Donnerstag, 7. April 2011

Bristol - Britannies Zukunft?

Gestern habe ich Bristol besucht. Das hatte ich eigentlich schon seit Beginn vorgehabt, aber es hat sich nie eine gute Möglichkeit ergeben. Deswegen bin ich einfach mal hingefahren. Warum wollte ich nach Bristol? Nunja, ich hatte viel über die Stadt gelesen und gehört, sodass ich das Gefühl hatte die Stadt sehr gut zu kennen. Und zu diesem Gefühl passte es irgendwie nicht niemals dagewesen zu sein. Ich weiß über die glorreiche Vergangenheit als Hafenstadt bescheid. Bristol war neben Liverpool und Lissabon der Sklavenhandelshafen schlechthin in Europa. Das bedeutet nicht das hier Sklaven verschifft wurden sind, sondern das ihre Händler, ihre Schiffe und die entsprechende Ausrüstung von hier kamen. Und im Zuge des Dreieckshandels kamen die ganze Reichtümer aus der Neuen Welt (die mit den Sklaven erwirtschaftet wurden sind) an und machten Bristol unverschämt reich.
Und auch als der Sklavenhandel 1807 in England verboten wurden ist, blieb der Hafen bedeutend. Deswegen wurde im Zuge der Industrialisierung hier viel gebaut. Besonders Brunell war hier sehr aktiv. Die Great Western Railway von London nach Bristol (und darüberhinaus) war die erste wirklich große Eisenbahn der Welt. Sie wurde von Brunell entworfen und vorangetrieben. Desweiteren steht sein beeindruckendes Dampfschiff, die SS Great Briten immer noch im Hafen und ist zu besichtigen. Und als ob das noch nicht reichen würde hat Bristol noch die sehr schöne Clifton Suspension Bridge zu bieten, welche übrings nur zu Brunells Ehren zuende gebaut wurden ist.
Aber auch heute hat Bistol einiges zu beiten. Zwei Unis mit relativ guten Reputationen, eine aktive Kulturszene, die zum Beispiel die Szenengrößen Massive Attack, Portishead hervorgebracht hat. Nach letzterer ist sogar eine Stadt in der Nähe von Bristol benannt. Außerdem steht Bristol einer Wachstumsregion in England vor. Der einzigen neben dem Großraum London. Viele Firmen besonders im Bereich der Kommunikationsindustrien und der Kulturindustrien sind in Bristol zu finden. Dazu passt, dass das Studio von Nick Park in Bristol ansässig ist. Auch deswegen findet sich in Bristol für eine britische Stadt sehr viel europäische (Post)Moderne. Das Prinzip der Waterfront ist hier mehr als ausgiebig praktiziert. Das passt ja auch in einen riesigen ehemaligen Hafen mit entsprechender Nachfrage aus der Stadt selbst. Mir ist nur aus London, New York, Barcelona und Hamburg ähnliche große Projekte bekannt. Das will bei der Größe von Bristol schon was heißen.
Soweit zu dem was ich über Bristol vorher wusste. Da konnte mein Besuch eingentlich nur bestätigen was ich schon wusste. Das klingt langweilige, ist es aber nicht. Ich bin alleine hingefahren und habe durch Zufall eine Baskin getroffen, die ich gekannt habe und die auch den Tag in Bristol verbringen wollte. Zusammen haben wir uns die Stadt angeschaut und fast alles gesehen was ich eben beschrieben habe. Außerdem haben wir noch Kaffee getrunken in einem der zahlreichen kleinen Coffeeshops (sie Tee, ich eine heiße Schokolade). Die Sonne wurde genossen und ich habe sogar einen Sonnenbrannt bekommen, weil ich nach dem Wetter Dienstag nicht mehr damit gerechnet habe.
Außerdem habe ich einen sehr schönen Garten hinter der örtlichen Kathedrale gefunden, der einfach nur traumhaft schön war. Ich habe in Bristol an einem Tag mehr Fahrradfahrer gesehen als in Plymouth ein halbes Jahr (okay es war auch Winter). Und am Abend sind mir soviele sehr haarige Menschen begegnet, dass ich durch nachforschen herausgefunden habe das die Band Kyuss (ebenfalls eine Szenegröße) auch Bristol an diesem Tag besucht hat.
Am Ende konnte ich nur traurig sein, dass ich Bristol nicht noch einmal besuchen werden (zumindest nicht in nächster Zeit). Ich könnte auch neidisch sein auf alle die Erasmus in Bristol machen dürfen und durften. Aber ich denke einfach sich zu freuen einen sehr schönen Tag gehabt zu haben reicht auch irgendwo.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen