Montag, 28. Februar 2011

Briten in Hollywood

Erstmal sollte ich vielleicht sagen warum in den letzten zwei Wochen sowenig hier passiert ist. Da ungefähr die Hälfte der gefühlten Stammleserschaft sich hier bei mir mehr oder minder die Klinke in die Hand gegeben hat war ich beschäftigt und die Leser eben auch. Es waren aber schöne Tage! Falls übrings noch jemand spontan vorbeischauen will, so soll man ruhig anfragen. Weitere Gäste haben sich sogar schon angekündigt. In den letzten Tagen habe ich (wie gesagt nicht alleine) ein paar Ausflüge gemacht, möchte aber mit einem aktuelleren Thema wieder anfangen. Damit meine ich nicht unseren Freiherr zu Googleberg (gelesen beim britischen Guardian, der behauptet so nennen die Deutschen ihn jetzt), denn der ist ja gar kein Brite. Und auch kein Doktor.
Die Briten die gerade in den Schlagzeilen sind waren gestern in Hollywood und haben dort mal eben abgeräumt. Ohne jetzt zu sagen "Hate to say I told you so", aber ich bin wenig darüber überrascht. Wenn ich ein richtiger Brite wäre, hätte ich wohl auf "The King's Speech" mein Geld gesetzt und ein wenig Gewinn gemacht. Ich bin aber kein Brite, weswegen ich mich einfach so freue. Ich finde Colin Firth hat ein einfach eine ausgewöhnliche schauspielerische Leistung erbracht und wurde zurecht dafür belohnt. Und der Rest an dem Filme stimmte auch weswegen er zu Recht auch der "beste Film" des Jahres ist (oder war).
Wenn man auf Spiegel-Online oder anderen ähnlichen Seiten rumsurft kann man aber auch Entäuschung finden. Kulturjournalisten scheinen lieber über Überraschungen zu berichten. Da diese ausgeblieben sind, moniert man eben über das steife und langweilige. Wenn sie meinen...
Vielleicht liegt genau auch darin die etwas merkwürdige Berichterstattung im vorhinein. So wurde immer wieder ein "Kampf" zwischen dem alten und neuen beschworen. Das alte ist der Old-School-Historien-Drama "The King's Speech", wärend das neue Innovative im "Social Network" zu finden ist. Zwar ist "The King's Speech" sicherlich ein Film der das Zeug zu einem Klassiker hat, bzw. auch aus dem Jahre 1941 stammen könnte, aber was am "Social Network" besonders Innovativ sein soll, habe ich noch nicht verstanden. Ich habe den Film ehrlicherweise nicht gesehen, aber alles was ich darüber weiß verspricht nicht mehr oder wenig als einen guten Film über einen Egozentriker, der zum Millionär wird und dabei gegen seine Umgebung kämpft. Und am Ende ist er geläutert und wird ein besserer Mensch. Das ist Ur-Amerikanisches Kino! Mal "Citizen Kane" gesehen? Aus den Jahre 1941? Hat durchaus einen vergleichbaren Plot.
Ist der Film deswegen moderner weil er indirekt etwas modernes zum Thema hat? Der blogenden Facebook-Nutzer, der die Postmoderne mag, findet nicht das dies reicht. Vielleicht sehe ich ihn mir auch mal an. Vielleicht auch nicht, obwohl ich finde David Fincher macht gute Filme.
Ich finde nur Filmjournalisten erfinden manchmal etwas, was nur sie sehen. Ich verstehe bis heute nicht so richtig warum die "Golden Globes" als Trend für die Oscar gemacht werden. Dort hat nämlich "The Social Network" gewonnen. Dieser Jury-Preis wird von Filmjournalisten vergeben, weswegen es meist nicht so überraschend ist, das genau diese dann auch die ausgezeichneten Filme für die spätere Oscarverleihung gut finden. Das Problem bei Jurypreisen ist nämlich immer, dass sie kopflastig sind. Wer hat den Preis verdient? Was setzt politisch ein gutes Signal? Welche ethnische Minderheit fördern wir heute? Diese Überlegungen führen dann oft dazu das Filme ausgezeichnet werden mit denen die meisten Leute wenig anfangen können, bzw. es nicht verstehen können warum dieser Film nun so toll sein soll. Cannes ist da so ein Extremfall.
Ich persönlich mag Publikumspreise da lieber. Da kann man manchmal selbst mitmachen und da funktionieren Absprachen eher selten. Deswegen gehen auch so Überlegungen wie oben nicht wirklich. Da wählt man nach mehr nach Gefühl und was gefällt. Selbst wenn man gar nicht so genau weiß wieso. Die Oscars (Academy Awards) sind so eine Art Publikumspreise, auch wenn das Publikum eine exklusive Gruppe von ca. 3000 Filmschaffenden aus Hollywood ist.
Wenn so oft zeigt das auch das Ergebniss. Wieder hat ein eher gefühlsbetonter Film gewonnen und nicht der pseudo-moderne Streifen, den manche Kritiker besser fanden (wollten). Und das mag ich persönlich auch lieber.

Trotzdem schaue ich mir jetzt einen cleveren David Fincher Film über Seife an. Wer kann sich denken was ich schaue?

