Ich war mit Heike in Polperro. Polperro ist eines der total orginalen Fischerdörfer in Cornwall und lädt gerade außer der Season mit kaltem Wetter und mehr oder minder von Touri befreiten Straßen ein. Alles hat seine Vor- und Nachteile. Polperro liegt gar nicht soweit von Plymouth entfernt. Neben dem Fischen haben sich die Leute in dieser Gegend auch mit weniger legalem Mittel beschäftigt. Schmuggeln war dort nämlich mal ganz groß und sorgte dafür das die Menschen viele exotische Dingen hatten. Von wegen Hinterwäldler.
So viel zum Ort wo es hingehen sollte. Der Weg dahin war schonmal interessant. Man kann nämlich mit dem Zug nach Looe fahren was wenige Meilen von Polperro liegt, größer ist und im Sommer als der Spielplatz von Plymouth gilt. Damit sind die Tagesausflügler gemeint. Am Bahnschalter gab es auch schon die ersten Probleme. Da Looe dem englischen Wort Loo, was da heißt 'Klo', sehr ähnlich ist, fand ich es ein wenig merkwürdig zu sagen wo man hinwill. So frei nach dem Motto: "Wo wollen sie hin? Auf das Klo?" - "Nein, nach Kloe"
Da die Gegensprechanlage der First Great Western nicht so toll war, durfte ich dreimal sagen wohin ich wollte. Naja. Die Zugfahrt in einer "Konservendose", wie Heike sie getauft hatte war auch recht lustig. Nachdem man in Liskeard umgestiegen ist, fuhr man eine Strecke lang, die wohl von einem Vierjährigen oder von einem Hobbymodelbahner entworfen wurde. Denn die Strecke ging erst in die völlig falsche Richtung nur um dann einen riesen Bogen zu machen. Dann ging es unter der Hauptlinie durch, wieder um eine Kurve sodass man parallel zu dem Bahnhof ist wo man eben umgestiegen war. Jetzt fährt man in einen Bahnhof ein, der ungefähr 400 Meter vom letzten entfernt war. Luftlinie. Die Eisenbahn hatte gefühlte zehn Meilen hinter sich. Dann änderte der Zug die Fahrrichtung und fuhr wieder in die andere Richtung. Man konnte schon das Gefühl haben, der Zug hat sich verfahren. Wikipedia schiebt das allerdings auf die Topographie.
In Looe nahmen wir den Bus, der auch nicht wirklich den direkten Weg nach Polperro nahm. Dort bestaunten wir im Neben das Meer, die Felsen und das Fischerdörflein, nahmen ein zweites (engliches) Frühstück ein und machten uns auf dem Weg an der Küste entlang zurück nach Looe zu laufen. An sich eine schöne Idee. Dummerweise regnete es und der Weg war schlammig. Und damit meine ich nicht ein wenig schlammig, sondern vielmehr habe ich jetzt eine Ahnung warum man im Mittelalter auch ohne Karren festsitzen kann.
Ich habe Erfahrung mit Schlamm. Meine Eltern wissen das, aber im dem Ausmaß habe ich es noch nicht erlebt. Irgendwie habe ich erwartet, dass ausgewiesene Wanderwege auch im Winter begehbar sind. Nicht in England. Auch habe ich verflucht, dass ich meine Wanderschuhe aus Gewichtsgründen in Deutschland gelassen habe.
Dennoch haben wir es mit Humor genommen und uns im Zweifel den Schmutz wieder vom Arsch abgewischt und weiter gemacht. Zwischenzeitlich haben wir Schafe verfolgt, die dann lustig hoch gesprungen sind und haben Fussspuren bewundert. Irgendeine waghalsige Frau ging den weg offentsichtlich mit Stiefeln die keine kleinen Absätze hatten. Außer ganz am Anfang und ganz am Ende haben wir übrings nur einen Menschen getroffen, der eine gelbe Regenjacke trug, die allerdings auch an manchen Stellen sehr braun war. Der graniose Hinweise, dass es dort wo er her kam verdammt matischig ist, habe ich nur mit dem Hinweis beantwortet, dass es dies auch auf der anderen Seite so sei. Wir haben auch Slogan gefunden für die man den Coastal Path bewerben könnte. Heike erfand "Mach es wie Scrat (aus Iceage) und folge der Eichel" Der Weg wurde nämlich immer mit einer Eichel ausgeschildert. Ich fand "Sei nahe an der Natur und teile die Weg mit dem Bach" auch nicht schlecht. Auf dem Großteil des Weges war nämlich immer ein Wasserlauf in der Mitte. Das könnte ein Grund für den Zustand gewesen sein. Entwässerungsrinnen kennt man wohl im Land des Regens nicht.
Nach ca. drei Stunden haben wir tatsächlich Looe erreicht und haben sogar ein Cafe gefunden was noch offen hatte und uns mit Schmutzsachen auch rein gelassen hat. Mit einem Creamtea und heißer Schockolade im Bauch ging es dann wieder zurück nach Plymouth.
Eigentlich ein schöner Tag. Auf jedenfall nicht so schnell zu vergessen.
Interessant, was dir so in Erinnerung geblieben ist. Auch wenn du nicht erwähnt hast, dass im malerischen Nebel von Polperro sich jetzt viele Künstler breit gemacht haben und ihr Zeug in Galerien verkaufen.
AntwortenLöschenIch erinnere mich vor allem daran, wie ich im Matsch vor mich hingerutscht bin. Und daran, wo überall der Schlamm klebte...
LG, H.
So macht's doch am meisten Spaß...
AntwortenLöschenInterssanter Artikel und beeindruckende Fotos! Toll find ich auch den Streckenplan bei Wikipedia, wenn man ihn mit deiner Beschreibung vergleicht...
Jetzt hast Du meinen öden Arbeitstag wirklich versüßt! Ich sitze hier über meinen trockenen Zahlen und lache über euern feuchten Ausflug. Sehr nett beschrieben.
AntwortenLöschenLieben Gruß aus dem schwarzen Walde, der heute nach Frühling riecht
Schön das es euch gefällt. Ich gebe mir auch Mühe weiterhin interessant zu schreiben!
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