohl insgesamt über die neue Sehenswürdigkeit. Fertigstellung soll im nächsten Jahr gefeiert werden.

Quizfrage:
Wie heißt das Unding in Dubai korrekt?

Montag, 24. Januar 2011

Der Traum vom Schaum

Im Zuge der wirtschaftlichen Abhängikeit der Innovation von hedonistischen Aktivitäten in einer Post-Fordistischen Gesellschaft werden immer wieder Dinge erschaffen, die für die interlektuellen Partizipienten anderer Milieus (besonders der bildungsnahen) nicht erfasst werden. Als Auswüchse dieser Entwicklung einer sich beschleunigenden Konsumgesellschaft kann eine Entwicklung festgehalten werden, in der Ausrichter von Tanzveranstaltungen, wirksam vorher durch Marketing publiziert, Gerätschaften anschaffen und an bestimmten Abenden einsetzen, welche ein Wasser-Tensid-Gemisch auf eine Fläche mit sich rhymisch bewegenden Menschen befördern. Dieses flüssige Gemisch setzt sich dann auf der Kleidung der Teilnehmer fest und kann unter Umständen sogar Hautreizungen verursachen. Die Kleidung sollte in der Regel schnell gewechselt werden. Trotz dieser ungünstigen Rahmenbedingungen finden viele, eher halbwüchsige Menschen, die in unserer modernen sozialen und wirtschaftlichen Umgebung am ehesten noch die Rolle des willenlosen Konsumenten einnehmen, solche Veranstaltungen amüsant. Genaue Observationen offenbaren tatsächlich, dass viele Besucher auf diesen Festivitäten fast berauscht sich zu den lauten Rhytmen moderner Sprechgesagsmusik aus US-amerikanischen Großstadtsbezirken in eine Extase tanzen. Das dies dabei die Kalkulation des von Profiten getrieben Veranstalters ist, welcher für alkoholische Erfrischungsgetränke überhöhte Preise verlangt, wird völlig vergessen. Die Analogie zum grenzenlosen Konsum von illegalen Rauschmitteln ist dabei sicherlich kein Zufall, auch wenn der Veranstalter die juristischen Auflagen erfüllt indem er private Sicherheitskräfte anstellt, die durch ihren Habitus einer Subkultur angehören, in der maskuline Rituale plump wirken. Natürlich ist das auch eine Frage der Perspektive und in einer ernsthaften Annäherung an postmoderne Praktiken, muss eine gewisse Selbstreflexion gewahrt bleiben. Alles andere birgt in sich die Gefahr der Rückkehr in autopoiesische Dogmen, die einen kritischen Anspruch schlussendlich völlig ausschließen, ihn sogar im Extremfall als Ketzerei verdammen. Offenheit ist also immer geboten!

In diesem Sinne:
Wer nicht versteht, warum man sich bei Schaumparties völlig begeistert zu lauter Musik unter eine riesige Schaumkanone stellt, die einen in vollen Klamotten von oben bis unten total einseift, dem sei eines versichert:
Es ist einfach verdammt geil!!!

Sonntag, 23. Januar 2011

Dartmoor... Es bleibt immer noch schön

Am Samstag ging es mal wieder mit der Chaplaincy in das Dartmoor. Inzwischen kann man sich vielleicht ein wenig darüber wundern, dass es bei den monatlichen Trips immer in das Dartmoor geht, aber wer beschwert sich den schon bei Leuten, die einen kostenlos rumführen und dabei auch noch so freundlich erzählen was sie so alles über die Landschaft wissen. Dann kann man sich doch nicht drüber ärgern.
Ärgern kann man sich allerdings über die eigene Dummheit die Kamera nach einem langen Tag am Land's End nicht wieder aufzuladen. Denn als ich das erste Foto machen wollte, hat sie sich einfach verabschiedet. Mit einem Hilfeschrei nach Strom. Deswegen heute leider keine Fotos...
Aber dafür mit mehr Background. Gestartet sind wir mitten im Wald, in unmittelbarer Nähe zu einem malerischen Gebirgsfluß, der sich mit vielen Wasserfällen durch die Landschaft, dem Atlantik entgegen, kämpfte umgeben von uralten Bäumen, welche von Moss bedeckt waren. Daneben am Rand eines Felsens befanden sich die Grundmauern eines Gebäudes, was ein wenig den Eindruck erweckte, schon seit ewigen Zeiten verlassen zu sein. Nur kann der Eindruck auch täuschen. Die Häuser (sowie nicht weit entfernte Öfen mit Schornsteinen) wurde vor gut 200 Jahren noch benutzt. Zu diesem Zeitpunkt an dem Übergang von 18. in das 19. Jahrhundert war das Dartmoor, sowie große Teile Cornwalls industrialisiert in einer Form die in Deutschland gänzlich unbekannt ist. Die Schornsteine waren nicht so hoch, die Eisenbahnen noch von Pferden gezogen und die Städte (wie Tavisstock) hatten fünfstellige und nicht sechsstellige Einwohnerzahlen. Es war also alles eine Nummer kleine als später in Sheffield und Birmingham oder Dortmund und Essen.
In dieser Zeit war die Landschaft sicherlich nicht so bewaldet und kleine Eisenbahnlinien verliefen befestigt durch das Dartmoor und haben die Minien und kleinen Betriebe mit den Häfen in Plymouth und Exeter verbunden. Die Great Western Railway (also die Dampf-Eisenbahn nach London) gab es noch nicht. Sowieso sah das frühindustriallisierte England noch ein wenig bescheidener aus, als wir das vielleicht manchmal annehmen. Vor den riesigen Städten, Hochöfen und Eisenbahnviadukten standen die ersten Massenfertigungen von Bronzeprodukten. Und für Bronze musste man Kupfer und Zinn gewinnen. Beides findet man in Devon und Cornwall zu genüge, weswegen genau hier ein wichtiges Kapitel der Industriegeschichte geschrieben wurde.
Neben den besagten Zinn und Kupfer, fand man auch viel Ton (genauer Kaolinit) für die Porzellanherstellung und Granit als Baumaterial. Viele Dinge wurde in der Gegend weiterverarbeitet um sie später nach London auf den Markt zu bringen. Damit wurde in Cornwall und Devon nicht zu letzt der ursprüngliche Bedarf für weitere Industrielle Entwicklung wie der Dampfmaschine, die zunächst eingesetzt wurde um Minen zu entwässern. Am Ende dieser Entwicklung began aber im Dartmoor der Abschwung, denn die neuen Zentrum im Norden Englands konnten aus verschiedenen Gründe die große industrielle Revolution besser umgesetzt wurden. So ist das mit der Schöpferische Zerstörung.
Heute sieht man davon nur noch die Reste. Wüstungen, verwitterte Gleisbetten und leere Steinbrüche. Man denkt beim Durchschreiten der Landschaft eher an Fantasy-Filme und nicht unbedingt an Industriegeschichte. So hat ein Teilnehmer des Trips beim Lunch spontan sein Flöte hervorgeholt um das Herr-der-Ringe-Thema zu spielen und nicht die Internationale. Die Vorstellung einer Arbeiterdemo mitten im Dartmoor hat schon was skurriles, auch wenn es gar nicht so weit hergeholt zu sein scheint.