Samstag, 19. Februar 2011

Der kleine Unterschied

Es sind wohl die Kleinigkeiten die den Unterschied ausmachen. Das sagt man zumindest so. Eine Kleinigkeit die mir aufgefallen ist, sind die Waschbecken.
Anders als in Deutschland ist hier nämlich üblich zwei Wasserhähne anzubringen. Einen für heißes und einen für kaltes Wasser. Was das bringt ist mir völlig unklar und nach fast sechs Monaten habe ich immer noch keine Erklärung dafür gefunden. An sich finde ich das nämlich irgendwie unpraktisch. Man hat nämlich die Wahl zwischen eiskalten und quasi kochenden Wasser um sich seine Hände in Unschuld zu waschen. Natürlich kann man die Hand immer schnell hin und her schwingen, aber das ist eher unpraktisch, umständlich und setzt darüberhinaus auch das Bad unter Wasser. Daneben habe ich beobachtet, dass viele Wasserhähne auch sonst etwas zu wünschen übrig lassen und keine Regulation zwischen "es kommt kein Wasser aus dem Hahn" und "wenn du deine Hand darunter hälst riskierst du blaue Flecke und setzt das Bad unter Wasser, weil der Strahl so stark ist".
Aber auch in Neubauten an der Uni beobachten man oft das zwei seperate Wasserhähne eingebaut werden, anstatt der angenehmeren regulierbaren Hähne. Das gibt einem zu denken. Ich habe verscheidene Theorien, die ich aber alle nicht so befriedigend finde.
Ist es billiger? In England macht man im Zweifel das was billiger ist. Ich bin kein Klempner (und kenne auch keinen) deswegen weiß ich nicht ob es wirklich teurer ist einen "normalen" Hahn einzubauen.
Ist es sicherer? Da Engländer pauschal vor allem Angst haben, gibt es vielleicht eine ganz gefährliche theoretisch möglich und potenziell tödliche Gefahr, die von Wasserhähnen ausgeht. Die könnte durch den Bau von zwei Hähnen vielleicht gebannt werden.
Ist es einfacher? Vielleicht sind Engländer einfach nicht schlau genug um einen temperatur-regulierbaren Wasserhahn zu bedinen. ("Warm und kalt aus EINEM Wasserhahn? Das geht nicht? Wie soll ich das denn bedienen?")
Ist es Tradition? Vielleicht denken Briten auch die Einführung von lauwarmen Wasserhähnen ist der erste Schritt zum Verlust der eignen Identität in Europa und genau so ein Teufelszeug wie der Euro, der Rechtsverkehr und das Metermaß.
Was auch immer es sein mag: Unpraktisch finde ich diese Sanitärlösung.

Mich würde wahnsinnig interessieren ob ihr eine andere Theorie habt oder sogar die Lösung wisst!

Mittwoch, 16. Februar 2011

Auf der Suche nach Arthus' Geburtshaus

Heute wurde wieder einmal Geschichte gesucht. Und zwar richtig alte Geschichte. Es geht nicht um Victoria, nicht um Elisabeth, nicht um Heinrich VIII und auch nicht um Wilhelm den X. Nein es geht um einen viel älteren König. König Arthus.
Als König Arthus gelebt haben soll, gab es noch kein England. Da gab es nur Britannien und Briten. Sozusagen die Ureinwohner der Insel. Diese waren Kelten und hatten gerade die ein oder andere römische Weltmacht bekämpft und auch irgendwann vertrieben (ein paar sind geblieben und Briten geworden), da lebte ein Kerl nahmens Gorlois auf einer Burg namens Tintagel an der Nordküste von Cornwall. Er war ein hoher adliger und nannte sich Herzog von Cornwall (das was Prinz Charles heute ist). Er war mit einer Frau namens Igraine verheiratet die wunderschön gewesen sein soll (wie sieht nochmal die Ehefrau von Charles aus?). Da kam ein anderer Typ namens Uther Pendragon, ein großer Kriegsherr. Der fand Igraine total schnucke und wollte sie auch mal ... naja.
Er fragte seinen Kumpel Merlin ob er ihm helfen kann, welcher ihn dann verzauberte sodass Igraine dachte Uther wäre ihr Mann. Gute Ehefrauen lasse ja ihre Ehemänner normalerweise in ihr Bett und promt wurde sie schwanger. Da Uther nicht wirklich ihr Ehemann war, das aber irgendwie toll fand, tötete er einfach mal den Gorlois und heiratete wirklich Igraine. Was die davon gehalten hat ist nicht überliefert. Schien irgendwie nicht wichtig zu sein. Was wichtig war ist das Produkt dieser Verbindung: Arthus.
Später soll Arthus allerhand toller Dinge gemacht haben. Schwerter aus Steinen ziehen, Camelots erbauen (davon gibt es nämlich mehr als eins in Britannien), Angeln bekämpfen, Sachsen töten, Tafelrunden gründen, von Ersten Rittern betrogen werden und soweiter...
Und der Ort wo er gezeugt wurden sei soll ist eben der Ort wo ich heute war: Tintagel!
Die Geschichte die das behauptet stammt von einem Typen namens Geoffrey von Monmouth (Kategorie Adliger der nicht kämpfen wollte oder durfte und zu viel Zeit in einem Kloster hatte) aus dem 12. Jahrhundert. Schön alt und deswegen auch authentisch. Naja nicht wirklich. Das was er geschrieben hatte soll nämlich im 6. Jahrhundert passiert wurden sein. Das wäre wie als wenn ich jetzt die wahre Geschichte von vor 600 Jahren schreibe und Menschen in knapp 900 Jahren das für die Wahrheit halten. Im Zweifel hat es ein paar Lücken.
Tatsache ist, dass die Burgruine von Tintagel eine normanische Burg war und entsprechend nicht aus dem 6. eher aus dem 11. Jahrhundert stammt. Außerdem heißt der Ort Tintagel erst seit knapp hundert Jahren Tintagel, als nämlich jemand herausgefunden hat, dass der alte Geoffrey möglicherweise von diesem Ort gesprochen hat. Also nennen dachte sich die Bewohner, nennen wir den Ort auch so, damit alle Welt denkt, es sei auf jeden Fall der Ort an dem Arthus geboren worden ist. Und die Rechnung ging auf.
Aber eigentlich zeigen die Bilder, dass die Frage ob das Ding Arthus' Zeugungsort ist oder nicht, ob es den Kerl überhaupt gegeben hat oder nicht, völlig egal. Es ist einfach nur sehr beeindruckend dort.

