Donnerstag, 7. Oktober 2010

Plymouther Persönlichkeiten I - Roland Levinsky

The Roland Levinsky Building
Um zu verstehen wer für ein Nation, eine Stadt oder auch eine Universität wichtig war, ist es hilfreich zu forschen nach wem was benannt ist. Denn die Namensgebung ist meist ein guter Indikator um festzustellen wenn man ehrt (oder ehren will) und wer vielleicht auch was geleistet hat.
Das gilt auch für die Universität Plymouth. Anders als die Universitäten wo ich bisher studiert habe, hat die Universität selbst keinen Namensträger. Aber was sagt das schon aus? In Göttingen heißt die Uni "Georg August Universität" oder kurz GAU wie sie von einigen offiziellen genannt wird (das denke ich mir nicht aus!). Aber wer weiß schon wer Georg August war? Und was ist mit der "Johann Wolfgang von Goethe Universität" in Frankfurt. Goethe kennt man, aber die Universität gab es zu seiner Zeit noch nicht und so weit ich weiß mochte Goethe Frankfurt nicht sonderlich. Tja nun ist er seit fast 200 Jahren tot und kann nicht verhindern, dass dennoch in Frankfurt alles nach ihm benannt wird.
In Plymouth sind es übrings mehr die Gebäube für die man Namenspaten sucht. Daher möchte ich heute mal das Roland Levinsky Building vorstellen. Es ist ein schönes Beispiel für moderene Architektur, deren ich gegenüber normalerweise etwas skeptisch bin. Aber das Gebäude gefällt mir. Es sieht ein wenig aus wie ein Tafel Schokolade und von innen ist es sehr schön hell und offen. Darin untergebracht ist vor allem die Kunst und Architektur-Abteilung (wie passend!), sowie die Hauptrezeption der Uni. Es wird auch gerne für repräsentative Zwecken, wie Empfänge, genutzt. Die meisten Blog-Einträge (nur heute gerade nicht) habe ich übrings auch darin geschrieben.
Aber wer war Roland Levinsky? Er ist der Sohn von aus Litauen und Polen geflohenen Juden, der 1943 in Südamerika zur Welt kam. Des Großteil seiner Familie hat er im Holocaust verloren.
Er war ein weltweit führender Forscher auf dem Gebiet der Immundefektkrankheiten bei Kindern. Wofür er allerdings in Plymouth besonders geehrt wird, war seine Zeit als Vize-Kanzler der Uni. Man muss wissen das der Vize-Kanzler an englischen Universitäten der mächtigste Mensch ist. Er oder sie (zur Zeit ist es eine Frau) leitet in dem Sinne die Uni. Levinsky ist es wohl zu verdanken, dass die Uni Plymouth heute den Stand hat, den sie hat als einer der aufstrebensten Universitäten des Landes. Er hatte diesen Posten von 2002 bis zu seinem Tod 2007. Sein Tod ist übrings sehr kurios und sehr tragisch.
Er ging am Neujahrstag 2007 zusammen mit seiner Frau auf einen Spaziergang in Wembury, einen Vorort von Plymouth. Leider war es kein sonderlich gutes Wetter an diesem Jahresbeginn. Ein Sturm fegte über das Land und riss Stromkabel los. Roland Levinsky starb an einem Stromschlag, als ein solches Kabel ihn traf.
Sein Tod muss damals die Uni sehr bewegt haben und das neue Gebäube was im Sommer desselben Jahres eingeweiht wurde, trägt jetzt seinen Namen.
Seit dem ich übrings diese Geschichte gehört habe, passe ich bei stürmischen Wetter besonders auf. Das dem britischen Infrastruktursystem nicht so ganz zu trauen ist wussten ich ja schon...

Ich habe auch wieder eine Frage des Tages:
"Was versteht man unter dem 'Plymouth Blitz'?"

4 Kommentare:

  1. Gibt es nicht auch das Wort blitzkrieg im Englischen?
    Dann tipp ich also mal auf irgendeinen Angriff auf Plymouth, vermutlich von den Deutschen.
    Viele Grüße
    Janna

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  2. Ich glaube Janna hat Recht. Fliegerangriffe, primär auf die Hafen- und Militäranlangen. Plymouth war oft Alternativziel bei der Luftschlacht um England.

    Alternativ gibt es bestimmt ein Zug aus der Eisenbahn-Pionier-Zeit mit dem Namen :)

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  3. Im Blog ging es um Gebäude. Hat Plymouth vielleicht einen Fernsehturm mit außergewöhnlicher Architektur? Würde mich dann als Foto sehr interessieren.
    Oder: 2. Versuch - ein Gericht (Essen), eine spezielle Backware oder Spezialität aus Plymouth. Liebe Grüße

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  4. Janna und Karsten haben recht! "The Blitz" meint in Großbritannien tatsächlich die deutschen Luftangriffe. "Plymouth Blitz" entsprechend die Angriffe auf Plymouth. Laut Auskunft hier ist Plymouth tatsächlich wegen seines Marniehafens angegriffen wurden. Allerdings sind viele Bomben auf die Innenstadt geworfen wurden, welche nazu völlig vernichtet wurde. Das sollte die Bevölkerung demoralsieren. Es hat allerdings genau das Gegenteil bewirkt. "The Blitz" leitet sich wohl tatsächlich von Blitzkrieg ab.

    Es ist übrings auch ein Verb. Eine ältere Dame sprach mal davon: "I was blitzed" Damit meinte sie nicht, dass sie zu schnell gefahren sei.

    Janne bekommt einen halben Punkt für die Antwort und Karsten einen halben für die Erklärung.

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