Ich habe auch wieder eine Quizfrage:
Vor 200 Jahren war Cornwall und Devon weltweit führend im Export von Kupfer. Welches Land ist heutzutage der mit Abstand größter Produzent von Kupfer und verdankt den Großteil seiner Wirtschaftskraft diesem Gut?

Donnerstag, 20. Januar 2011

Waldsterben und Straßenbahnen

Bevor ich nach England gegangen bin, habe ich mir eine Frage eigentlich nicht gestellt. Was denken Engländer und Briten eigentlich über Deutschland und Deutsche. Wahrscheinlich hatte ich unterbewusst die Angst, dass die Klischees über Engländer, die denken Hitler sei noch deutscher Kanzler, wahr. Eine Sache kann ich inzwischen sagen: Die Engländer die ich kennengelernt habe, finden diese Vorstellung genauso absurd wie ich.
Ein andere Sache, die man festhalten kann, ist das viele Briten eine merkwürdige Faszination für Deutschland haben. So hat heute ein Dozent wieder einmal die Bedingungen in Deutschland gelobt und mit schwärmerischen Blick erzählt. Es ging darum wie Deutschland schon früh eine knorke Umweltpolitik gemacht hat und ein vorbildlich grünes Land ist. Es wurde erzählt wie das "Waldsterben" (ein deutsches Lehnwort) im Schwarzwald grüne Ideen en vogue gemacht hat und dafür gesorgt hat das Deutschland als einer der Hauptverursacher von saurem Regen durch die richtige Politik das Problem beinah gelöst hat. Und dann tritt es auch noch als Vorreiter für Internationale Verträge im Umweltbereich auf. Dozent sieht mich an und meint: "Good job, Germany"
Gut. Ich sehe das vielleicht nicht ganz so rosarot, aber ich werde hier regelmäßig als knallhart kritisch beschrieben. Typisch deutsch?
Aber der wirkliche Deutschland-Fan ist wohl mein Dozent für Transportgeographie. Der war im November in Erfurt und erzählt seitdem fast jede Vorlesung von dem dortigen ÖPNV. "Denn da gibt es sechs Straßenbahnlinien! Sechs! Die Stadt ist genauso groß wie Plymouth. Man stelle sich Straßenbahnen in Plymouth vor. Das geht doch nicht! Und dazu sind die auch noch pünktlich." Dann erzählte er von seinem deutschen Kollegen, der völlig selbstverständlich erst ein Minute vor der planmäßigen Abfahrt eintrifft. Nicht wie in England zehn Minuten früher, um eine zu frühe (!) Bahn nicht zu verpassen. Irgendwie wirft das ein interessantes Bild auf so manche deutsche Debatten.
Schön fand ich auch einen meiner britischen Kommilitonen, der den britischen Blick auf Deutschland wie folgt beschrieben hat: "Wir denken, dass Deutschland seit der Wiedervereinigung ein großes glückliches und reiches Land ist" - Ich habe ihn dann erstmal über die soziale Realität zwischen Ost und West aufgeklärt.
Aber ehrlich: Sogar beim Fußball mögen die Briten die Deutschen. Vielleicht blieb ihnen bei einem schönen 4:1 im Sommer auch wenig übrig.
Übrings:
Kurz nach Weihnachten hat der Transport-Prof in die Runde gefragt ob irgendwer über die Ferien interessante Erfahrungen mit dem britischen Transportsystem gemacht hat. Zu uns Internationalen fragte er wörtlich, ob wir vielleicht vier Tage in Heathrow festgesetzen haben. Darauf meinte ich nur ganz trocken: Ja, habe ich! Daraufhin hat er sich "on behalf of the British people" entschuldigt. Damit war er übrings der erste, der sich bei mir für diese Sache damals entschuldigt hat. Ich mag den Mann...

Quizfrage:
Ich habe heute auch wieder was neues gelernt. Wer kann mir sagen was das Kürzel "FRG" im englischen bedeutet und in welchem Zusammenhang es verwendet wird?

Mittwoch, 19. Januar 2011

Plymouther Persönlichkeiten VI - Francis Drake

Gemessen an den Sachen die in Plymouth nach Menschen benannt sind, hat es wohl Francis Drake geschafft der Beliebteste zu sein. Nach ihm ist schließlich das örtliche Einkaufszentrum benannt und eine größere Ehre gibt es wohl kaum in einer Welt, die irgendwo vom Konsum getrieben wird. In der Uni ist allerdings nur ein Wohnheim nach ihm benannt. Die Bewohner sind aber total Stolz darauf und mobben die Bewohner der "Pilgrims Hall". Wer will schon nach einem Haufen Evangelikalen Flüchtlingen benannt sein?
Francis Drake ist in einem kleinen Kaff nahe Tavisstock (böse Zungen nennen Tavisstock selbst ein Kaff) in Devon geboren. Da er dummerweise nicht der Erstgeborene war und seine Familie auch nur aus Bauern bestand musste er als Volljähriger (also 12) sofort Brot selbst verdienen. Im nahen Plymouth hat er dann den Weg zu den Schiffen gefunden. An Bord einer kleiner Nußschale, die immer den Kanal hin und her fuhr, lernte er ein Seemann zu sein. Es war sogar so fleißig und talentiert, dass er von seinem Mentor die Nußschalte erbte als dieser starb. Damit ließ sich allerdings wenig Geld und Ruhm verdienen und so heuerte er bei seinem Vetter John Hawkins an.
Damit fing er an in den Geschäften mitzuwirken wo sich richtig Geld verdienen ließ. Das war auf der einen Seite der Sklavenhandel, der zu der Zeit allerdings nur den Spaniern erlaubt war (meinte zumindest die Spanier). In diesem Kontext reifte Drake vom Seemann zum erfahrenen Kapitän heran. Seine erste große Reise (1567 - 1569) mit dem Kommando über ein eigenes Schiff (aber unter dem Oberkommando seines Vetters) führte ihn von Plymouth über Afrika (wo man ein paar Sklaven "einsackte") in die Karibik. Die stand allerdings unter spanischer Herrschaft, die nicht mit Engländern handeln wollten. Deswegen wurden Häfen blockiert und Siedlungen beschossen, woraufhin dann doch ein paar Sklaven abgekauft wurden sind. Das ist mal aggressives Marketing. Die Spanier fanden das nicht so toll und versenkten fast bei einer Gelegenheit einfach die ganze Flotte von sechs Schiffen. Nur Drakes Kahn (nur ein wenig größer als sei alte Nußschale) und ein anderes Schiff schafften es zurück nach England. Sein Vetter fand Drakes "taktischen Rückzug" nicht so toll, weswegen er sich kurzerhand ein eigenes Schiff besorgte und auf eigene Faust nochmal nach Amerika segelte.
Irgendwie war Drake jetzt nicht mehr so gut auf Spanier zu sprechen und fing an in der Karibik Schiffe zu überfallen und verspottete auch noch seine Opfer, womit er sich bei den Spaniern einen gewissen Ruf erarbeitete. Er hinterlies bei seinen Opfern gerne Nachrichten, die seinen schwarzen Humor und Rachegelüste offenbarten. Neben dem Töten von Spaniern und dem Versenken von spanischen Schiffen brachten seine Reisen ihn auch viel Geld ein. Drake war damit der erste (und ziemlich erfolgreiche) Pirat in der Karibik. Viele andere sollten folgen. Ab 1572 ging er dazu über Siedlungen, die über viel Gold und Silber verfügten, zu überfallen.
Als er 1573 mal wieder in England war, war er berühmt genug um die Aufmerksamkeit der Regierung (die auch genug von seiner Beute bekam) auf sich zu ziehen. Die fand er solle doch mal eine Weile keine Überfälle mehr machen. Man wollte die Übermacht Spaniens nicht zu sehr provozieren.
1577 war es dann soweit. Mit mächtigen Geldgebern im Rücken, vielen Vertrauten und einem stolzen Schiff, der Golden Hindt, machte sich Drake auf die Welt zu umsegeln. Drei Jahre, ein paar Schiffen weniger, ein paar verlorenen Vertrauten und mit wahnsinnig viel spanischer Beute später kam er wieder in Plymouth an. Er ging aber nicht direkt an Land sondern landete erstmal auf der Insel vor Plymouth, die heute sein Namen trägt. Er hatte Angst, dass Königin Elisabeth tot sein könnte und England nun ein katholischer Allierter Spaniens sein könnte. Mit ein paar Tonnen spanischen Edelmetall beladen käme das wohl nicht gut. Der Wert der Ladung entsprach wohl den Steuereinnahmen von mehr als zwei Jahren und die Krone, die Geldgeber und Drake selber bekamen später ihren Teil. Von einem Fischer erfuhr er zunächst allerdings das die Königin noch lebte, in Plymouth aber die Pest ausgebrochen ist.
Drake wurde Ritter und war wohl bei der Königin sehr beliebt. Zumindest vertraute sie ihm wichtige weitere Unternehmungen an. Nach weiteren Kaperreisen hatten die Spanier 1587 endlich genug und bauten eine riesige Flotte um England zu erobern. Drake führte erstmal sowas wie einen Präventivschlag dagegen aus und versenkte einen nicht unwesentlichen Teil der noch nicht fertigen Armada. 1588 kam dann die Armada nach England und Drake war einer der Hauptveranwortlichen für die Verteidigung. Als er in Plymouth auf der Hoe (ungefähr da wo heute seine Statur steht) die Armada erblickte, hatte er es erstmal nicht eilig. Er beendete sein Bowls-Spiel (Boule) bevor er sich entschloss zu kämpfen. Wohl deswegen findet man heute auf der Hoe ein Bowling-Green. Drake war sehr erfolgreich beim Kampf gegen die Armada, welche aber wohl eher durch ihre eigene Überheblichkeit und Stürme scheiterte.
Ein Jahr später führte Drake den Gegenangriff auf Spanien, der allerdings kläglich scheiterte. Drake war wohl doch damit überfordert alleine eine ganze Armee zu führen und hatte seine Mannen nicht so richtig unter Kontrolle. So ist ein Massenbesäufniss nach dem Überfall auf A Coruna überliefert. Der Versuch Spanien effektiv entgültig in die Knie zu zwingen war dennoch nicht gescheitert und Drake sank massiv in Elisabeths Gunst. Vorher hat er allerdings noch die Stadt Vigo in Nordost-Spanien aus Rache dem Erdboden gleich gemacht.
Das alles hat seinem Ruhm in England allerdings kaum geschadet. Genauso wenig wie die Tatsache, dass er Pirat, Sklavenhändler und ein rachsüchtiger Mörder war. Er gilt heute als einer der größten Seefahrer Englands, was in einer Seefahrernation wirklich was bedeutet. Auch durch ihn wurde England die vorherrschende Weltmacht im 17., 18. und 19. Jahrhundert.