Quizfrage:
Was suchten König Arthus gegen Ende seines Lebens als er all seine Ritter ausschickte?

Montag, 14. Februar 2011

Mitten in Cornwall...

... da gibt es eine Insel. Sie ist nur manchmal eine Insel, denn wenn das Wasser niedrig steht kann man trockenen Fußes rüberkommen. Mount St. Micheal's in der Nähe von Penzance ist schon ein ziemlich beeindruckendes Gebilde. Auf der Spitze eines großen Granitbrocken erhebt sich majestätisch eine kleine Burganlage scheint über das Meer erhaben zu sein.
Ein Blick auf die Geschichte zeigt das dort einmal ein Kloster der Benediktiener war. Diese Mönche fanden ja Abgeschiedenheit super, weswegen man auch gut versteht warum sie sich dort ein Heim gebaut haben. Eine alte Schrift aus der Anfangszeit beschreibt den Standort zwar im Wald wenige Meilen von der Küste entfernt, aber ich vermute irgendwie der Mönch hat sich einen zuviel aus dem eigenen Keller genehmigt. Entweder das, oder das Kloster war damals an einem anderen Standort. Bei einem bin ich mir jedenfall ziemlich sicher. In den letzten tausenden Jahren wird auch die Küstenerosion nicht mehrere Meilen fortgeschritten sein. Soviel weiß ich noch von Geologie. Heinrich VIII. hat übrings das Kloster enteignet (wie alle anderen auch) und ne Burg draus gemacht.
Aber eigentlich macht zu viel Faktenwissen die Romantik kaputt (heute ist ja dieser rosarote Tag). Am Strand zu stehen, sich den Wind ins Gesicht blasen zu lassen und die Aussicht genießen ist schön genug. Da Flut war und das Boot auf der anderen Seite, war es leider nicht wirklich möglich rüber zu kommen. Aus diesem Grund musste der Anblick für diesen (möglicherweise) ersten Besuch reichen. Aber auch der ist toll.

Freitag, 11. Februar 2011

Friede, freude, Eierkuchen? Für heute schon!

An normalen Tagen wenn ich Nachrichten schaue, kann mal wahlweise schlechte Laune bekommen, sich ärgern oder völlig verzwiefeln. Das passt auch zu manchen Vorlesungen die über Politik, Wirtschaft oder Umwelt gehen (besonders wenn alles kombiniert wird).
Aber heute nicht! Endlich kommt eine Nachricht auf die nicht nur ich seit ein paar Wochen gewartet habe und bei der man eigentlich nur Hurra rufen will. Ein Diktator ist zurückgetreten. Er ist zurückgetreten weil sein eigenes Volk das gesagt hat. Zu Hunderttausenden sind sie auf die Straße gegangen und haben etwas verlagt was in England oder Deutschland mehr oder weniger normal ist. Sie wollten einen Präsidenten weg haben, der schon viel zu lange da war und der eigentlich nur für sich selbst und seine Freunde regiert hat.
Natürlich bin ich nicht naiv. Meine pessimistisch-kritische universität Ausbildung schlägt heute seit dem frühen Abend in meinem Hinterkopf ständig Alarm und weißt mich daraufhin, dass jetzt noch lange nicht alles in Ordnung ist. Wenn ich will kann ich auch die kritischen Stimmen außerhalb meines Kopfes hören. Sie berichten davon, dass ja nun erstmal das Militär in Ägypten herrscht und das vielleicht einfach nur der nächste Arsch um die Ecke kommt und Präsident wird. Und alles bleibt wie es ist.
Aber dazu kann ein anderer Teil von mir (einer der gerade nicht singend und hüpfend durch das Zimmer läuft) nur antworten: Das ist vielleicht möglich, aber doch gar nicht sicher. Warum sollten die Ägypter nachdem sie gemerkt haben, wie mächtig sie sind, wenn sie alle auf die Straßen gehen, sich mit dem nächsten Diktator abfinden? Warum traut man in einem Land in dem das Militär omnipräsent ist nicht eben diesem auch zu, möglicherweise das richtige zu tun. Wenn nahezu jede Familie jemanden im Militär hat, dann ist das keine losgelöster Staat im Staat. Ich glaube die sind verwurzelter als wir im Westen es ihnen zutrauen. Kommen die Islamisten an die Macht? Auch das glaube ich nicht, weil die ägyptische Bevölkerung nach meiner Erfahrung keine Radikalen so einfach toleriert. Sie wollen selbst bestimmen was passiert und wollen dafür auch keine Mulahs oder Generäle. Die sind gar nicht so blöd wie man hier scheinbar annimmt.
Aber eigentlich ist für all diese Bedenken morgen noch Zeit. Ich gehe erstmal wieder hüpfen und singen...

