Dienstag, 29. März 2011

London revisited VI - Mind the Gap

Am Sonntag war mein letztes Bogenschießen in England. Ich hoffe es war nicht das letzte mal generell. Aber dabei ist mir wieder klar geworden das Bogenschützen ein besonderes Völkchen sind, die alle eine gewisse Faszination für Dinge haben die andere Leute als kompliziert oder ideotisch finden. Dinge die sie nicht verstehen können oder verstehen wollen. Dinge die andere Menschen einfach hinnehmen ohne sich mehr damit zu befassen. Das können Computer sein, Brücken oder einfach nur historische Bücher. So gibt im Archery Club Studenten der Informatik, des Bauingenieurwesen und der Geschichte (mit dem Ziel Archivar zu werden!).
Bei sowas frage ich mich natürlich wo denn mein Spleen liegt (nicht das ich den drei genannten Dingen nicht etwas anfangen könnte). Da habe ich mich an meinen Besuch in London erinnert (oder vielmehr an beide Besuche). Aus einem Kindheitserlebnis in Nürnberg habe ich, so vermute ich es mal, eine Faszination für U-Bahnen entwickelt. Diese hat mich sogar schonmal zu einem Praktikum in München bei dem örtlichen Verkehrsverbund geführt.
Deswegen war in London die "Tube" zu sehen und mit ihr zu fahren (und sich über sie ärgern) was ganz besonderes für mich. Die Tube ist die älteste und größe U-Bahn auf der ganzen Welt. Daher wurde in London jeden Tag fleißig ein Tagesticket gekauft und bei jeder Gelegenheit (und darüber hinaus) fleißig im Underground herumgefahren.
Ich finde es schwer zu beschreiben was und warum ich so gerne mich mit Zügen die durch Tunnel fahren beschäftige, aber die Londoner U-Bahn und U-Bahnen im allgemeinen haben nicht nur für mich eine Bedeutung. Das sieht man daran das die Wikipedia-Artikel zu U-Bahnen zu den besten gehören die ich kenne. Es muss also noch andere Idioten außer mir geben. Auch kann man überall Fanartikel der U-Bahn kaufen. Ich habe sie nicht gekauft. Ich finde wohl das System und die komplexe Dynamik des ganzen so interessant, auch wenn ich Geograph und kein Verkehrsingenieur bin.
Übrings gibt es sogar für mich fachlich interessante Sachen über die Londoner U-Bahn zu sagen. So war die erste Linie eine Revolution in Transport- und Stadtgeographischer Perspektive. Auf der einen Seite hat die U-Bahn es ermöglicht, dass sehr viele Menschen relativ billig, relativ schnell innerhalb einer Stadt sich bewegen konnten. Plötzlich konnten die Menschen tagtäglich mehr erreichen, außer dem was ihre Füße erlaubten.Und das erlaubte auf der anderen Seite die enge der Städte zu durchbrechen. Städte konnten sich nun räumlich deutlich mehr ausdehnen. Und gleich die erste Linie ("Metropolitan Line") zeigte dies perfekt. Sie verband zwar erst nur innerhalb der Stadt ein paar Bahnhöfe, wurde aber bald erweitert und fuhr bis auf die grüne Wiese hinaus. Die Bahngesellschaft war nämlich clever und kaufte dort billiges Land um es mit der Bahn zu erschließen und dann an Menschen zum Häusle bauen zu verkaufen. Damit machte man Gewinn und sicherte sich gleichzeitig zukünftige Fahrgäste. So wurde die Vorstadt geboren.
Es gibt auch noch eine Anekdote über die ersten Züge. Die wurden billig in Frankreich hergestellt um dann in London festzustellen das sie zu groß für die Tunnel waren. Ich weiß nicht ob die Geschichte stimmt, aber bei allem was ich über Engländer weiß finde ich sie glaubhaft. Auch der kleine Tunnel in dem die Züge fahren, der wie eine Röhre aussieht (daher Tube), belegt zumindest die Möglichkeit. In jedem Fall passen in diese Tunnel nur ganz bestimmte Züge. Aber diese Dinge machen das ganze ja gerade so besonders.

Quiz:
Was hat "Mind the Gap" mit der Tube zu tun?

5 Kommentare:

  1. Vlt tauchte da der Spruch zuerst auf.
    Und mir gefällt der in Madrid immer noch besser :)

    Gilt für die U-Bahnen eigentlich auch Linksverkehr, so wie in Madrid?

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  2. "Mind the Gap" wird bei jedem Halt der U-Bahn durchgesagt, um die Passagiere vor dem Spalt zwischen Wagen und Bahnsteigkante zu warnen.

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  3. "Mind the Gap" ist in der Tat einfach nur die Warnung nicht auf den Gleisen verloren zu gehen. Aber der Spruch ist über die Jahre ein Markenzeichen der Tube geworden. Man kann ihn auch auf T-Shirts etc kaufen. Punkt an Blueye.

    Wie ist denn der Spruch in Madrid? Ich erinnere mich nur an "Proxima estacion: (Esperanza)".

    U-Bahnen fahren wie fast alles in England links. Nur bei den Rolltreppen sind sie manchmal ein wenig inkonsequent.

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  4. Die Madrider Version von Mind the gap:
    Atención: Estación en curva. Al salir tengan cuidado para no introducir el pie entre coche y andén.
    Frei übersetzt:
    Achtung: Station in Kurve. Passen Sie beim Aussteigen auf, den Fuß nicht zwischen Wagen und Gleis zu stecken.

    Find ich viel schöner, vor allem, weil er nicht so inflationär, sondern nur bei einigen Stationen durchgesagt wird...

    Wird der Spruch eigentlich nur in London durchgesagt oder in (fast) allen U-Bahnen Englands?

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  5. Der Spruch ist doch bei weitem nicht so markant - viel zu lang.
    In England gibt es keine weiteren U-Bahn-System, deswegen wird der Spruch auch nur in London gesagt.
    In Glasgow (Schottland) gibt es auch eine U-Bahn, aber da war ich noch nie.
    Ich weiß nicht ob "Mind the Gap" immer durchgesagt wird oder nur in kurvigen Station (nur in kurvingen Station entsteht der gefährliche Spalt). Aber den Engländern würde ich es zutrauen auch vor Dingen zu warnen die keine Gefahr sind.

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