Dienstag, 18. Januar 2011

Uniformierung und andere Brandings

Heute habe ich 25 Pfund für zwei Kleidungsstücke bezahlt. Es handelt sich dabei nicht um irgendwelche Kleidungsstücke. Besagte Kleidungsstücke sind ein Poloshirt und ein Kapuzenpullover (Hoodie), mit meinem Namen drauf und dem Logo der UPAS, der University of Plymouth Archery Society. Es sind also nichts anderes als Erkennungszeichen der universitären Bogenschützen, die (hoffentlich) mit Stolz getragen werden. Ein Zeichen was zeigt: Ich gehöre dazu. Und wenn du auch dazu gehört: Gut für dich! Und wenn nicht: Neidisch?
Wenn man es sich genau überlegt, dann ist dies nicht anderes als eine ordinäre Uniform, ein Merkmal der Zugehörigkeit auf der einen Seite und der Ausgrenzung auf der anderen. Zumindest wenn man es als solches sehen will.
Uniformen sind in England an sich übrings ja nichts ungewöhnliches. Neben der Geschlechtertrennung sind Schuluniformen hier immer noch normal, zumindest bei den "besseren" Schulen. Großbritannien ist nach wie vor eine Klassengesellschaft in der eben auch die äußere Etikette zählt. Zumindest bei einer oberflächlichen Betrachtung. Die Label-Kleidung von Societies, Clubs und Universitäten sind dabei ein Erweiterung dieses Konzeptes auf den Campus.
Nun schwabt diese Entwicklung auch auf Deutschland so ein wenig rüber. Insbesonders an Universitäten, aber auch in gewisserweise an Schulen (man denke an Abishirts) ist dies schon seit ein paar Jahren Trend. Die Unis fördern und verkaufen meist in Eigenregie selbst solche Shirts (oder Anstecker und Tassen, etc.) um ihren Namen in der Welt zu verbreiten. Das soll das Gemeinschaftsgefühl stärken und die Uni als Label irgendwo etablieren. Wo genau das wissen die Unis glaube ich auch nicht so richtig. Auch Städte haben "Branding" für sich Entdeckt und werfen mit Mottos, Logos und Marketingoffensiven um sich. Da alles zunehmend im Wettbewerb ist, muss man sich ja präsentieren um die Nase vorne zu haben. Das denken sich zumindest die Marketingexperten, eine Spezies die etwas verkauft, wofür sie selbst den Bedarf vorher geschaffen hat.
Schuluniformen haben übrings auch in Deutschland inzwischen eine Renaissance. Wie ich gerade in einem Buch lesen konnte, was ein Geschenkt meiner Schwester war (danke Schwesterherz!), finden gerade die oberen unserer Gesellschaft das bestimmte Uniformen (wie Modemarken), die vor allem der Abgrenzung vom Pöbel (alles Niedere als Millionären) dienen, voll knorke sind. In Deutschland hatte man ja mal so ein paar Probleme mit Eliten und Uniformen, aber die scheinen ein wenig vergessen zu sein.
Jetzt bleibt nur noch die Frage, warum ich da irgendwo mitmache? Vielleicht will ich auch dazugehören, denn per se finden sich immer genug Unterschiede, die mich von den meisten Menschen in Plymouth unterscheiden. Und so ganz alleine will man dann doch nicht sein...