Donnerstag, 10. Februar 2011

Ich setze mal meinen Friedrich Wilhelm

Ein kleine Anekdote am Rande. Üblicherweise bezahle ich in England mit meiner eigens dafür angeschafften Kreditkarte. Das ist einfacher, aber vor allem billiger, weil mein Kreditkartennehmer für die Euro-Pfund-Umrechnung weniger nimmt als wenn ich Geld bar abheben würde, bzw. meine EC-Karte (Debitcard) nutze. Dennoch bin ich ein wenig eingeschränkt was die nutzung angeht, weil meine Bank einem einkommenslosen Studenten nicht zuviel zutraut. Deswegen kann ich zum Beispiel keine Bargeld abheben und manchmal (aber sehr selten) funktioniert es gar nicht. In der Regel darf ich aber damit bezahlen, muss aber mit einer Unterschrift meine Identität bestätigen. Die üblichere PIN wird bei mir sehr selten verlangt (weswegen ich auch immer befürchte sie zu vergessen). Nach meinem Gefühl wäre eine PIN sicherer weil man eine Unterschrift mit Übung sicherlich fälschen könnte, wärend die Weitergabe einer PIN schon eigene Dummheit wäre.
Wie unüblich das bezahlen per Unterschrift ist, merke ich immer dann wenn ich völlig überfragte, überforderte oder einfach nur verwirrte Verkäufer deswegen zum Schwitzen bringen. Nur ungefähr die Hälfte der Verkäufer hat sofort einen Stift zur Hand. Wahlweise ist der Stift auch nicht funktionstüchtig oder hat eine sehr merkwürdige Form. Einmal habe ich mit einem Schwein unterschrieben, was bei einem so klobigen Stift echt nicht so einfach ist. Ein anderes Mal hatte eine Tescomitarbeiterin keinen Stift zur Hand und wurde dafür von ihrer Vorgesetzten zur Schnecke gemacht. Sie wurde nicht laut sondern hat (typisch britisch) in einem sehr herablassenden Ton festgestellt, das jeder Mitarbeiter immer einen Stift haben sollte. Sowas ist auch mir peinlich wenn ich mittelbar damit zu tun habe.
Den Vogel abgeschossen hat allerdings eine Verkäuferin (warum sind Verkäufer eigentlich immer noch fast immer weiblich?) bei Waterstone (Buchhandlung). Verkäuferinnen in Buchhandlungen sind wohl genau wie Verkäuferinnen bei Tesco (manchmal auch Verkäufer, aber das ist echt selten) wohl keine hauptberuflichen Angestellte, sondern sind in Zeiten der des Lohndumpings eher Aushilfskräfte die eigentlich irgendetwas anderes zur Zeit oder im Leben generell machen. Oder das zumindest vorhaben. Das ist nur verrübergehend. Ganz sicher... Dieser Buchverkäuferin jedenfalls schien mit Aufgaben neben dem üblichen Karm (bezahlen ohne Unterschrift) überfordert zu sein.
Als ich bezahlen wollte gab ich der Frau meine Karte, sie zog sie durch und wollte sie mir zurückgeben. Ihre Hand mit meiner Karte hatte schon den halben Weg über den Tresen geschafft, als sie stockte. Ihr Blick war die ganze Zeit auf den Computerbildschirm gerichtet. Als sie inne hilt verwandelte sich ihr Blick von Konzentration zu Verwirrung und leichtem Entsetzen. Dann blickt sie auf und schaute mich fragend an. Da in meinem Gesicht offensichtlich nicht die Antwort geschrieben stand, blickte sie doch schnell wieder auf den Bildschirm. Dort hatte sich wohl nicht verändert und sie blickte mich ein zweites mal an. Immer noch keine Antwort in Sichtweite. Mit dem Blick erneut auf den PC gerichtet sagte sie endlich etwas. Sie verkündete, dass ihr Computer sagt er brauche eine Unterschrift. Die Formulierte es weniger als Feststellung, sondern mehr als Frage, auf die ich die Antwort gab, dass ich das kenne, weil es immer passiert. Half ihr aber nicht weiter. Also drückte sie einfach mal einen Knopf voraufhin der Quittungsdrucker einen Zettel ausspuckte mit einem Betrag, einer Linie und einer Auforderung schriftlich den Betrag zu bestätigen. Als sie den Zettel anschaute erleuchtete sich ihr Gesicht als hätte sie gerade die Lösung für alle Probleme der Welt gefunden. Nun ja. Nicht für alle Probleme, aber zumindest für ihr aktuelles. Sie reichte mir den Zettel. Einen Stift hatte sie aber nicht...

