Mittwoch, 2. Februar 2011

I'm from europe

Desto länger ich hier bin, desto mehr merke ich die vielen Unterschiede zwischen Deutschland und England. Im Prinzip handelt es sich dabei nur um Kleinigkeiten, aber sie ergeben einen Gesamteindruck, der doch ein wenig zu wünschen übrig lässt. Im Austausch mit anderen internationalen Studenten merke ich allerdings, dass die Unterschiede die ich feststelle oft mehr mit England als mit Deutschland zu tun haben. Viele andere fallen nämlich genau die gleichen Dinge auf. Das führt dazu das ich inzwischen wie die Engländer selber die Insel von dem Festland loslöse. Ich ertappe mich zum Beispiel dabei wie ich beschreibe wie es in Europa ist, wenn ich allerdings von Deutschland erzähle. Oberflächlich betrachtet scheint Deutschland viel eher wie Frankreich zu sein als wie England. Ich bin mir sicher das täuscht aber im Kopf mache ich oft diese Unterscheidung. Europa auf der einen Seite und Großbritannien auf der anderen.
Dazu passend hat mir ein Engländer von seiner Bachelorabschlussarbeit erzählt. Besagter Engländer gehört zu der Minderheit von britischen Studenten, die mit Erasmus ins Ausland gehen. Davon inspiriert hat er sich die Fragestellung ausgesucht; inwieweit das Erasmusprogramm eine europäische Identität stiftet. Ich habe ja sofort gedacht: Nö tut sie nicht, weil kein Mensch sich wirklich als Europäer beschreiben würde (ein paar Freaks gibt es immer, aber die zählen nicht). Tatsächlich wurde mir diese Einschätzung dann bestätigt. Mit ca. 200 beantworteten Fragebögen wurde keine europäische Identität gefunden. Allerhöchstens konnte ausgemacht werden, dass einige Erasmusstudenten ein wenig die Identität ihres Gastlandes annehmen. Und wenn sie das nicht getan haben, dann fühlen sie sich mit ihrem Heimatland mehr verbunden.
Okay das bedeutet jetzt für mich, ich kann mich entscheiden ob ich lieber ein wenig Engländer sein möchte oder ob ich aktzeptiere das ich ein Deutscher bin. Ich will jetzt nicht sagen, dass ist die Wahl zwischen Pest und Cholera, aber irgendwie habe das Gefühl da müsste noch mehr sein. Will ich ein Engländer oder Brite sein? Nicht wirklich. Will ich mehr ein Deutscher sein? Eigentlich auch nicht. Immer wenn ich Deutsche im Ausland sehe schäme ich mich (Bitte sagt mir das es nicht nur mir so geht!). Aber es wäre wohl idiotisch das zu verneinen. In meinem Pass steht deutsch und das stimmt wohl auch.
Aber irgendwie hätte die Idee ein Europäer zu sein, doch was für sich. Als Europäer ist man nämlich genau genommen nicht spezielles sondern man kann sich von allen Dingen das aussuchen was man mag in Europa. Und wenn man will kann man Großbritannien da ausklammern. Die Briten geben sich ja selbst die größte Mühe dabei.

4 Kommentare:

  1. Naja, ich glaub das Abgrenzen ist irgendwie ein menschlich Eigenschaft. Darüber definieren wir uns. Was bin ich und was nicht.
    Und dabei sind wir sehr flexibel.
    Wenn ich mit einem Franzosen in eine Gruppe gehören will, dann sehe ich uns als Europäer. Wenn nicht, dann bin ich eben Deutscher und er Franzose. Das kannst Du nach oben und unten so weit skalieren wie Du willst.

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  2. Da hat Karsten recht.
    Und Du auch, denn manchmal schäme ich mich im Ausland, das ich Deutsche bin - wenn ich manche unserer "Landsleute" erlebe. Das müssten die Briten allerdings auch tun...
    Als Europäer fühle ich mich eigentlich nie. Vielleicht liegt das an der Generation.

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  3. An sich hast du recht Karsten. Aber die Frage ist warum Briten und Kontinentaleuropäer eher selten sich gemeinsam das Label Europäer geben, sondern im Zweifel auch in der Außenwarnehmung irgendwie getrennt werden?

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  4. Vielleicht fehlt mit die Erfahrung, aber ich denke das ist bei Griechen und Deutschen auch nicht anders, oder bei Spaniern und Polen etc.

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