Montag, 17. Januar 2011

London revisited I - The British Museum

Wenn man in London den Weg zum Britischen Museum gefunden hat, dann erwartet einen eines der größten Kulturhistorische Museum der Welt. Wenn man den Hof durchschreitet und durch den klassizistischen Bogen das Gebäude betritt, kommt man fast unweigerlich in den riesigen Innenhof. Im Zentrum des Innenhof befindet sich der alte Lesesaal der British Library, ein berühmter Kuppelbau, den man allerdings leider nicht betreten durfte. Stattdessen musste man mit den riesigen Gebäude-Flügeln vorlieb nehmen. Darin konnte man Kunstwerke aus fast allen Epochen und von der ganzen Welt bewundern.
Besonders beeindruckend waren die ägyptischen und die grichischen Räume. Eine beeindruckende Sammlung von Steintafeln, Tempelrekonstruktionen und Statuen die den Pracht alter Zeiten ein wenig eingefangen haben. Ich habe dort dinge wiederentdeckt, die ich nur aus meinen Geschichts- und Lateinbüchern kenne. Aber auch die antiken Werke aus dem Mittleren Osten, sowie aus dem europäischen Mittelalter waren zu Hauf da. Auch eine Sammlung von Münzen und Standuhren durfte da nicht fehlen. Ein wenig kleiner, aber dennoch auch zu finden waren die asiatischen, islamischen und amerikanischen Zeugnisse größere Zeiten.
Eine Sache hatte mich spontan dann doch ersteinmal verwirrt. Und das war der Name. Wer erwartet in diesem Museum über britische Geschichte, Kunst oder ähnliches aufgeklärt zu werden, der wird überrascht sein. Denn das Britische Museum ist keine große Variante eines Heimatmuseums. Es ist einfach eine Sammlung von schönen und seltenen Dingen. Wenn man sich die Geschichte des Museums anschaut, dann versteht man auch ein wenig warum das so ist. Denn das Museum wurde vor über 200 Jahren in einer Zeit gegründet in die Europäer die ganze Welt und ihre Vergangenheit erforschten. Das war so ein Hobby neben der Eroberung der ganzen Welt.
Und wie bei der Eroberung übertrafen sich die europäischen Reiche auch bei den Ausgrabungen und Fundstücken. Und weil die Briten bei den Reichen das größte hatten, wollten sie auch bei den Museen nicht hinten anstehen und haben mal alles nach London gebracht was sie so gefunden haben. Besonders aus Ägypten. Deswegen ist die ägyptische Abteilung des britischen Museum viel beeindruckender als die des ägyptischen Museums in Kairo, was die wiederrum ziemlich wurmt. Aber sie haben ja die Tut-Ench-Amun-Maske zum trösten.
Daraus kann man auch eine neue Weltkriegstheorie spinnen. Kaiser Wilhelm II. besucht seinen Cousin König Georg V. in London. Sie gehen zusammen ins Museum: "Schau mal Willi! So eine tolle Sammlung von altem Krempel hast du nicht, oder!" Der Kaiser fährt zurück nach Berlin und stellt im eigenen Museum fest, dass Georgie recht hat. "Okay", sagt er sich: "Die geilen Kunststücke sind alle schon ausgegraben. Aber hey! Mein Volk kann bestimmt coolere Schiffe bauen, als die Inselaffen von Georgie"...
Naja und schon haben wie die "Ur-Katastrophe des 20. Jahrhundert", den 1. Weltkrieg. Alles nur weil ein paar Leute mehr als nur Briefmarken sammeln wollten...

Und wieder eine Quizfrage:
Was ist auf dem folgenden Bild zu sehen und was macht es zu etwas besonderem? Kleiner Tipp: Es steht in der ägyptischen Abteilung.

P. S. : König Georg V. (Vater von dem König aus dem Film von letztens) sprach übrings wirklich auch deutsch und sammelte Briefmarken.

Sonntag, 16. Januar 2011

Land's End

Am Freitag ging es ganz früh los. Um 7 haben sich sechs internationale Studenten in einen Zug in Richtung Penzance gesetzt um endlich das Ende der Welt, bzw. das Ende von Britannien zu erlaufen. Nach über zwei Stunden Fahrt wurde das Ende der Eisenbahn erreicht. Penzance ist ein nettes kleines Touristenstädtchen, von dem St. Micheal's sehen kann, eine kleine Insel vor der Küste, welche man bei Ebbe auch erlaufen kann. Am Busbahnhof mussten wir dann erstmal auf über eine Stunde auf den Bus warten, weil ein Fahrer krank gewurden ist (ich bin mal gespannt ob ich jemals eine Reise in England hinbekommen, die nicht ausfällt, umgeleitet wird oder verspätet ist). In dem Doppelstockbus waren außer uns Studenten nur noch ein asiatisches Touristen-Päarchen. Ist eben nicht Season. Dennoch wurde gegen Elf endlich das erste Ziel Sennen Cove erreicht. Passend dazu löste sich der Nebel und die Wolken langsam auf und die Sonne erleuchtete die Szenerie.
Sennen Cove ist ein kleines Dörfchen an einem Strand an dem die Wellen mächtig gegen die Kaimauer schlugen und die Luft mit Salz erfüllte. Neben dem Rauschen der Wellen und dem Klang der Möwen verriet auch der Wind wo man war. Am Meer. Nein am Ozean. Denn ein Blick auf die Karte zeigt, dass hier nach Westen hin (neben ein paar kleinen Inseln) nur noch Amerika kommt. Und dazwischen liegen ca. 2.500km Wasser. Der Atlantische Ozean. Davon mussten erstmal ein paar Fotos gemacht werden. Weil ich mich dabei ein wenig zu weit vorgewagt habe, habe ich mir erstmal nasse Füße geholt. Dabei konnte ich allerdings feststellen, dass das Wasser überraschend warm ist. Bestimmt an die 20°C. Golfstrom halt.
Von Sennen Cove ging es zu Fuß nach Land's End. Der Weg ist gut in einer halben Stunde zu Fuß zu erreichen, aber wir waren so beeindruckt, dass wir beinah zwei Stunden gebraucht haben. Fotos mussten halt gemacht werden. Auch wenn diese natürlich nicht das Gefühl einfangen können, wie es ist wirklich da zu sein.
Auf den Weg konnten wir noch ein richtiges Schiffswrack sehen, was dort 2003 durch einen Storm an Land gespühlt wurden ist und seitdem dort liegt. Das Schiff gehörte einer Duisburger Firma hieß "Mühlheim", hatte eine polnische Besatzung und fuhr unter der Flagge von Antigua und Barbuda, einem Karibik Inselstaat. Total International irgendwie.
Auf Land's End sahen wir das "Last and First House in England" und konnten erahnen, dass im Sommer hier ein wenig mehr los ist als an den Tag als wir da waren. Es gab viele Geschäfte, Resturants und sogar ein Erlebnis-Kino. Alles geschlossen. Nur ein Cafe hatte auf, was allerdings eine furchtbare Heiße Schokolade verkauft hatte. Dort waren neben uns nur noch ein paar Bauarbeiter, die wohl die Anlage über den Winter auf Vordermann bringen wollten. Das Wetter war herrlich und man konnte kaum glauben, dass es die ganzen vorherigen Tage fast durchgängig geregnet hatte.
Von Land's End sind wir mit dem Bus nach Porthcumo gefahren. Dort gab es neben einem in die Felsen eingelassenem Theater, welches den Ozean als Naturkulisse besaß aber auch geschlossen war, einen der schönsten Strände an dem ich je war. Das Turkisgrüne Wasser, der weiße Sand und auch die Subtropischen Pflanzen ließen einen vergessen, dass man immer noch in England und nicht am Mittelmeer ist. Sogar einen Seehund konnten wir im Wasser beobachten. Von dort stiegen wir auf eine der zahlreichen Klippen und haben an einem anderen Strand die Asiaten wiederentdeckt. Aus ca. einem halben Kilometer Entfernung haben wir dann beobachten können wie die beiden vor der Kulisse wohl lustige Fotos mit Selbstauslöser gemacht haben. Das ging solange gut bis durch eine große Welle erst er, dann sie und am Ende auch die Kamera baden ging. Als wir im Anschluss auch diesen Strand besucht haben, trafen wir die beiden und haben uns nach ihrem Wohlbefinden erkundigt. Aber sie nahmen es wohl mit viel Humor und auch die Kamera hat es scheinbar überlebt.
Zum Abschluss dieses Tages haben wir dann noch den Sonnenuntergang auf einer Klippe verfolgt. Alles in allem war es für jeden von uns einer der schönsten Tage unseres bisherigen England Aufenthalts.

Mittwoch, 12. Januar 2011

Über kurz oder lang

Als ich heute morgen über meinen Flur gelaufen bin, bin ich meinen sächsischen Mitbewohner Matt begegnet. An sich nicht ungewöhlich. Aber wie ein paar mal in den letzten Tag schaute er mich staunend an und stellte fest, dass er sich erst an meinen Anblick gewöhnen muss. Er meint damit meine neue Frisur, sie eigentlich nicht wirklich neu ist. Es ist meinen normale Frisur, nur mit ein wenig weniger Haar. Okay: Viel weniger Haar.
Ich war einfach neun Monate nicht mehr Haareschneiden und entsprechend groß war die Veränderung. Das wurde ja auch hier im Blog schon einmal festgestellt.
Als ich am Montag wieder zum ersten mal wieder in der Uni war sorgte meine Erschneinung durchaus für Erheiterung, teilweise offenes Gelächter. Aber ich denke das war mehr die Überraschung und nicht die Frisur an sich. Die wurde im großen und ganzen für gut befunden. Als ich am Dienstag dann zum zweiten Mal an der Uni war und von weiteren Personen erspäht wurde, wurde teilweise trocken festgestellt, dass man schon von anderen davon gehört habe. Meine Haare scheinen also sogar zum Gesprächthema zu werden wenn ich nicht dabei bin. Schon faszinierend was so ein Besuch beim Friseur alles bewirken kann.
Jetzt kann natürlich der ein oder andere Frage, warum ich so selten zum Friseur gehen. Nun das hat drei Gründe. Erstens ist mir mein Aussehen in der Regel nicht so wahnsinnig wichtig (ist mir aber auch nicht egal), dass es die höchste Priorität bekommt. Zweitens bin ich doch eher faul und mache in der Regel nur das was ich wirklich muss oder mir Spaß macht. Darum bin ich ja auch so froh, dass ich mein Fach so gerne mache. Das sorgt dafür das ich überhaupt was mache. Oder Blog schreibe. Nur wenn ich es drittens nicht mag, wie das Haareschneiden, dann ist das blöd. Dann führt das dazu, dass ich nicht über Monate nicht zum Friseur renne.
Ich habe einfach ein paar schlechte Erfahrungen gemacht. Hauptsächlich wenn die Dame vom Friseur andere Idee und Vorstellungen hatte als ich. Dummerweise haben die immer die Schere, auch wenn es mein Kopf ist. Da ist man im Konfliktfall unterlegen.
Aber da ich diesmal auch selbst damit zufrieden bin, könnte sich das ja ändern und vielleicht dauert es ja nicht wieder neun Monate bis ich den Weg zum Friseur finde.

Dienstag, 11. Januar 2011

Von Stottern und Verantwortung

Erinnern wir uns mal an den letzten Samstagabend. Und mit mir meine ich eigentlich nur mich selbst. Ich war in London. Am Leicester Square mitten im Nachtleben Londons zwischen Musical Theatern, Pubs, Kinos und jeder Menge Leute. Es ist kurz vor Acht, weswegen noch keine betrunkenen Mädels mit Miniröcken die eher Gürteln gleichen grölend durch die Straßen ziehen. Das tun die auch in London erst so ab Elf. In meinem Portemonnaie habe ich eine Kinokarte, die teurer war als eine Nacht in der Hostel wo ich die Nächte verbracht habe. Das grüne Zentrum des Leicester Squares (wird übrings Lester Square ausgesprochen) wird von einem Bauzaun verborgen. Drauf steht groß, dass dieser Platz für 2012 (Olympische Spiele?) schick gemacht wird.
Angelehnt an den Bauzahn warte ich darauf, dass das Kino (Odeon) auf macht und uns herein lässt. Inzwischen weiß ich, dass dort gerne Filmpremieren stattfinden. So wurden hier alle Harry Potter Filme zuerst der Welt vorgeführt. Das erklärt auch den Preis...
Also ich reingelassen wurde, suchte ich erstmal die Toilette auf. Dort waren keine goldenen Wasserhähne. Ich war enttäuscht. Vielmehr hatte jeder erstmal das Problem die Hähne zum Laufen zu bekommen, was schon eine Wissenschaft für sich war. Nach ewigen Rumtasten und Hinweisen des Nebenmanns, lief dann auch irgendwann Wasser. Dann ging es zum Popcornstand. Muss auch sein, wenn man schonmal da ist (Preise wie in einem normalen Kino - sprich auch teuer). Das Mädel was mich bediente offenbarte dabei noch nicht so viel Erfahrung:
"How can I help you?"
"I like to have a large Popcorn combo - sweet with a Pepsi" (alle Infos die sie brauchte untergebracht)
"Äh - Which size?"
"Large please" (Sie dreht sich zu ihrem Kollegen und fragt welche Größen es gibt)
"We got small, medium and large"
"Still large" (habe dabei gelächelt)
"Oh - right ... sorry. With Coke right?"
"Yes" (war zwar Pepsi aber egal)
"Salt or Sweet"
"Sweet please" (um Gottes Willen ja)
Sie schaut auf die beiden Kästen mit Popcorn vor sich und fragt ihren Kollegen welches "Sweet" ist.
Ich zeigte drauf: "This one!" (ich will kein Salz - Nein, nein, nein!)
"Right... Sorry"
Dann fragt sich nochmal ihren Kollegen nach dem Preis, welcher darauf lieber selbst den Betrag in die Kasse eingibt. Ich bezahle (habe ich das Wechselgeld gezählt?) und werde mit einem "By the Way: Sorry! I'm new here" verabschiedet. Ich lächele sie an. In ihr leicht rotes Gesicht und denke mir meinen Teil.
Schwer bepackt werde ich auf den "Stalls" (Parkett) zu meinen Platz geführt, der in schön in der Mitte hinten liegt und für Parkett eine schöne Aussicht bietet. Ein Logenplatz hätte zwei Übernachtungen gekostet. Das Kino mit seinen 1.700 Plätzen war scheinbar ausverkauft. Sogleich ging auch die Werbung los, welche von den Trailern gefolgt wurden. Dort musste ich mir einen Trailer anschauen in dem Daniel Craig (James Bond) und Harrison Ford in einem Film namens "Cowboys & Aliens" mitspielen. Außerdem hat Micheal Bay einen neuen "Transformers" verbrochen. Gefreut habe ich mich allerdings, als ich sah, dass Simon Pegg und Nick Forst (Shaun of the dead; Hot Fuzz) auch wieder einen Film gemacht haben. Es handelt sich dabei allerdings nicht (!) um den dritten Teil der "Blood and Ice Cream Trilogy". Aber genug von dem Vorgeplänkel. Nun ging der Hauptfilm los, auf den ich mich gefreut habe, seitdem ich vor Weihnachten eine Plakat dafür gesehen habe.
Und ich wurde nicht enttäuscht. Der Film "The King's Speech" ist wahrlich einer der besten Filme der letzten Jahre. Worum gehts? London in den Dreißigern:
Ein Frau (Helena Bonham Carter) geht zu einem Sprachtherapeuten (Geoffrey Rush), welcher das Stottern ihres Mannes (Colin Firth) kurieren soll. Er muss nämlich in der Öffentlichkeit Reden halten. Der Doktor empfiehlt er solle dann lieber den Job wechseln. Das geht schlecht meinte die Frau. Ihr Mann ist nämlich Albert der Duke von York, der zweite Sohn des britischen König Georg V. Na gut denkt sich der unkonventionelle Arzt und eine Therapie wird gestartet, auch wenn sein Patient eher unwillig ist. Denn der hat genug Sorgen. Neben der Tatsache, dass er wegen seines Stottern ein Gespöt ist, verkörpert er nicht gerade den Sohn, den sich sein Vater wünscht. Jener Vater glaubt nämlich nicht, dass sein ältester Sohn Edward der Thronfolger, der Verantwortung eines König gewachsen ist, weil er irgendwie lieber Röcken nachrennt.
Als der König dann wirklich stirbt, wird Edward VIII. König und provoziert einen Skandal weil er eine zweimal geschiedene Amerikanerin heiraten will. Deshalb muss er abdanken und Albert wird als Georg VI. König. Obwohl dies das letzte ist was er will. Und dann kommt auch noch ein neuer Krieg und alle erwarten von ihm die moralische Führung des Landes...
So vorhersehbar die Story auch ist, so wunderbar liefert sie eine Bühne für große Schauspieler. Denn nicht die netten Kostüme, stimmigen Kulissen oder die ruhige Musik machen die Film zu etwas besonderen. Es sind die Schauspieler, allen voran Colin Firth. Er verkörpert einen schüchternen Menschen, der unter dem Druck, fast zerbricht. Geoffrey Rush verkörpert den Freund und Helfer Lionel, der ihn herausfordert und zeigt was er kann. Dabei stören ihn auch die Etikette bei Hof wenig. Helena Bonham Carter spielt auch wunderbar die König Elisabeth (heute bekannt als Queen Mum), welche alles gibt um ihren Mann zu stützen. Wenn diese drei keine Oscarnominierungen bekommen, dann wäre ich überrascht.
Aber auch in der zweiten Reihe finden sich gute und bekannte Namen. Micheal Gambon (Dumbledore aus Harry Potter) spielt den alten König Georg V., Guy Pearce spielt Edward VIII., Timothy Spall (Wurmschwanz, auch as Harry Potter) spielt sehr nett Churchill und nicht zu letzt Jennifer Ehle (die gute alte Elizabeth Bennet aus der BBC-Stolz und Vorurteil), welche mit ihrem wunderbaren Lächeln die Ehefrau von Lionel gibt.
Alles in allem ist es einfach ein sehenswerter Film, der einem irgendwo zeigt, dass auch Könige Menschen sind. Menschen, die manchmal auch einfach nur in Ruhe ihr Leben leben wollen ohne die Sorgen einer ganzen Nation tragen zu müssen.
Am Ende gab es im Kino Applaus (kommt auch nicht so oft vor) und man ging mit einem guten Gefühl in die Straßen des heutigen Londons. Ist übrings mal nett einen Film zu sehen in der Stadt in der er spielt. Da kann man sich am nächsten Tag alle Orte mal live anschauen...

Montag, 10. Januar 2011

Alltag

Anders als beim ersten Mal, als ich in Plymouth ankam, hat sich diesmal die Stadt eher von ihrer schlechten Seite gezeigt. Sie weiß wohl das sie mich nicht mehr überzeugen muss.
Auf jeden Fall merkt man recht schnell das sich hier nicht so viel verändert hat. Als ich heute morgen das Haus verließ, bließ mir erstmal ein steifer Wind ins Gesicht. Er brachte auch Regen, aber auch eine leichten Hauch von Meeresluft mit. Immerhin etwas. Auch das Geschrei der Möwen fand ich bisher noch nicht nervend und eher beruhigend.
In der Uni war auch alles wie gehabt. Verwirrungen um Räume und Vorlesungszeiten eingeschlossen. Die Verwirrung kam übrings nicht von Studenten-, sondern von Dozentenseite. Mit der Erkenntnis, dass auch die erlauchten Allwissenden nicht an zwei Orten gleichzeitig sein können. Auch wenn sie sich das wünschen.
So ist das wohl nach Weihnachten. Man kommt erholt zurück und will gleich voll loslegen. Nur leider hat Weihnachten dann doch manchmal die Eigenschaft in Arbeit zu verkommen und der Winter tut den Rest. Da kommt man manchmal schon in Bedrängnis keinen Fehlstart hinzulegen, bevor man richtig wieder im Alltag angekommen ist.
Und das mit dem Alltag ist auch so eine Sache. Haben wir nicht alle dann und wann mal das Gefühl ziellos zu sein und einfach zu machen was man immer macht? Ohne Sinn und Verstand?
Aber was wäre das Leben ohne Alltag? Wahrscheinlich viel zu chaotisch, um sich wirklich gut zu fühlen. Wie bei allem ist wohl das Maß wichtig. Sonst verrennt man sich nur und verpasst die Vorlesung.