Mittwoch, 9. Februar 2011

Nichts ist möglich - Großbritannien

Manchmal bekommt man die Möglichkeit gegeben ein wenig die eigene Kreativität und Ideen auszudrücken und darüber zu diskutieren. So ist es zumindestens letztens in der Vorlesung passiert. Die Stadt Plymouth hat einen neuen Plan entwickelt wie es in Zukunft die Transport regeln will. Wir wurden im Rahmen der Vorlesung gebeten und das anzuschauen und kritisch zu kommentieren.
Um den Hintergrund zu verstehen, erkläre ich mal hier kurz die jetzige Verkehrssituation in Plymouth:
Automobil: zu viele nutzen es mit den üblichen Problemen wie Umweltverschmutzung und Staus. Die Zugangsstraßen sind zur Rush-Hour meist schrecklich verstopft.
Bus: unpünktlich (die Fahrplanzeit ist nur so eine Empfehlung - man sollte im Zweifel 10 Minuten früher da sein), ineffektiv und vor allem sehr unübersichtlich. Und die Busse stecken auch oft im Stau fest.
Fahrrad: Plymouth hat viele Berge und kaum Fahrradwege. Außerhalb von Straßen sind sie sogar meist nicht erwünscht (in Parks zum Beispiel).
Fußgänger: Wenn man sich nicht auskennt kann man sich leicht verlaufen und es gibt oft völlig unnütze Zäune die den Weg versperren.
All dies habe nicht nur ich festgestellt, sondern auch der offizielle Plan. Entsprechend sind die Maßnahmen. Die Situation für Fußgänger und Fahrradfaher sollen gegenüber Autos verbessert werden und der öffentliche Nahverkehr soll ausgebaut, verständlicher und pünktlicher werden (das wäre mal was!). Insgesamt scheinen die Autoren ein wenig in Europa unterwegs gewesen zu sein. Der Plan der Stadt wirkt zumindest ein wenig so als wolle man Plymouth in eine Stadt wie Erfurt (sechs Straßenbahnlinien! - Können sie sich das vorstellen) verwandeln. Nur dummerweise ist der Plan auch irgendwo ziemlich britisch, also nicht sehr mutig, progressiv oder ambitioniert. So fehlt zum Beispiel die Idee für den Bau einer Straßenbahn. Aber warum?
Glücklicherweise hatten wir sogar die Möglichkeit mit dem Verantwortlichen der Stadt zu sprechen. Dieser Mensch scheit von der Idee einer Straßenbahn in Plymouth zwar angetan zu sein, meinte aber das sein nicht realisierbar. Ich verstehe ihn zwar in gewisser Weise, aber ich bin nicht von der Unmöglichkeit dessen überzeugt. Das Argument zu teuer ist zwar einleuchtend (eine Straßenbahn zu bauen ist wirklich viel teurer als eine Buslinie einzurichten), würde sich aber langfristig lohnen. Deutsche Städe, insbesonders jene, die in den 70ern Straßenbahnen abgebaut haben und es jetzt bereuen, haben das bewiesen.
Dann wurde mir erklärt was ich auch schon gemerkt hatte. In England herrscht eine andere Mentalität, in der etwas was anders ist als der Durchschnitt pauschal erstmal abgelehnt wird. Eine Tram in einer mittelgroßen Stadt? Neeeeee... Das klappt nicht! - Wieso nicht? In Deutschland oder Frankreich geht das doch auch. - Aber Deutschland und Frankreich sind anders. - Inwiefern? - [...] Weiß ich auch nicht...
Die Feststellung des Transportbeauftragten der Stadt, dass in England die Mentalität solche Projekte verhindert, ist eine selbsterfüllende Prophezeiung. Wenn jeder immer sagen würde, das es sowieso nicht geht, dann würde nie etwas realisiert werden. Visionen und auch Utopien sind wichtig und nötig um Verbesserungen zu erreichen. Auch wenn sie manchmal dämlich oder unrealistisch erscheinen.
Ich weiß natürlich, dass auch in Deutschland viele Dinge abgelehnt werden weil sie neu oder anders sind, auch wenn Straßenbahnen meist nicht dazugehören. Es gibt genug politische Debatten, die von Irrationalität und Ängsten geprägt sind. Ich wünsche mir einfach mehr Offenheit für andere Ideen in der Gesellschaft. In Deutschland und in England. Denn alles was denkbar ist, ist auch irgendwo möglich.

Sonntag, 6. Februar 2011

London revisited III - Da wo die Stadt grün ist

Es mag ein wenig ulkig klingen wenn ich erzähle, dass meine frühsten Bezüge zu der Stadt London ich durch den Film "101 Dalmatiner" habe. Der klassische Zeichentrickfilm aus dem Jahre 1961 zeigt neben einen haufen Hunden auch ein schönes Bild des damals zeitgenössischen Englands. Neben der Tatsache das der größte Teil des Films im tiefsten Winter spielt und mir damit zeigt das diese auch in England nicht erst seit kurzem bekannt sind, hat der Film auch einige Aspekte von London für mich geprägt. Das Schlagen der "Westminster Quarters" habe ich ja schon einmal erwähnt. Ich erinnere mich aber auch noch an einen anderen Teil des Films, der mir in Erinnerung geblieben ist. Und das ist der Regent's Park. Das menschliche und tierische Päarchen im Film hat sich nämlich genau in diesem kennengelernt.
Deswegen war klar das ich da mal hin muss. Der Regent's Park ist neben dem vielleicht bekannteren Hyde Park nicht so touristisch überlaufen und wird offentsichtlich mehr von der unmittelbaren Nachbarschaft genutzt. Vielleicht lag das aber auch nur an dem kalten Wetter als ich da war. Dennoch ist dieser, nicht so zentrale Park, auch von Sehenswürdigkeiten gesäumt. So befindet sich Madam Tussauds südlich am Park gelegen beinah in der weltberühmten Bakerstreet. Auch der Londoner Zoo und einige berühmte Anwesen noch berühmterer Menschen sind am oder in der Nähe des Parks. Sherlock Holmes oder Roger Radcliffe zum Beispiel.
Die Ursprünge des Parks gehen mal wieder an den Frauenversteher Henry VIII., welcher das Gelände, was sich damals nur in der Nähe von London befand, als exklusives Jagtrevier einrichtete. Zweihundert Jahre nachdem Henrys sechste Frau ihn selbst überlebte, wollte 1811 Prinzregent Georg auf dem Park sein neues Schloss bauen. Aber Georg, der später als König Georg IV. genannt wurde, hat dann doch lieber zentraler den Buckingham Palace gebaut. Den Regent's Park ließ er für die Öffentlichkeit öffnen und ließ drumherum ein neues Stadtviertel bauen. London war nämlich inzwischen ein wenig größer gewurden, weswegen der Park nun ein Teil der Stadt wurde. Das war auch dringend nötig, denn das viktorianische London (ein industrielles Drecksloch an vielen Stellen) wuchs und wuchs. Schon vor Viktoria selbst.
Heutzutage wird der Park zum spazieren, joggen, sport und vor allem zum Hunde gassiführen genutzt. Und da sind wir schon wieder bei meinem Bildern von London. Hund plus Besitzer im Park. Aber leider waren keine Dalmatiner zu sehen. Auf Schilder wurde allerdings davor gewarnt auf das Eis zu gehen. Man könne einbrechen und das sei lebensgefährlich. Ein Blick auf den See offenbarte tatsächlich, dass man nass werden würde.
Alles in allem bleibt der Regent's Park ein relativ typischer Stadtpark. Aber das ist ja nicht schlechtes. Wie ich nämlich letztens in der Vorlesung gelernt habe, sind Stadtparks für Städte viel wichtiger als sie gemeinhin wahrgenommen werden. Neben den tollen sozialen Funktionen von Grünanlagen (wie Hunde ausführen), ist nämlich auch die Ökologie sehr wichtig. Neben einem Heim für Tiere aller Art sind Grünanlagen auch für den Energiehaushalt und für den Wasserhaushalt des städtischen Gebiets sehr wichtig. Daneben kann man auch eine besondere Bedeutung im Klimafragen feststellen. Alles gute Gründe also für mehr grün in Städten zu sorgen. Muss ja nicht gleich der Regent's Park werden.

