Mittwoch, 19. Januar 2011

Plymouther Persönlichkeiten VI - Francis Drake

Gemessen an den Sachen die in Plymouth nach Menschen benannt sind, hat es wohl Francis Drake geschafft der Beliebteste zu sein. Nach ihm ist schließlich das örtliche Einkaufszentrum benannt und eine größere Ehre gibt es wohl kaum in einer Welt, die irgendwo vom Konsum getrieben wird. In der Uni ist allerdings nur ein Wohnheim nach ihm benannt. Die Bewohner sind aber total Stolz darauf und mobben die Bewohner der "Pilgrims Hall". Wer will schon nach einem Haufen Evangelikalen Flüchtlingen benannt sein?
Francis Drake ist in einem kleinen Kaff nahe Tavisstock (böse Zungen nennen Tavisstock selbst ein Kaff) in Devon geboren. Da er dummerweise nicht der Erstgeborene war und seine Familie auch nur aus Bauern bestand musste er als Volljähriger (also 12) sofort Brot selbst verdienen. Im nahen Plymouth hat er dann den Weg zu den Schiffen gefunden. An Bord einer kleiner Nußschale, die immer den Kanal hin und her fuhr, lernte er ein Seemann zu sein. Es war sogar so fleißig und talentiert, dass er von seinem Mentor die Nußschalte erbte als dieser starb. Damit ließ sich allerdings wenig Geld und Ruhm verdienen und so heuerte er bei seinem Vetter John Hawkins an.
Damit fing er an in den Geschäften mitzuwirken wo sich richtig Geld verdienen ließ. Das war auf der einen Seite der Sklavenhandel, der zu der Zeit allerdings nur den Spaniern erlaubt war (meinte zumindest die Spanier). In diesem Kontext reifte Drake vom Seemann zum erfahrenen Kapitän heran. Seine erste große Reise (1567 - 1569) mit dem Kommando über ein eigenes Schiff (aber unter dem Oberkommando seines Vetters) führte ihn von Plymouth über Afrika (wo man ein paar Sklaven "einsackte") in die Karibik. Die stand allerdings unter spanischer Herrschaft, die nicht mit Engländern handeln wollten. Deswegen wurden Häfen blockiert und Siedlungen beschossen, woraufhin dann doch ein paar Sklaven abgekauft wurden sind. Das ist mal aggressives Marketing. Die Spanier fanden das nicht so toll und versenkten fast bei einer Gelegenheit einfach die ganze Flotte von sechs Schiffen. Nur Drakes Kahn (nur ein wenig größer als sei alte Nußschale) und ein anderes Schiff schafften es zurück nach England. Sein Vetter fand Drakes "taktischen Rückzug" nicht so toll, weswegen er sich kurzerhand ein eigenes Schiff besorgte und auf eigene Faust nochmal nach Amerika segelte.
Irgendwie war Drake jetzt nicht mehr so gut auf Spanier zu sprechen und fing an in der Karibik Schiffe zu überfallen und verspottete auch noch seine Opfer, womit er sich bei den Spaniern einen gewissen Ruf erarbeitete. Er hinterlies bei seinen Opfern gerne Nachrichten, die seinen schwarzen Humor und Rachegelüste offenbarten. Neben dem Töten von Spaniern und dem Versenken von spanischen Schiffen brachten seine Reisen ihn auch viel Geld ein. Drake war damit der erste (und ziemlich erfolgreiche) Pirat in der Karibik. Viele andere sollten folgen. Ab 1572 ging er dazu über Siedlungen, die über viel Gold und Silber verfügten, zu überfallen.
Als er 1573 mal wieder in England war, war er berühmt genug um die Aufmerksamkeit der Regierung (die auch genug von seiner Beute bekam) auf sich zu ziehen. Die fand er solle doch mal eine Weile keine Überfälle mehr machen. Man wollte die Übermacht Spaniens nicht zu sehr provozieren.
1577 war es dann soweit. Mit mächtigen Geldgebern im Rücken, vielen Vertrauten und einem stolzen Schiff, der Golden Hindt, machte sich Drake auf die Welt zu umsegeln. Drei Jahre, ein paar Schiffen weniger, ein paar verlorenen Vertrauten und mit wahnsinnig viel spanischer Beute später kam er wieder in Plymouth an. Er ging aber nicht direkt an Land sondern landete erstmal auf der Insel vor Plymouth, die heute sein Namen trägt. Er hatte Angst, dass Königin Elisabeth tot sein könnte und England nun ein katholischer Allierter Spaniens sein könnte. Mit ein paar Tonnen spanischen Edelmetall beladen käme das wohl nicht gut. Der Wert der Ladung entsprach wohl den Steuereinnahmen von mehr als zwei Jahren und die Krone, die Geldgeber und Drake selber bekamen später ihren Teil. Von einem Fischer erfuhr er zunächst allerdings das die Königin noch lebte, in Plymouth aber die Pest ausgebrochen ist.
Drake wurde Ritter und war wohl bei der Königin sehr beliebt. Zumindest vertraute sie ihm wichtige weitere Unternehmungen an. Nach weiteren Kaperreisen hatten die Spanier 1587 endlich genug und bauten eine riesige Flotte um England zu erobern. Drake führte erstmal sowas wie einen Präventivschlag dagegen aus und versenkte einen nicht unwesentlichen Teil der noch nicht fertigen Armada. 1588 kam dann die Armada nach England und Drake war einer der Hauptveranwortlichen für die Verteidigung. Als er in Plymouth auf der Hoe (ungefähr da wo heute seine Statur steht) die Armada erblickte, hatte er es erstmal nicht eilig. Er beendete sein Bowls-Spiel (Boule) bevor er sich entschloss zu kämpfen. Wohl deswegen findet man heute auf der Hoe ein Bowling-Green. Drake war sehr erfolgreich beim Kampf gegen die Armada, welche aber wohl eher durch ihre eigene Überheblichkeit und Stürme scheiterte.
Ein Jahr später führte Drake den Gegenangriff auf Spanien, der allerdings kläglich scheiterte. Drake war wohl doch damit überfordert alleine eine ganze Armee zu führen und hatte seine Mannen nicht so richtig unter Kontrolle. So ist ein Massenbesäufniss nach dem Überfall auf A Coruna überliefert. Der Versuch Spanien effektiv entgültig in die Knie zu zwingen war dennoch nicht gescheitert und Drake sank massiv in Elisabeths Gunst. Vorher hat er allerdings noch die Stadt Vigo in Nordost-Spanien aus Rache dem Erdboden gleich gemacht.
Das alles hat seinem Ruhm in England allerdings kaum geschadet. Genauso wenig wie die Tatsache, dass er Pirat, Sklavenhändler und ein rachsüchtiger Mörder war. Er gilt heute als einer der größten Seefahrer Englands, was in einer Seefahrernation wirklich was bedeutet. Auch durch ihn wurde England die vorherrschende Weltmacht im 17., 18. und 19. Jahrhundert.

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