...ist das Gefühl für alles was man machen wollte, zu wenig Zeit gehabt zu haben

Der letzte Tag in London und ich habe nochmal mein bestes gegeben aus der begrenzten Zeit, das Optimum an "Stadt kennenlernen" herauszuholen.
Gleich am Morgen ging es los. Ab in den Kensington Park. Wieder habe ich Hund mit Besitzern und Jogger mit ulkingen Anzügen gesehen. Auch das Denkmal von "Royal Albert", errichten von seiner Königin Victoria (wobei sie persönlich wohl wenig daran gebaut haben dürfte). Irgendwie ist es doch interessant, das hier mal eine Frau ihrem toten Mann was bauen lies. Schließlich kennt man das normalerweise nur umgekehrt. Gegenüber war der Konzertsaal, der auch seinen Namen trägt. Direkt daneben wiederum war das Hauptquartier der "Royal Geographic Society", DAS Zentrum der britischen Geographie, als Geographen noch moderne Entdecker und Kartenzeichner waren. Das ist heute ja nicht mehr so.
Neben dem Kensington Park gab es gleich den nächsten Park, den Hydepark. Dort befand sich eines von mehreren (!) Denkmälern für die ewige "Princess of Wales" Diana. Es war ein netter Brunnen, der mal ein wenig kreativ im Kreis floss (oder zumindest so ähnlich). Ich habe mal meine Hand ins Wasser gehalten, wie mich ein Schild aufforderte. War sehr kalt. Da ich nun langsam aber sicher mich dem gefühlten Zentrum Britanniens näherte, verwandelten sich Jogger in knipsende Asiaten und Hunde mit Besitzer in Rollkoffer mit spanischen Touristen. Auf Spanier bin ich übrings nach zwei Nächten in einem Gemeinschaftschlafsaal nicht mehr gut zu sprechen. Im Bett unter mir war ein spanisches Päarchen, was in der einen Hälfte der Nacht sich verbal, bzw. mit gemeinsamer Zungenakropathik, beschäftigte (glücklicherweise aber nicht mehr als das). Die andere Hälfte der Nacht hat ER ziemlich laut geschnarscht, wärend er vorher noch einen deutlich leiser schnarchenden Chinesen (und alle anderen wohl auch) mit einem lauten "Schhhhhhhhh" geweckt hat.
Nach einem Abstecher zur "Speakers Corner", wo ein ziemlich merkwürdiger Typ (natürlich lautstark) verkündete, Großbritannien könnte sich glücklich schätzen ihn und seine Weisheit zu haben, ging es zum Buckingham Palace. Sonst waren in dieser "Ecke" von London vor allem evangelikale christliche Missonare unterwegs ("findet zu Gott oder werdet erobert"). Am Buckingham Palace verkündete eine Fahne die Anwesenheit der Queen. Sie hat sich aber ihrem touristischen Volk nicht gezeigt. Nur ihre Wachen gingen fröhlich auf und ab.
Dann kam ich wieder nach Westminster und habe mich an den vielen Touristen erfreut. Ist irgendwie putzig wie manche Leute auf Fotos posieren. Hat mich dann auch zu einem Selbstversuch inspiriert.
Nach einem Mittagessen (so langes Laufen macht schließlich hungrig) ging es dann noch mal ins British Museum. Nach zwei Stunden habe ich, nach gestern immer noch das Gefühl irgendwie nicht alles gesehen zu haben und schon gar nicht gewürdigt zu haben. Aber das ist wohl auch eher ein Ding der Unmöglichkeit. Und dann musste ich mich auch schon wieder auf dem Weg weiter nach Plymouth zu machen und nach einer gefühlt endlosen Fahrt endlich anzukommen. Die letzte Etappe ist wohl meistens die gefühlt längste.
Was bleibt also nach zwei weiteren Tagen London? Viele Eindrücke, die auch im Blog erstmal verarbeitet werden muss. Ich denke ich werde demnächst immer mal wieder auf das ein oder andere aus London eingehen. Viel Material habe ich ja.
Desweiteren kann ich nur sagen, dass das was für mich in London das typischste an London war der Klang der Westminster Quarters von Big Ben war. So wenig wie ein Bild eine Landschaft wirklich einfangen kann, kann auch ein Soundfile (was ich hier einbauen könnte) diesen Klang wirklich wiedergeben. Ich kann nur versuchen eine (wie ich finde unzureichende) Beschreibung zu geben. Wenn man diesen Klang hört, dann bekommt man mehr als nur die aktuelle Zeit mit. Man bekommt das Gefühl an einem Ort zu sein, in dem die Zeit gemacht wird. Der akustische Klang geht heute in den Geräuschen der Weltstadt unter und wird nur in der Umgebung gehört. Aber das wofür es steht bleibt. Wenn man die Glocken über den Dächern von London hört, dann weiß man ist im Zentrum. Dort wo in so vieler Hinsicht der Ton angegeben wird. Und das Gefühl, wenn auch nur als Gast für einen Zeitraum, dazu zugehören wärmt einem doch das Herz und zaubert ein Lächeln auf das Gesicht.
Ich glaube das ist das erste Bild von mir im Blog

Samstag, 8. Januar 2011

Was vom Tage übring bleibt...

Am Ende einer langen Stadttour durch London bleiben zwei Erkenntnisse.
1. Es ist eine verdammt große Stadt mit verdammt vielen Sehenswürdigkeiten. Und am Abend tun einem die Beine weh und man kennt das Tube-System auswending. Zumindest die Linien die geschlossen sind.
2. Man kann hier viel Geld lassen. Zumindest wenn man was anderes machen will außer Museen oder Parks zu besichtigen.

Ich bin heute morgen als erstes ein wenig durch den Regentspark gelaufen. Sehr schön, sehr groß und sehr viele Tiere. Und damit meine ich nicht den Zoo, der hier auch zu finden ist. Vielmehr gibt es hier viele Enten, Schwäne und ganz viele Hunde. Tatsächlich hatte ich das Gefühl, dass sich hier die Hundeliebhaber von London treffen. Aber Dalmatiener habe ich nicht gesehen...
Dannach war ich ein wenig in der British Libery, der größte Bibliothek in der ich je war. Dort habe ich sogar ein wenig für ein Essay gearbeitet. Sozusagen das Rundumtrainig für den Körper. Erst spazieren, dann denken. Damit weder Kopf noch Beine zu kurz kommen.
Am Nachmittag habe ich mir dann den wöchentlichen Flomarkt in Notting Hill angeschaut. Den berühmten an der Portobello Road. Der war auch ziemlich groß. Ob es auch wieder das Superlativ des größten zu vergeben ist, weiß ich, denn ich war mal auf dem Rastro in Madrid, aber die beiden spielen in der selben Liga.
Und um diese Aufzählung abzuschließen, war ich am Spätnachmittag dann noch im britischen Museum. Das ist ohne Frage das größte Museum das ich kenne. Ich konnte, selbst als ich nur schnell durchhuschte, nichtmal die Hälfte sehen. Denn leider hat das Ding pünktlich um 17:30 zu gemacht. Wenn ich noch Zeit finde, gehe ich nochmal hin... Wenn...
Auflösung von der letzten Frage: Heike hat natürlich recht!
Insgesamt es alles viel zu viel um es gerade ausreichend zu beschreiben. Mir geht gerade die Zeit und der Akku aus um weiter zu machen.
Ich habe noch Tickets für das Kino mir besorgt. Und auch da schon wieder eine Superlativ (die ich eigentlich so ungern benutze). Ich habe noch nie soviel für einen Kinobesuch bezahlt, aber bevor ins Musical gehen... Das würde ich eigentlich auch mal gerne machen. Vielleicht beim nächsten Mal. Wenn ich wiedermal auf mein Transportmittel warte.
Den Film, den ich mir anschaue wurde als 'very britisch' angekündigt und soll die Rolle des Lebens von Colin Firth sein (hat der Kerl nicht gerade fast einen Oscar gewonnen?), der niemanden anderes als Georg VI. spielen darf. Ich bin auf jeden Fall mal gespannt.

Für die Fans der Royals unter euch:
Georg VI. ist wohl einer der beliebtest Könige gewesen. Warum wohl? Wem das zu abstrakt ist, der soll mir sagen von wann bis wann er König war.