Quizfrage:
Wie hießen die Hundeeltern aus dem Film "101 Dalamtiner" und wie viele leibliche Welpen hatten sie?

Samstag, 5. Februar 2011

Das Prinzip Wochenendheimfahrer

Jeden Freitag wenn ich von der Uni nach Hause gehe sehe ich auf einem kleinen Platz direkt neben der Uni immer ein paar Studenten mit großen Koffern stehen. In den ersten Wochen habe ich mich gefragt was die da wohl machen, bis mir klar geworden ist, dass diese Leute wohl über das Wochenende nach verreisen und dort auf ihre Abholung warten. Vielleicht werden nicht alle nach Hause fahren, aber ich vermute ein großer Teil wird es. Das kenne ich schon aus Deutschland. Am Freitag kommen manche mit großen Koffern in die Uni um direkt nach der Uni gleich aufzubrechen. In den Koffern befindet sich die schmutzige Wäsche, die bei den Eltern gewaschen werden soll.
Ich selbst war ja nie Wochenendheimfahrer, weil ich immer zu weit entfernt gewohnt habe. Naja eigentlich haben meine Eltern weit entfernt gewohnt, denn ich wohne eher in der Mitte von Deutschland und sie in der Peripherie. Jedenfalls wäre eine Fahrt ein Akt von ca. fünf Stunden was eine Fahrt jedes Wochenende nach Hause inpraktikabel macht. Ehrlich gesagt bin ich darüber auch froh, auch wenn häufige Wochenendheimfahrer mich jetzt verachten mögen.
Ich denke für die unabhängigkeit ist es eher besser nicht zu häufig nach Hause zurückzufahren. So aktzeptiert man selbst aber auch die Familie das dieses Zuhause vielleicht nicht mehr das wirkliche Zuhause sein kann. Durch die familiären Routinen wird es nach meiner Erfahrung nicht leichter loszulassen und den neuen Lebensabschnitt, der ja unabhängiger sein sollte. Einer meiner Lieblingsfilme über 28-jährigen Studenten der noch bei seinen Eltern lebt und die Eltern langsam merken das sie das nicht so toll finden. Denn er macht nicht sauber, wäscht nicht und ist auch sonst irgendwie ein Schmarotzer.
Natürlich ist nicht jeder zwangsläufig so, nur weil er regelmäßig zu den Eltern fährt. Ich habe nur beobachtet das diese Menschen tendenziel sich wärend der Uni nicht von Schülern zu Erwachsenen weiterentwickeln. Viele von ihnen sind mir zu naiv und zu kindisch, auch wenn mir auch viele positive Gegenbeispiele einfallen. Ich denke einfach für die eigene Unabhängigkeit sollte man auch öfters am Wochenende in der Unistadt bleiben. Aber auch das tun die meisten ja irgendwann. Meist weil es sowieso nicht anders geht.
Was England angeht so kann man nur sehen, dass die Studenten hier am Anfang viel jünger (17 oder 18) sind und auch sonst noch nicht so reif. Leider habe ich das gefühl das sie wärend ihres dreijährigen Studiums erst am Ende wirklich anfangen zu merken was sie eigentlich vom Leben wollen. Irgendwie ist das ein wenig spät um noch einfach so was zu ändern. Aber was soll man von einem Land erwarten in denen Studentenzimmer gelegentlich mit Putzfrau vermieten werden.

Quiz, ganz kurz:
Wie heißt der Film den ich meine?

Freitag, 4. Februar 2011

Kein Geld für die große Gesellschaft

"Big Society" ist das Schlagwort (auch wenn es zwei sind) mit dem David Cameron vor fast einem Jahr in den Wahlkampf zog und diesen ziemlich mit einem Debakel gewan. "Big Society" ist die Neuerfindung einer alten Idee. Der Idee des Kommunitarismus. Kommunitarismus bedeutet vereinfacht ausgedrückt, dass eine Gesellschaft auf einer Struktur der gegenseitigen Hilfe basiert. Menschen die aus welchem Gründen auch immer Hilfe brauchen soll einfach geholfen werden. Möglichst von Menschen in der unmittelbaren Umgebung. Wenn also zum Beispiel deinem Nachbar das Haus im Sturm davongeweht ist, dann hilft du ihm es wieder aufzubauen. Du und alle anderen Nachbarn.
An sich eine schöne Idee. In der Theorie des Kommunitarismus werden zwei Ursachen ausgemacht weswegn unsere Welt leider nicht so ist. Auf der einen Seite gibt es den Wohlfahrtsstaat. Dieser große Bürokratische Apperat ist nämlich irgendwann mal geschaffen wurden, damit nicht du das Haus deines Nachbarn wiederaufbauen muss sondern irgendjemand anders der vom Staat (im weitesten Sinne) dafür bezahlt wird. Du bezahlst ja schließlich genau dafür deine Steuern. Der (Wohlfahrts)Staat ist dazu da um denen zu Helfen die aus irgendwelchen Gründen Pech hatten. Auch das ist an sich eine nette Sache, führt aber dazu das man bei Notlagen andere sich zurücklehnt und sagt: "Die werden das schon regeln". Dummerweise ist ein großer bürokratischer Apperat irgendwie langsam, ineffektiv und lädt dazu ein sich selbst zu bedienen. Deswegen ist Kommunitarismus nicht Kommunismus und schon gar nicht realsozialistische Realität gewesen.
Bis zu diesem Punkt würde mir David Cameron wahrscheinlich zustimmen und handeln. "Ja genau! Der starke Staat ist schuld. Der starke Staat ist Sozialismus! Deswegen streiche ich jetzt mal alles kurz und klein und lass die Gesellschaft das unter sich regeln. Das wollen die so und das ist auch viel effektiver!" Gesagt, getan.
Dummerweise hat der Kommunitarismus noch eine zweite Ursache für für die Probleme der Gesellschaft. Und das ist der Kapitalismus. Damit der Kapitalimus nämlich funktioniert braucht man einen ausgeprägten Individualismus. Nur Egoismus hält den Markt am laufen und die Theorie des Liberalismus gibt dafür das Futter. Warum soll ich meinem Nachbarn helfen? Woher weiß ich denn, dass wenn mein Haus zusammenkracht, dass er mir dann hilft? Ich kenn den hinterlistigen Kerl doch. Okay ich helfe ihm, aber nur wenn er mir schriftlich erklärt das er mein Haus aufbaut wenn es zusammenkracht. Ach nee das ist zu kompliziert. Ich nutze lieber das Währungssystem und lass mich bezahlen.
Auch dieses System funktioniert irgendwie. Dummerweise weiß irgendwann niemand mehr so richtig was die Währung (das ist schließlich wahlweise auch nur Papier oder Altmetall) eigentlich wert ist. Außerdem stehen dann die dumm da die vielleicht nicht mal mehr garantieren können, dass sie selbst noch der Lage sind ein Haus aufzubauen. Schließlich ist mein Nachbar schon ein alter Mann. Solidarität und Egoismus schließen sich nämlich leider ein wenig aus.
Und genau diesen zweiten Punkt scheint der gute alte David vergessen zu haben. Bei ihm heißt nämlich "Big Society" auch individuelle Freiheit bis alle tot sind. Ganz besonders für diejenigen, die Geschäfte machen. Den Wohlfahrtsstaat gibt es nämlich in letzter Konsequenz nur deswegen, weil der individualisische Kapitalismus Verlierer auf der Strecke lässt. Den gab man lieber ein wenig Brot, damit die mir nicht die Häuser anzünden. Das hilft mir nämlich dann auch nicht. Anders ausgedrückt macht David Cameron und seine Regierung den folgenschweren Fehler soziale Sicherungen abzuschaffen um gleichzeitig den Liberalismus hochleben zu lassen. Der fromme Wunsch das alle Menschen sich gegenseitig helfen, ohne das der Staat das machen müsste, passt nicht zu der Hauptlinie, sich im Wettbewerb zu behaupten und kosteneffektiv zu arbeiten. Da stört doch nur die Hilfe für den Nachbarn.
Und das zeigt sich auch gerade an der Realität. Ein vorbildliches Projekt der "Big society" in Liverpool wurde immer von Cameron herangezogen um zu zeigen wie schön Nachbarschafthilfe funktioniert und Probleme besser löst als irgendwelche Sozialhilfe. Dieses Projekt wurde von der Stadt Liverpool eingestellt. Warum? Nun ja irgendjemand hat in London die Hilfe für die Städte zusammengeschrumpt und gesagt man soll alle nicht unbedingt nötige Ausgaben streichen, um das auszugleichen. Die Städte sollen ja auch nicht am Tropf von London hängen. Die Stadt Liverpool macht was ihr gesagt wird und streicht das Nachbarschafts-Hilfsprojekt.
David Cameron ist nicht erste und auf keinen Fall der letzte Politiker der einen politischen sozialen Gesellschaftsentwurf solange umdeutet, bis es in seinen Wahlkampf passt, nur um dann in der Regierung festzustellen, dass es nicht so funktioniert wie man es vorher versprochen hat. Warum das so ist, ist eine andere Frage.
Viel interessanter ist jetzt, was der Kommunitarimus vorschlägt. Nunja dieser stellt sich eine Welt unterteilt in viele kleine Gemeinschaften vor (Nachbarschaften, Kirchen, Vereine, etc.) in die Hilfe für den anderen höher eingeschätzt wird als Hilfe für sich selbst. Das sind urkonservative und wenn man so will urchristliche Werte (nicht zu verwechseln mit christlich konservativen Partein). Dabei drängt sich nun wieder eine Frage auf: Will man wirklich ein Amish Paradise?

Quizfrage:
Das Beispiel eines Nachbarn dessen Haus durch einen Sturm verwüstet wurde und dem dann von seinen Nachbarn geholfen wird, ist einem Werk der Popkultur entlehnt. Wer weiß wo ich es her habe?