London calling

Manchmal ist es wohl ein wenig zu viel verlangt, etwas Gedult zu zeigen. Durch eine Zugverspätung, in Belgien habe ich meinen Planmäßigen Eurostar verpasst und musste auf einen späteren ausweichen. Da war ich natürlich nicht der einzige, aber manche Menschen regen sich bei eineinhalb Stunden Verspätung ganz schön auf. Ich versuche das locker zu sehen. Vielleicht bin ich auch einfach von dem letzten Trip inklusive 4 Tage Warten auch einfach nur abgehärtet.
Ich fand es war dennoch eine interessante Reise. Wer, so wie ich, Spaß an mehrsprachigen Durchsagen hat, der sollte mal grenzüberschreitend Zugfahren. In vier Sprachen wurde nach Aachen auf Anschlusszüge aufmerksam gemacht. Deutsch, Englich, Französisch und Niederländisch, jedesmal in einer anderen Reihenfolge. Da es meist von ein und dieselbe Person gesprochen wurde, führte das schon zu interessanten Ansagen. Zugschaffner sind ja schließlich auch keine Dolmetscher.
Manchmal frage ich mich allerdings ob sich auch andere Deutsche schämen, wenn sie Landleuten auf Reisen treffen (oder beobachten). Heute war ein besonders schlimmer Fall. Ein übernervöser junger Mann fragte mehrmal den Schaffner und Mitreisende wegen der Verspätung und dem Anschluss nach London. Als er ca. eine Dreiviertelstunde vor Ankunft in Brüssel aufstand habe ich mir noch nichts gedacht (außer vielleicht: "Bleib sitzen Junge! Entspann dich... Alles wird gut!"). Als ich aber ihn aber in Brüssel Nord (wo nicht die Eurostars abfahren!) nicht mehr sah, machte ich mir doch ein paar Sorgen. Zwar nicht so große, dass ich suchte, aber naja. Tatsächlich sah ich ihn dann am Bahnsteig stehen, als der Zug abfuhr. Auf der einen Seite habe ich Mitleid, aber irgendwie... Ich habe ihn nicht wieder gesehen.
Mit dem Eurostar fahren ist ein wenig wie Fliegen. Man muss einchecken, durch eine Sicherheitskontrolle und wird zweimal nach dem Pass gefragt. Müssen Zollbeamte eigentlich Staatsbürger sein? In diesem Fall müssten ein paar Briten in Brüssel leben um hier Pässe zu kontrollieren. Nach den ganzen Kontrollen wartete man ewig in einer Wartehalle, wo man völlig überteuert Essen kaufen konnte. Als die Zugbegleiter(innen) dann im Kollektiv durch die Halle gingen, war ich mir wirklich nicht mehr ganz sicher ob ich hier nicht doch auf einem Flughafen bin.
Die Fahrt selbst war nicht so spektakulär, aber das war auch nicht anders zu erwarten. Erst ganz schnell durch Belgiens und Frankreichs flache Küstenlandschaften und dann in einen tiefes Loch. Als wir aus dem Loch kamen war es draußen auch schon dunkel. Angekommen im modernen (und sehr langen) Bahnhof von St. Pancras ging es dann gleich in die völlig überfüllte Tube (Rushhour eben). Am Abend habe ich dann noch neben dem Besuch von verschiednen Fastfood-Läden und Coffeeshops noch einmal die "üblichen" Sehenswürdigkeiten abgeklappert. Diesmal halt nur bei Nacht. Hat mich sehr an mein Seminar über "städtische Illumination" erinnert.
Mein Unterkunft ist übrings diesmal in der nähe von Paddington unweit des Szeneviertels "Notting Hill". Ich habe zwar Bars, Buchhandlungen und Parks gesehen, Julia Roberts oder Hugh Grant allerdings nicht.

Und um das Quizspiel wieder zu eröffnen, habe ich mir diesmal ein wenig was anderes ausgedacht. Was ist auf dem folgenden Bild, aufgenommen gestern Abend, zu sehen?

Donnerstag, 6. Januar 2011

Aix-la-Chapelle

Heute ist es wieder soweit. Der Blog geht weiter. Ich hoffe alle hatten ein nettes Weihnachtsfest und sind halbwegs wenig ins neue Jahr gerutscht.
Ich bin seit heute wieder unterwegs zurück nach Plymouth. Diesmal soll die Reise vier Tage dauern. Das ist allerdings diesmal so geplant. Die erste Etappe von Kassel nach Aachen verließ ohne Zwischenfälle und alle Züge waren pünktlich und zuverlässig. Ich finde das in den letzten Wochen sehr viel böses über unsere Eisenbahn gesagt und geschrieben wurden ist. Aber für jemand der aus Englang kommt, muss ich schon anmerken wie wunderbar hier alles läuft. Klar, die Bahnen kamen oft zu spät (worunter ich auch an Weihnachten gelitten habe), aber sie fahren doch! Und das bei ca. 10cm Schnee. In England geht ab 2cm nichts mehr! Aber das hatten wir ja schon...
Interessant war meine Reise aber dennoch! Ich habe in Paderborn in Ost-Westfalen (die dämlichste Landesbezeichnung, die ich kenne) gelernt, dass dort ein Heiße Schockolade ein Kakao ist, ein Vollkornbrot Kernbrot heißt und das eine Schulbrötchen sowas wie ein Schockocroissant ist. Nicht fiktiver Dialog mit der Bäckereifachangestellten:
"Ich hätte gern eine heiße Schockolade"
"Sie meinen wohl einen Kakao?"
"Mag sein... Und ein, äh, Schulbrötchen?"
"Gerne. Kennen sie das etwa nicht?"
"Nein, ich komme nicht von hier"
"Na dann gebe ich ihnen noch ein Kernbrot zum probieren mit..."
"Äh? Okay?"
Ja, so ist das wenn man durch Deutschlands Bäckereien reist. Idee für Masterarbeit: Geographische Verbreitung von Bäckereiproduktnamen. Titel: "Geographie des Brötchens"
Auch habe ich gelernt, dass es in Paderborn eine Zeitung gibt, die "Der Patriot" heißt. Scheint einfach eine Lokalzeitung zu sein. Wenn man sie aber in der Auslage neben dem "Neuen jüdischen Forum" und dem "Hurriet" liegen sieht, dann denkt man eher an was anderes.
Von Paderborn aus, bin ich dann ohne weitere Umstiege nach Aachen gereist, mit einem Zug der passenderweise NRW-Express heißt. Das Express sei mal dahingestellt, aber dieser Zug hat gefühlt tatsächlich in allen bedeutenden Städten des "schönen" Nordrhein-Westfahlen gehalten. Essen, Köln, Dortmund, Düsseldorf und sogar in Hamm. In Europas Kulturhauptstadt sozusagen. Auch wenn das Ruhrgebiet diesen Titel vor 6 Tagen abgeben musste. In Bielefeld hat der Zug übrings nicht vorbeigefahren, aber das ist A nicht bedeutend und B nicht existent.
Wärend ich durch das verschneite Land reiste (Ich habe Deutschland als ganzes noch nie so weiß gesehen), habe ich versucht meine heiße Schockolade (ach nee Kakao) mit Sahne nur mit einem Strohalm zu trinken. Der Trick ist, wie ich herausgefunden habe, einfach die Sahne unterrühren. Das mag unbedeutent vorkommen, aber ich war sehr stolz auf mich, als ich es herausgefunden habe. Man freut sich eben über die einfachen Dinge des Lebens.
Nun bin ich in Aachen, der deutschen Grenzstadt schlecht hin. Aachen gilt ja wegen Karl dem Großen als so eine Art klassische europäische Hauptstadt. Vielleicht ist sie deswegen im Ausland unter ihrem französischen Namen Aix-la-Chapelle und nicht ihrem deutschen Namen bekannt. Aber den kann ich mir weder merken noch kann ich ihn richtig aussprechen.
Bevor ich morgen planmäßig mit dem Eurostar durch den Eurotunnel wieder in das Land reise was nicht so gerne zu Europa gehört, verbringe ich hier erstmal wieder meine letzte Nacht in Deutschland. Aufgenommen hat mich mein alter Freund Eike. Der ist übrings nicht wirklich alt - ich kenne ihn nur schon ziemlich lange, aber das sagt man bekanntlich ja so.
Ich hoffe morgen läuft alles planmäßig. Der Eurostar wird ja schließlich auch von Engländern betrieben.