Donnerstag, 3. Februar 2011

Ich verstecke mich hinter meinem DIN A4 Papier

Manche englische Studenten (bei weitem nicht alle) sind ein wenig sehr von sich selbst überzeugt. So glauben sie das ihr Unisystem und ihre Abschlüsse die besten der Welt sind und das alle anderen Universitäten (nagut es gibt noch Havard) auf der Welt nicht an das Niveau auf der Insel heranreicht. So sei ein Bachelor auf England mehr wert als ein Master in Deutschland. Diese Einschätzung kann auf jeden Fall nicht unbedingt von den eigenen Erfahrungen kommen. Ich habe zumindest heute 11 Kurzreferate gehört, die in den meisten Fällen auch von Schülern hätten kommen können. Allerdings waren einige vom Alter her auch noch sehr jung und würden in Deutschland sicherlich noch zur Schule gehen.
Jedenfalls ist es schwierig zu verstehen worum es geht wenn die Referenten wortgetreu vom Blatt ablesen. Das auch noch möglichst leise und möglichst schnell. Nicht unbedingt hohe Qualitäten für Studenten. Auch das sonstige Arbeiten ist bestenfalls genauso wie ich es aus Deutschland von vielen meiner Kommilitonen gewohnt bin. Zumindest von der Mehrheit. Studenten sind meiner Erfahrung nach entweder vielseitig interessiert und neigen dazu sich manchmal von ihrem eigentlichen Fach zu entfernen. Oder sie sind nur auf den Abschluss scharf und wollen dafür so effektiv wie möglich dafür arbeiten. Ob das viel oder wenig ist, ist eine Typfrage. Gruppe 1 hat verstanden wie es läuft, aber Gruppe 2 versteht das nicht und glaubt besser zu sein.
Das scheint irgendwie Universal für Studenten in Deutschland und in England zu gelten, nur mit dem unterschied das die erste Gruppe noch mehr mit "fauler Student" beschrieben wird als in Deutschland. Mich persönlich stört einfach die Oberflächlichkeit die dadurch hervorgerufen wird. Man lehrt nur Phrasen auswendig um sie in Klausuren oder Hausarbeiten auszubreiten, versteht aber offentlichsichtlich wenig was dahinter steht. Über kurz oder lang werden allerdings auch die verstehen müssen worauf es ankommt.
An den Unis hier wird jedenfalls nicht mehr oder besser unterrichtet als in Deutschland. Höchstens, dass wir in Deutschland noch das Vergnügen haben einen Haufen Literatur in einer Fremdsprache zu lesen und deswegen am Ende vielleicht sogar ein wenig mehr wissen.

Quizfrage:
Wer hat einen Oscar für den Film bekommen aus dem die Szene stammt?

Mittwoch, 2. Februar 2011

I'm from europe

Desto länger ich hier bin, desto mehr merke ich die vielen Unterschiede zwischen Deutschland und England. Im Prinzip handelt es sich dabei nur um Kleinigkeiten, aber sie ergeben einen Gesamteindruck, der doch ein wenig zu wünschen übrig lässt. Im Austausch mit anderen internationalen Studenten merke ich allerdings, dass die Unterschiede die ich feststelle oft mehr mit England als mit Deutschland zu tun haben. Viele andere fallen nämlich genau die gleichen Dinge auf. Das führt dazu das ich inzwischen wie die Engländer selber die Insel von dem Festland loslöse. Ich ertappe mich zum Beispiel dabei wie ich beschreibe wie es in Europa ist, wenn ich allerdings von Deutschland erzähle. Oberflächlich betrachtet scheint Deutschland viel eher wie Frankreich zu sein als wie England. Ich bin mir sicher das täuscht aber im Kopf mache ich oft diese Unterscheidung. Europa auf der einen Seite und Großbritannien auf der anderen.
Dazu passend hat mir ein Engländer von seiner Bachelorabschlussarbeit erzählt. Besagter Engländer gehört zu der Minderheit von britischen Studenten, die mit Erasmus ins Ausland gehen. Davon inspiriert hat er sich die Fragestellung ausgesucht; inwieweit das Erasmusprogramm eine europäische Identität stiftet. Ich habe ja sofort gedacht: Nö tut sie nicht, weil kein Mensch sich wirklich als Europäer beschreiben würde (ein paar Freaks gibt es immer, aber die zählen nicht). Tatsächlich wurde mir diese Einschätzung dann bestätigt. Mit ca. 200 beantworteten Fragebögen wurde keine europäische Identität gefunden. Allerhöchstens konnte ausgemacht werden, dass einige Erasmusstudenten ein wenig die Identität ihres Gastlandes annehmen. Und wenn sie das nicht getan haben, dann fühlen sie sich mit ihrem Heimatland mehr verbunden.
Okay das bedeutet jetzt für mich, ich kann mich entscheiden ob ich lieber ein wenig Engländer sein möchte oder ob ich aktzeptiere das ich ein Deutscher bin. Ich will jetzt nicht sagen, dass ist die Wahl zwischen Pest und Cholera, aber irgendwie habe das Gefühl da müsste noch mehr sein. Will ich ein Engländer oder Brite sein? Nicht wirklich. Will ich mehr ein Deutscher sein? Eigentlich auch nicht. Immer wenn ich Deutsche im Ausland sehe schäme ich mich (Bitte sagt mir das es nicht nur mir so geht!). Aber es wäre wohl idiotisch das zu verneinen. In meinem Pass steht deutsch und das stimmt wohl auch.
Aber irgendwie hätte die Idee ein Europäer zu sein, doch was für sich. Als Europäer ist man nämlich genau genommen nicht spezielles sondern man kann sich von allen Dingen das aussuchen was man mag in Europa. Und wenn man will kann man Großbritannien da ausklammern. Die Briten geben sich ja selbst die größte Mühe dabei.